Sonntag 22 Oktober 2017, 20:09

Gómez gelingt der Balanceakt

  • Gefahr einer Sperre wie ein Damoklesschwert

  • "Nur an die Balleroberung gedacht"

  • Sein Treffer ein Kandidat für das Tor des Turniers

Es ist sicher nicht einfach, mit dem Wissen ins Viertelfinale einer FIFA-WM zu gehen, dass man im Falle einer weiteren Gelben Karte im Halbfinale nicht dabei sein wird. Der spanische Mittelfeldspieler Sergio Gómez kann ein Lied davon singen.

"Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir das während des Spiels nicht ab und an durch den Kopf gegangen ist, aber meine Spielweise hat es nicht beeinflusst", meint der Spanier mit der Rückennummer zehn im Gespräch mit FIFA.com. Er erzielte außerdem beim verdienten 3:1-Sieg gegen Iran in Kochi ein wahres Traumtor mit links.

"Ich glaube, wenn man zu viel darüber nachdenkt, riskiert man eher, bei einem Spielzug zu spät zu kommen und einen Fehler zu begehen. Es kann sogar sein, dass du alles richtig machst und trotzdem eine Gelbe kassierst, wie es Lara heute passiert ist. Deshalb ist es besser, ohne Angst und konzentriert zu spielen."

  • Sergio Gómez bei der U-17-WM in Indien

Spiele: 5 | Minuten pro Spiel: 84,58 *

Tore: 2 | Vorlagen: 1*

Gómez legte sich während der gesamten ersten Halbzeit und über weite Strecken der zweiten auf der linken Flanke ins Zeug, wechselte dann jedoch ins Zentrum, wo die Gefahr von Reibereien mit Gegenspielern größer ist. Einige Male musste er seine Gegenspieler sogar verfolgen oder auf gleicher Höhe in den Zweikampf gehen, doch er sah sich beispielsweise nie gezwungen, zu Boden zu gehen.

"Wenn du mitten in einer Aktion bist, denkst du nur darüber nach, wie du den Ball gewinnen kannst. Über nichts anderes."

Laut Gómez hat sein Trainer Santi Denia vor der Partie nicht mit ihm über dieses Thema gesprochen, allerdings kam das Gespräch mit einigen Teamkameraden darauf. "Niemand möchte gern das Halbfinale einer WM verpassen, aber wir haben dem Ganzen auch nicht zu viel Bedeutung beigemessen."

Jetzt kann er gegen Mali – einen physisch stärkeren Gegner – befreit aufspielen. "Es ist schon eine Erleichterung, dass dieser Druck jetzt weg ist, aber am Ende geht es nur ums Gewinnen. Wenn man mir vor dem Spiel gegen Iran gesagt hätte, dass ich eine weitere Gelbe Karte kassieren müsste, damit wir ins Halbfinale kämen, dann hätte ich das auf jeden Fall akzeptiert."

Das sagt Santi dazu "Ich spreche nie mit meinen Spielern über dieses Thema, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie dadurch noch stärker unter Druck geraten. Wenn ich ihnen sage, sie sollen bei der Balleroberung auf bestimmte Weise vorgehen oder vorsichtig sein, dann schränke ich sie ein. Das ist noch schlimmer. Gómez hat den Kopf aus der Schlinge gezogen, Lara nicht. So ist das."

Gómez über ...

  • Sein Tor: "Als ich den Ball erhielt und sah, dass ich allein war, habe ich den Kopf gehoben und abgezogen. Wäre ich gedeckt gewesen, dann hätte ich den Ball an einen Teamkameraden abgegeben."

  • Wollten Sie ihn dort versenken? "Ja, ich habe genau dort hingezielt, ich schwöre!"

  • Außenbahn oder Zentrum? "Ich spiele dort, wo der Trainer mich einsetzt. Auf der Außenbahn habe ich mehr Platz zu laufen, im Zentrum mehr Ballkontakte und mehr Schussmöglichkeiten, so wie heute. Ich mag beide Positionen."

  • Halbfinalgegner Mali: "Sie sind physisch stark, aber wir sind Spanien und werden spielen wie Spanien."

Noch ein schneller Doppelpass ...

  • Warum Fussball? "Wegen meines Großvaters und meiner Onkel. Sie waren schon immer fussballbegeistert. Mein Opa hat mir den ersten Ball geschenkt."

  • Ein Vorbild? "Iniesta. Er ist nicht nur ein hervorragender Spieler, sondern auch ein sehr bescheidener Mensch."