Mittwoch 28 August 2019, 06:08

Taylor - "der einzige Coach, unter dem Kane kaum traf"

  • Harry Kane spielte bei der FIFA U-20-WM Türkei 2013 unter Peter Taylor

  • England schied in der Gruppenphase aus, doch Kane traf und verdiente sich Respekt

  • Taylor: "Schon damals waren seine Abschlüsse herausragend"

Wir schreiben das Jahr 2013. Die Spieler und Betreuer der englischen U-20-Auswahl stehen wartend vor ihrem Hotel. Worum geht es? Ein kleines Golf-Turnier zum Spaß. Alle haben ihre lässigen Trainingsanzüge angezogen und zahlen ein paar türkische Lira in einen Topf ein, der an den Sieger gehen soll. Niemand nimmt die Sache wirklich ernst. Es einfach nur ein kleiner Spaß. Doch dann kommt der große Auftritt des Spielers mit der Rückennummer 9: Von Kopf bis Fuß wie ein Profi-Golfer gewandet, ist er bereit, es mit seinen Teamkameraden aufzunehmen, die bei seinem Anblick in schallendes Gelächter ausbrechen.

Harry Kane hatte für Aufsehen gesorgt, noch bevor die FIFA U-20-Weltmeisterschaft überhaupt begonnen hatte.

"Das letzte, was man bei einer WM braucht, sind Leute in der Gruppe, die einfach nur still und leise sind", so der damalige Trainer Peter Taylor, der uns diese Geschichte erzählt. "Man braucht Leute, die für einen guten Teamgeist sorgen. Es war einfach unglaublich lustig, wie er da in seinem perfekten Outfit stand, von der Golfer-Kappe bis hinunter zu den Golfschuhen. Mir war klar, dass er sich ein paar Gedanken gemacht hatte und mir helfen wollte, einen guten Teamgeist zu schaffen. Ich habe ihn deswegen geliebt."

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Seit jenem Turnier hat der Stürmer von Tottenham Hotspur einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. In der Saison 2013/14 eroberte er sich einen Platz in der ersten Mannschaft der Spurs und erzielte sowohl für seinen Klub als auch in der englischen Nationalmannschaft Tor um Tor. Bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ gewann er gar den Goldenen Schuh von adidas. Bereits zum dritten Mal in Folge ist er nun als Kandidat für die Auszeichnung als The Best – FIFA-Weltfussballer nominiert.

Doch wie machte er sich damals, zu Beginn seiner Karriere, bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft Türkei 2013?

"Ich bin wahrscheinlich der einzige Trainer, unter dem er nicht eine Vielzahl von Toren erzielt hat", so Taylor mit einem Lächeln. "Das Turnier verlief für ihn nicht gerade berauschend. Doch nachdem er nach Hause kam, hörte er mit dem Toreschießen nicht mehr auf. Harry verdiente sich bei dem Turnier zwar Respekt als guter Spieler mit professioneller Einstellung, doch auch bei ihm saß die Enttäuschung tief, dass wir so früh nach Hause fahren mussten, weil wir einfach nicht genug Tore geschossen haben."

England schied in der Türkei zwar bereits nach der Gruppenphase aus, doch Kane war zumindest an allen drei Toren der Young Lions beteiligt. Eines erzielte er selbst, bei den anderen beiden leistete er die Vorarbeit. Trotz des enttäuschenden Abschneidens konnte Taylor die außerordentlichen Qualitäten Kanes tagtäglich im Training beobachten.

"Schon damals waren seine Abschlüsse herausragend, mit beiden Füßen", erinnert sich Taylor. "Er brauchte nicht viel Abstand zum Ball, um Kraft aufzubauen. Ein kurzer Schritt reichte ihm. Er hat immer versucht, den Torhüter zu prüfen.

Er macht sich viele Gedanken über die Ballannahme, weil er stets ans Toreschießen denkt. Er bringt sich oft in eine gute Position, so dass er spätestens mit der zweiten Ballberührung abziehen kann. Er ist ein sehr durchdachter Stürmer."

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Mit seinem Golf-Outfit bewies Kane damals seinen Sinn für Humor. Gleichzeitig war es allerdings ein Fingerzeig, dass er alles, was er tut, mit vollem Engagement in Angriff nimmt. In seiner langen Trainerkarriere hat Taylor mit zahlreichen herausragenden jungen Stürmern gearbeitet, darunter Michael Owen, Robbie Fowler and Theo Walcott.

"Harry ist der beste Stürmer, mit dem ich je gearbeitet habe", lautet Taylors Urteil. "Er hat einfach alles: Er hat den Ball perfekt unter Kontrolle, er hat die optimale Größe. Er positioniert sich im Strafraum perfekt, kann aber auch von außerhalb treffen, denn er ist mit beiden Füßen enorm schusssicher.

Harry war schon damals jeden Morgen mit vollem Eifer dabei, um sich weiter zu verbessern. Er macht alles richtig."

Bei dem Golf-Spaßturnier 2013 zeigte Kane, dass er besser als Par spielen kann. Gelingt ihm dies nun auch bei den The Best FIFA Footall Awards 2019?