Mittwoch 20 November 2019, 03:34

Wiegman: "Wir müssen schnell besser werden"

  • Die Trainerin des Vizeweltmeisters zieht Bilanz des Jahres 2019

  • Bisher nur Siege in der Qualifikation für die EURO 2021

  • Nächste große Herausforderung: die Olympischen Spiele

Wenn sich ein Jahr dem Ende zuneigt, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Für Sarina Wiegman fällt diese sehr positiv aus. Die niederländische Nationaltrainerin ist mit ihrem Team verdient Vizeweltmeisterin geworden. Außerdem stehen die Niederländerinnen in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2021 an der Tabellenspitze der Gruppe A, nachdem sie alle Spiele gewonnen haben – mit 28 Toren und nur drei Gegentreffern.

Auf die Bitte, einen unvergesslichen Moment des Jahres 2019 herauszustellen, zögert sie nicht lange. "Ohne Zweifel das [WM]-Finale gegen die USA", so Wiegman.

Obwohl sie mit ihrem Team in Lyon unterlag, ist Wiegman noch immer sichtlich begeistert von der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™. "Das war das größte Ereignis des Jahres. Ich habe es wirklich genossen, so hervorragende Spielerinnen in Aktion zu sehen, vor allem meine eigene Mannschaft und die Amerikanerinnen, die überwältigend waren", meint die Trainerin im Exklusivinterview mit FIFA.com. "Die erfolgreiche Qualifikation für die WM, unser Debüt gegen Neuseeland und dann natürlich das Finale vor fast 60.000 Zuschauern in Lyon – die Atmosphäre und die Energie waren einfach spektakulär", meint sie rückblickend.

Nach ihrem Erfolgsweg mit dem Nationalteam, mit dem sie den zweiten Platz auf dem Treppchen erklomm, schaffte sie es unter die Finalisten für die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Frauen 2019, die schließlich Jill Ellis erhielt, die Trainerin des Endspielgegners USA.

Wir wollten wissen, wie häufig sie sich das Spiel später noch angeschaut hat. "Tatsächlich nur einmal", erklärt sie lächelnd. "Ich werde es mir natürlich nochmal anschauen. Aber ich habe einige Tage gebraucht, gut, ehrlich gesagt sogar ein paar Wochen, um mich zu erholen und einen Moment zu finden, in dem ich mich in Ruhe hinsetzen und das Ganze analysieren konnte."

"Ich finde immer Dinge, die verbesserungswürdig sind. Selbst bei den Spielen, die wir problemlos gewonnen haben. Aber bei diesem Finale gab es meiner Meinung nach nicht viel, was wir hätten anders machen sollen. Wir waren ganz nah dran. Wir haben einen frühen Gegentreffer der USA vermieden, wir hatten einige Chancen. Aber am Ende waren sie das bessere Team und haben den Sieg verdient", erklärt sie.

Wendepunkt

Dieses Jahr hat es mit der The Best-Auszeichnung zwar nicht geklappt, aber sie konnte sie bereits 2017 für sich verbuchen, als sie mit den Niederlanden die Europameisterschaft gewann. Dieses Turnier hat bei ihr unauslöschliche Spuren hinterlassen.

"Das Auftaktspiel dieses Turniers gegen Norwegen werde ich nie vergessen. Das ganze Stadion war eine orangenes Farbenmeer. Unsere Fans haben dieses Turnier noch denkwürdiger gemacht. Wir hatten nicht so viel Unterstützung erwartet, aber sie waren seit dem ersten Spiel da und eine große Zusatzmotivation für uns. Das Finale zu gewinnen war natürlich einmalig, und dann am nächsten Tag die Fahrt durch die Stadt ...", an dieser Stelle bricht sie ab, weil die Gefühle kaum in Worte zu fassen sind.

"Ähnlich sieht es für mich persönlich aus. Meine Welt hat sich verändert, und ich musste mich darauf einstellen. Ich habe jetzt mehr Mitarbeiter. Wir haben bei der WM gezeigt, wozu wir in der Lage sind, und müssen uns nun Tag für Tag ins Zeug legen, um das Niveau zu halten und uns weiter zu verbessern. Und wir müssen schnell besser werden, weil die ganze Welt dort draußen sich mit Riesenschritten entwickelt."

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