Mittwoch 29 August 2018, 06:59

Die Evolution der "Simeone-Methode"

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  • Er gewann mit "Atleti" nach drei titellosen Jahren die Europa League

  • Dritte Nominierung in Folge für The Best

  • Sein letztes Werk: Nachwuchsspielern Verantwortung übertragen und Stars halten

"Wenn man an den Erfolg glaubt und hart arbeitet, kann man seine Ziele erreichen." Das ist der wohl bekannteste Ausspruch von Diego Pablo Simeone als Trainer von Atlético Madrid.

Der Argentinier, der zum dritten Mal in Folge für die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Männer nominiert wurde, tätigte ihn 2014 bei der Feier des spanischen Meistertitels vor den "Atleti"-Fans. Der Titel setzte damals einem Jahrzehnt ein Ende, in dem der FC Barcelona und Real Madrid die spanische Meisterschaft dominiert und die Titel unter sich aufgeteilt hatten.

Dies war nicht die erste Trophäe, die "El Cholo" mit den Rot-Weißen gewann, und doch markierte sie einen Einschnitt mit einem "Vorher" und einem "Nachher". Der Klub, der sich mit "Coraje und Corazón" (Mut und Herz) einen Namen gemacht hat, war von da an in jedem Wettbewerb ein direkter Titelrivale und ist es auch heute noch.

Zwar holte Atlético von 2015 bis 2017 keine weiteren Titel, doch Simeone nutzte die Zeit, um neue Erfolgsformeln zu entwickeln und ein Projekt zu starten, an dem viele Spieler nur zu gern teilnehmen möchten. Derzeit hat er drei Akteure in seinen Reihen, die in Russland Weltmeister geworden sind.

Schon gewusst?

  • In der Saison 2017/2018 war Atlético das Team mit den wenigsten Gegentreffern (22) in den fünf großen europäischen Ligen.

  • Simeone ist der Trainer mit den meisten Titeln (sieben) in der Vereinsgeschichte (Anm. d. Red.: der UEFA Super Cup, den er mit dem Team am 15. August gewann, liegt außerhalb des für die The-Best-Wahl geltenden Zeitraums).

  • Von allen Trainern bringt er es bei "Atleti" auf die meisten Spielzeiten in Folge (acht).

  • Simeone ist nach dem Franzosen Stéphane Moulin (Angers SCO, Juli 2011) der Trainer mit der zweitlängsten Amtszeit im europäischen Elitefussball.

  • Vor einigen Monaten hat er seinen Vertrag bei den "Colchoneros" bis Juni 2020 verlängert.

Talententdecker

Mit seinem ganz eigenen Ansatz hat Diego Simeone es geschafft, den von ihm geprägten Stil weiter aufzuwerten. Wenn in der Anfangsphase seiner Amtszeit die Routiniers den Takt vorgaben, sind es jetzt diverse junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs wie Saúl, Thomas oder Lucas Hernández, die nach einer kräftezehrenden Entwicklungszeit das Heft in die Hand genommen haben.

"Simeone hat mein Leben verändert. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich der Spieler geworden bin, der ich heute bin. Daran gibt es für mich keinen Zweifel", so Hernández im Gespräch mit der Sportzeitung Diario Olé wenige Minuten nachdem er mit Frankreich in Moskau Weltmeister geworden war. Das ist ein sehr direktes und bedeutungsvolles Lob von einem Spieler, der als große Entdeckung der letzten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ gilt.

Und er ist nicht der einzige unter den neuen Führungsspielern im runderneuten Team von Atlético, der dem Trainer eine Referenz ausstellt. "Ich werde ihm mein Leben lang dankbar sein. Er hat mir zu meinem Debüt verholfen und ist offen und ehrlich wie kaum ein anderer", erklärte vor einigen Monaten Saúl Ñíguez, ebenfalls WM-Teilnehmer und ein fester Bestandteil im System des Argentiniers.

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Simeone gibt Saúl Ñíguez Anweisungen, der bereits im Alter von 13 Jahren zu den Rot-Weißen stieß.

Einige kehren zurück, andere bleiben

Für ein auf Dauer erfolgreiches Projekt reichen Gefühl und eine erfolgreiche Integration von Nachwuchsspielern allerdings nicht aus. Das Tüpfelchen auf dem "i" sind die Stars und Identifikationsfiguren. "Ich hatte die Chance, zu 'Atleti' zurückzukehren. Davon hatte ich immer geträumt", so Fernando Torres bei seinem endgültigen Abschied vom Klub im Mai. Er wollte zurück, und Simeone rekrutierte ihn erneut als Verstärkung für den nach dem Wechsel von Diego Costa zum FC Chelsea geschwächten Angriff.

Der hispanobrasilianische Mittelstürmer selbst hatte bereits kurz nach seinem Weggang ebenfalls den Wunsch geäußert, eines Tages zurückzukehren. "Wenn ich hier weggehe, dann nur zu 'Atleti'", hatte er in London verkündet. So sollte es schließlich auch kommen, und Costas Tore spielten bei den jüngsten kontinentalen Triumphen des Hauptstadtklubs eine entscheidende Rolle.

Doch wenn es ein Element gibt, das den Erfolg des aktuellen Teams von Atlético erklärt, dann ist es die Symbiose zwischen Diego Simeone und Antoine Griezmann. Der Weltmeister wurde 2014 ohne großes Medienecho verpflichtet. Heute hat "Grizi" ein Niveau erreicht, das ohne den Einfluss des Argentiniers wohl kaum denkbar wäre. "'El Cholo' hat dafür gesorgt, dass ich jetzt zu den Top 3 der Welt gehöre. Ich habe ihm viel zu verdanken", erklärte er vor der Abreise zur WM.

Dieser Aspekt dürfte auch großen Einfluss auf die Entscheidung der Nummer sieben gehabt haben, ein Angebot des FC Barcelona auszuschlagen und bei den Rot-Weißen zu bleiben. Die Fähigkeit, die Stars an den Klub zu binden, wertet Simeones Arbeit zusätzlich auf.