Samstag 05 August 2017, 10:05

Barça-Youngsters nehmen Titel ins Visier

  • Spanien reist als Europameister zur U-17-WM

  • Der dreimalige Vizeweltmeister hat noch nie eine WM dieser Altersklasse gewonnen

  • Wir haben mit den Barça-Spielern Abel Ruiz und Mateu Morey gesprochen

"Er ist eine Kanonenkugel." So definiert Abel Ruiz, Mannschaftskapitän der Rojita, seinen Teamkollegen Mateu Morey. Und dieser gibt das Kompliment ohne zu zögern zurück. "Abel ist ein sehr kompletter Spieler, der wirklich viel für die Mannschaft leistet."

Beide gehören auch demselben Verein an, nämlich dem FC Barcelona, auch wenn Ruiz in der zweiten Mannschaft der Katalanen und Morey in der Juvenil A (U-18) spielt. In der berühmten Jugendakademie des Klubs, La Masía, wohnen sie zusammen und reisen auch gemeinsam zu den Trainingslagern des spanischen Nationalteams. "Wir liegen auf der gleichen Wellenlänge", meint Ruiz. Das macht sich auch auf dem Platz bemerkbar, wie man beim ersten Tor der Spanier im Finale der UEFA-U-17-Europameisterschaft unschwer erkennen konnte. Am Ende setzte die Rojita sich nach Elfmeterschießen mit 4:1 gegen England durch, nachdem sie erst gegen Ende der zweiten Halbzeit den Ausgleichstreffer zum 2:2 erzielt hatte.

Ruiz, ein klassischer Stürmer, nahm den Ball im Strafraum an und hob den Kopf. Er sah Morey heransprinten und bediente den rechten Verteidiger, der den Ball ohne Probleme ins Tor beförderte. Laut Ruiz war der Spielzug keineswegs improvisiert. "Wir sprechen immer über so etwas. Über diese Pässe in den Raum, weil er oftmals mit nach vorn kommt und dann nach innen zieht."

Ein Stürmer und ein Verteidiger, zwischen denen die Chemie stimmt und die bei der Europameisterschaft 58 Prozent der spanischen Tore erzielt haben (vier gehen auf Ruiz', drei auf Moreys Konto) wollen nun noch höher hinaus. Als nächstes haben sie die FIFA U-17-Weltmeisterschaft auf dem Radar, die vom 6. bis zum 28. Oktober in Indien stattfindet.

"Am Abend nach dem Sieg bei der Europameisterschaft habe ich schon davon geträumt, den WM-Pokal in die Höhe zu stemmen. Das ist wirklich ein großer Traum, weil es vor uns noch niemandem gelungen ist", so Ruiz im Gespräch mit FIFA.com.

Spanien kann zwar auf U-17-Ebene zwei Europameistertitel für sich verbuchen und weitere sechs mit der U-16, doch einen Weltmeistertitel hat die Rojita noch nie errungen. 1991, 2003 (mit Cesc Fábregas und David Silva) sowie 2007 belegte man jeweils den zweiten Platz, 2009 wurden die Spanier Dritter.

Daher mangelt es nicht an Motivation, diesen letzten Titel zu holen, der Spanien im Männerfussball noch fehlt. Die Begeisterung ist so groß, dass in der WhatsApp-Gruppe der Rojita zwei Monate vor Turnierbeginn bereits die Nachrichten hin- und herfliegen. "Vorher hieß die Gruppe 'Europameister' und jetzt haben wir sie mit Blick auf die WM umbenannt in 'Laden für Indien 50 %'." Morey lacht.

"Wir reden von nichts anderem mehr. Außerdem haben wir bei der Europameisterschaft einen Monat zusammen verbracht und freuen uns sehr auf das Wiedersehen", versichert Ruiz.

Der Stürmer, gemeinsam mit den Franzosen Amine Gouiri und Odsonne Edouard Rekordtorschütze der U-17-Europameisterschaft (acht Treffer), gehörte bei der Auflage von 2017 zu den Routiniers, da er bereits 2016 dabei gewesen war und mit Spanien den zweiten Platz belegt hatte.

Daher vertraute Nationaltrainer Santi Denia ihm die Kapitänsbinde an. "Ich bin stolz darauf, die Binde zu tragen. Wir sind alle im selben Alter, und es ist nicht einfach, aber ich habe versucht, meinen Teamkameraden mit den Erfahrungen unter die Arme zu greifen, die ich letztes Jahr gemacht habe."

Für Morey ist die Sache ganz klar: "Wir hatten Erfolg, weil wir alle Ratschläge befolgt haben – die des Trainers, die von Abel ... wir haben ihnen zugehört, uns gemeinsam gesteigert, und das hat sich am Ende ausgezahlt."

Bei der bevorstehenden WM werden sie alle Neuland betreten, doch sie wollen die mangelnde Erfahrung mit ihrer großen Motivation wettmachen. "Wir haben eine schöne Herausforderung vor uns und wollen Geschichte schreiben", so Ruiz.

Mithilfe dieses Duos könnte es Spanien sehr wohl gelingen, sich endlich den noch fehlenden Weltmeistertitel zu holen.