Samstag 17 Dezember 2016, 08:06

Schelin: "Ohne Pia hätten wir das Finale nicht erreicht"

"...You're simply the best. Better than all the rest. Better than anyone. Anyone I ever met..."

Genau diese Textzeile aus einem Lied von Tina Turner gab Pia Sundhage zum Besten, nachdem sie zur FIFA-Trainerin des Jahres 2012 gekürt worden war. Vier Jahre später gehört die Schwedin neben Silvia Neid und Jill Ellis erneut zu den Besten und darf sich Hoffnungen auf die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer/in 2016 – Frauen machen. Ob sie am 9. Januar 2017 in Zürich erneut ihr Gesangstalent unter Beweis stellen wird? Man weiß es nicht. Dass sie aber auch gerne der schwedischen Frauennationalmannschaft ein Ständchen gibt, verriet Lotta Schelin im exklusiven Interview mit FIFA.com.

"Sie hat schon viele Male gesungen. Nicht jeden Tag. Sie wählt einen guten Moment dafür aus, manchmal ist es auch spontan", erklärt sie schmunzelnd. "Wir sind ein Team, das gerne singt, entspannt und tanzt. Sie singt viele Lieder von Bob Dylan, ganz besonders eines: The Times They Are A Changin**. Sie mag den Song, denn er hat einen guten Text. Die Zeiten ändern sich. Sie nutzt diesen Song, um uns zu motivieren."

Im Dezember 2012 übernahm Sundhage das Amt als Nationaltrainerin ihres Heimatlandes, nachdem sie die USA in 107 Spielen betreut und zum zweimaligen Gewinn der Olympischen Goldmedaille (2008 und 2012) geführt hatte. Doch was für eine Trainerin ist die 56-Jährige? "Sie möchte, dass wir auf und neben dem Feld Verantwortung übernehmen. Sie mag es, wenn wir die Führung übernehmen und versuchen, das Team zu leiten. Sie ist wirklich konzentriert, wenn sie auf dem Platz ist und über Fussball spricht", gibt Schelin, die im März 2004 ihr Debüt in der Damlandslaget gab, einen Einblick. "Außerhalb des Spielfeldes ist sie entspannt. Sie lässt jeden sein, wer auch immer er sein möchte. Sie lässt uns relaxen und viel lachen. Es ist eine schöne Situation für uns. Es ist nicht so ernst. Aber in dem Moment, in dem wir den Platz betreten, wird es ernst, und das ist gut so."

Ernst wurde es auch im Sommer dieses Jahres, als es im Viertelfinale des Olympischen Fussballturniers der Frauen in Rio zu einem Aufeinandertreffen mit den USA kam – dem ehemaligen Team von Sundhage. "Pia kennt das Team sehr gut. Sie war zuversichtlich. Wir wussten, dass wir bei Turnieren schon gegen sie gewonnen oder unentschieden gespielt haben", so Schelin über diese besondere Partie. "Wir waren immer gut gegen die USA. Wir wussten, dass wir das haben, was es braucht, um wenigstens gut zu spielen. Jeder hat gefühlt, dass es vielleicht unser Tag war, um etwas Großes zu erreichen. Ich glaube, Pia hat dasselbe gefühlt. Sie war wirklich zuversichtlich. Das ist nicht einfach, wenn man im Viertelfinale gegen das beste Team der Welt spielt."

Aus Kritik gelernt

Am Ende sollte sie ihr Gefühl nicht täuschen: Es war der Tag, um Großes zu erreichen. Gegen die U.S.-Amerikanerinnen gewannen die Schwedinnen das erste Elfmeterschießen in der Geschichte des olympischen Frauenfussballs mit 4:3. Auch das Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien endete mit 4:3 nach Elfmeterschießen. Ein Erfolg, der auf Sundhage zurückzuführen ist. "Sie wusste genau, was sie tun wollte. Sie hat uns den Weg gezeigt und wir haben zugehört. Wir haben gefühlt, dass wir es genau so machen müssen, denn das wird funktionieren. Sie und ihr Stab waren von Anfang an großartig mit der ganzen Vorbereitung. Alles war erstklassig. Ohne Pia und das Team um sie herum hätten wir das Finale nicht erreicht. Sie war wirklich wichtig für uns", bringt es Schelin auf den Punkt.

Dabei waren die Schwedinnen eher verhalten ins Turnier gestartet und als einer der zwei besten Gruppendritten in die Runde der letzten Acht eingezogen. Im Endspiel unterlag die Elf vom Sundhage der Mannschaft aus Deutschland zwar mit 1:2, feierte in Rio aber trotz der Niederlage einen historischen Erfolg. Es war der erste Medaillengewinn für den Frauenfussball des Landes, der zudem mit der Fairplay-Auszeichnung abgerundet wurde. Kein Wunder also, dass der Name Sundhage auf der Kandidatenliste für The Best – FIFA-Welttrainerin 2016 zu finden ist.

"Das Tolle an Pia ist, wie sie es geschafft hat, uns ins Finale zu bringen. Wie sie uns geglaubt hat", erläutert die 1,78 Meter große Stürmerin in Diensten des FC Rosengård. "Wenn man sich das Turnier im letzten Jahr anschaut, da waren wir wirklich enttäuscht. Bei der WM haben wir nicht gut gespielt und dann zu hören, was die Leute sagen und was wir verbessern müssen... Für einen Trainer kann es schwer sein, Dinge zu ändern. Aber ich hatte das Gefühl, dass Pia es angenommen und etwas damit angefangen hat. Sie hat ein Team, dass an sie glaubt und den Weg gemeinsam mit ihr weitergehen will. Sie will nur eine gute Trainerin und Anführerin sein, das ist das Wichtigste für sie. Es ist super, wie sie, die soviel gewonnen hat, sich Kritik anhört und etwas Gutes daraus macht."