Freitag 25 November 2016, 15:20

Waliser mit Cruyff-Trick

Beim Fussball wird der richtige Instinkt nicht selten belohnt. Eines der schönsten Beispiele dafür lieferte im zu Ende gehenden Jahr der walisische Stürmer Hal Robson-Kanu mit seinem herausragenden Tor gegen Belgien im Viertelfinale der UEFA EURO 2016.

In der 55. Minute stand es zwischen Wales und Belgien 1:1 unentschieden. Für die Waliser ging es in der Partie um nicht weniger als den erstmaligen Einzug ins Halbfinale eines großen internationalen Turniers. In dieser Situation kam der Ball von Aaron Ramsey zu Robson-Kanu, der mit dem Rücken zum Tor am Elfmeterpunkt stand. Der Angreifer spielte den Ball kurz mit rechts vom Tor weg und dann mit einer perfekten "Cruyff-Drehung" und dem linken Fuß wieder in Richtung Tor. Damit ließ er die Gegenspieler Thomas Meunier, Marouane Fellaini und Jason Denayer ins Leere laufen und konnte mit genügend Raum für einen perfekten Abschluss den belgischen Schlussmann Thibaut Courtois überwinden und den historischen Sieg der Waliser einleiten.

"Ich stand im Strafraum und wollte mir etwas Platz für meinen Schuss verschaffen", beschrieb Robson-Kanu die Situation im Anschluss. "Ich stand mit dem Rücken zum Tor und alle dachten, ich würde den Ball wohl abspielen. Aber ich habe diese Cruyff-Drehung gemacht und ihn dann ins Netz gejagt. An diesem Tag brauchte es eine solche Aktion, um das belgische Team zu knacken."

Die instinktiv und mit technischer Perfektion ausgeführte Aktion löste rund um die Welt Beifallsstürme aus. Die BBC-Zuschauer wählten den Treffer zum schönsten Tor des Turniers und in der täglichen Sendung "Match of the Day" herrschte kein Mangel an Experten, die sich dieser Meinung anschlossen. Für Thierry Henry beispielsweise, der in seiner aktiven Zeit selbst einige spektakuläre Treffer erzielte, war die Entscheidung leicht. "Für mich ist die Sache klar: Robson-Kanu", meinte der französische Ex-Nationalstürmer. "Perfekte Ballkontrolle, kraftvolle Ausführung, Überblick und Cleverness."

Dieses Lob dürfte wie Musik in den Ohren von Robson-Kanu geklungen haben, der sich durch die Nachwuchsmannschaften Arsenals hocharbeitete, als Henry dort die beste Zeit seiner Karriere erlebte. Robson-Kanu schaffte den Durchbruch bei den Gunners nicht und fuhr ohne Vereinszugehörigkeit zur EURO 2016. Nach seinen dortigen Leistungen und insbesondere diesem Tor gab es allerdings großes Interesse von vielen Klubs und er unterschrieb schließlich beim Premier-League-Klub West Bromwich Albion. Seit dem Turnier vergeht im Übrigen kaum ein Tag, an dem Robson-Kanu nicht an diesen magischen Moment im Stade Pierre-Mauroy in Lille erinnert wird.

"Als ich klein war, habe ich selbst immer versucht, großartige Tore nachzumachen, die ich gesehen hatte. Es ist schon ein sehr merkwürdiges Gefühl, wenn mir jetzt Eltern und Lehrer erzählen, dass ihre Kinder versuchen, dieses Tor nachzumachen", so der Torschütze. "Einfach großartig, dass mir ein solches Tor auf dieser Bühne gelungen ist."