Montag 31 Juli 2017, 08:28

Gulati: "Indien 2017 ist etwas Besonderes für mich"

  • Gastgeber der U-17-WM trifft im Eröffnungsspiel auf USA

  • FIFA-Ratsmitglied Sunil Gulati: in Indien geboren, in den USA aufgewachsen

  • Kolumbien und Ghana komplettieren starke Gruppe A

Lachen, ein breites Grinsen, Händeschütteln. Das war der Augenblick, in dem bei der Offiziellen Auslosung der FIFA U-17-Weltmeisterschaft 2017 für das Eröffnungsspiel die Paarung zwischen Gastgeber Indien und den USA aus dem Lostopf gezogen wurde. Sunil Gulati, der als Präsident des U.S.-amerikanischen Fussballverbands an der Veranstaltung teilnahm, drehte sich zu seinem indischen Pendant Praful Patel um und schüttelte ihm herzlich die Hand. Dieser Augenblick zählte zu den unbeschwertesten der Zeremonie, die Anfang des Monats in Mumbai stattfand.

Gulati ist außerdem Mitglied des FIFA-Rates und Vorsitzender der Organisationskommission der FIFA U-17-Weltmeisterschaft. Während der Auslosung schlugen gewissermaßen zwei Herzen in seiner Brust. Gulati wurde nämlich in Indien geboren und der größte Teil seiner Familie lebt auf dem Subkontinent. Im Alter von fünf Jahren siedelte er in die USA um. Das Eröffnungsspiel dürfte für das neutrale Publikum ein faszinierendes Spektakel und für die beiden Teams ein Härtetest sein. Die Partie bildet den Auftakt zu einem Turnier, das nach der spannenden Auslosung in Mumbai viel verspricht.

"Jede WM-Auslosung ist spannend, aber die Tatsache, dass die USA in dieselbe Gruppe gelost wurden wie Indien, hat für mich eine besondere Bedeutung", so Gulati in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com. "Das Turnier als Ganzes wird eine inspirierende Veranstaltung für den Sport in Indien sein, und dass die USA die Möglichkeit haben, das Eröffnungsspiel zu bestreiten, ist etwas ganz Besonderes. Mit Ghana, der ewigen Fussballmacht auf U-17-Ebene, und Kolumbien in der Gruppe wird es allerdings keinesfalls nur um die USA und Indien gehen."

Da Gulati Indien bereits in sehr jungen Jahren verlassen hat, hat er nur noch "Erinnerungen von Erinnerungen" an die ersten Jahre in seinem Geburtsland. Dank seiner engen Verbindungen zu beiden Ländern ist er ein kompetenter Ansprechpartner, wenn es darum geht, die Herausforderungen, mit denen sein Mutterland jetzt konfrontiert ist, mit denen zu vergleichen, vor denen seine Wahlheimat einst stand.

"Ich glaube, Indien hat im Fussball große Schritte nach vorn gemacht", so Gulati. "Das ist dort eine große Herausforderung, weil es sich um ein so großes Land handelt. Fussball ist in Indien traditionell nicht die beliebteste Sportart und die Bevölkerung ist sehr vielschichtig. In dieser Hinsicht ist es ein wenig wie in den USA. Wir haben mit der Führung des AIFF (All India Football Federation) darüber gesprochen, dass wir in den USA einst vor ähnlichen Herausforderungen standen wie Indien jetzt."

Der Dozent für Wirtschaftswissenschaften hält das Jugendturnier auf dem Subkontinent für einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.

"Die U-17-WM ist ein wichtiges Turnier, weil es sich um eine Vorzeigeveranstaltung handelt. So viele junge Spieler werden durch dieses Turnier zu Stars, und diese Spieler und die Zuschauer werden die Veranstaltung sicher in guter Erinnerung behalten."

"Hier bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, junge Spieler ganz ungezwungen aufspielen zu sehen", so Gulati weiter. "Vielleicht fällt hier einiges von der Disziplin und dem Druck, den wir bei den A-Mannschaften sehen, unter den Tisch. Ich finde, das ist in diesem Alter eine gute Sache. Man weiß nicht, wer die Stars sein werden, während man bei einer WM der A-Nationalmannschaften erwartet, dass Messi oder Ronaldo das Heft in die Hand nehmen. Durch dieses Turnier ist schon so vielen Spitzenspielern der Durchbruch gelungen, und ich glaube, wir werden das hier wieder erleben."

Ein gutes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der U.S.-Spieler Christian Pulisic. Nach seinem Auftritt bei der U-17-WM 2015 in Chile avancierte er zu einem Schlüsselspieler in der A-Nationalmannschaft und beim deutschen Spitzenklub Borussia Dortmund.

"Christian hat seine Sache für uns natürlich sehr gut gemacht", erklärt Gulati. "Er war ganz eindeutig ein sehr guter Spieler, aber ich glaube nicht, dass viele ihm zugetraut hätten, in so kurzer Zeit eine so wichtige Rolle in unserem Nationalteam und bei Dortmund einzunehmen. Schließlich gibt es dort eine Menge guter Spieler. Er ist ein großes Talent."

"1999 in Neuseeland hatten wir Landon Donovan, der dort mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet wurde. DaMarcus Beasley erhielt bei diesem Turnier den Silbernen Ball und hat seither an vier Weltmeisterschaften für A-Nationalmannschaften teilgenommen. Das sind wichtige Namen in unserer Fussballgeschichte, und Christian wird in Zukunft hoffentlich ebenfalls eine wichtige Rolle spielen."

Eines ist sicher: Die nächste Generation U.S.-amerikanischer Nationalspieler wird im Eröffnungsspiel der U-17-WM gegen Gastgeber Indien einen äußerst interessierten Zuschauer haben.

"Ich glaube, ich werde meine Vorlesungen an der Columbia University ausfallen lassen und zu diesem Spiel anreisen", meint Gulati lachend. Unabhängig davon, ob er die Erlaubnis dazu erhält oder nicht, wird die gesamte Familie Gulati die Begegnung in Neu-Delhi gemeinsam mit ihren Landsleuten gespannt verfolgen. Wir dürfen uns auf ein vielversprechendes Auftaktspiel und Turnier freuen.

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