Sonntag 08 Oktober 2017, 10:00

Ranieri: "Ich bewundere Conte und Allegri"

  • Ranieri gewann die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Männer 2016

  • Dieses Jahr sind zwei Italiener unter den Finalisten: Allegri und Conte

  • Gegenüber FIFA.com äußert sich Ranieri zum Erfolg italienischer Trainer

Der Ruf italienischer Fussballtrainer lässt nichts zu wünschen übrig. Egal, ob Arrigo Sacchi, Marcello Lippi, Fabio Capello oder Giovanni Trapattoni: Sie alle haben den Fussball mit ihrer Spielphilosophie und ihren Erfolgen geprägt. Und die Liste wird mit jedem Jahr länger. Bester Beweis sind die diesjährigen Finalisten für die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Männer 2017. Dort tummeln sich neben dem Franzosen Zinédine Zidane die beiden Italiener Antonio Conte und Massimiliano Allegri.

"Ich bewundere beide. Sie sind jung und verstehen ihr Handwerk. Sie haben die Fähigkeit, große Spieler zu führen, und machen das sehr intelligent." Dieses gegenüber FIFA.com geäußerte Lob stammt aus dem Mund keines Geringeren als Claudio Ranieri, der 2016 die Auszeichnung als The Best – FIFA-Welttrainer – Männer gewann und natürlich ebenfalls in der Ruhmeshalle italienischer Trainergrößen zu finden ist. Inzwischen arbeitet er in Frankreich beim FC Nantes – und auch dort übertrifft er mit seiner Mannschaft alle Erwartungen.

Ranieri in Nantes, d.h. nach acht Spieltagen: - Platz 4 in der Liga ist der beste Saisonstart des Klubs seit 19 Jahren. - 2,7 Punkte holte Nantes statistisch gesehen pro erzieltem Tor. Kein anderer Verein in Europa kann diese Bilanz vorweisen: Sechs erzielte Tore, fünf Gegentore, 16 eingefahrene Punkte. - Platz 2 für den FC Nantes in der Rangliste der besten Abwehrreihen der Ligue 1.

Einige Tage vor der Verleihung der The Best FIFA Awards 2017 äußerte sich Claudio Ranieri zu seinen Erfolgen, aber auch zu denen seiner italienischen Vorgänger und Nachfolger.

Claudio, Sie haben die Auszeichnung The Best - FIFA-Welttrainer - Männer 2016 gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Preis? Hat er überhaupt einen Platz in Ihrem Trophäenschrank? Diese Auszeichnung ist eine große Ehre. In ihr hallt noch einmal die schöne Geschichte nach, die Leicester City und ich erlebt haben. Das ist eine schöne Anerkennung nach diesem wundervollen Abenteuer und der Preis hat definitiv einen besonderen Platz in meinem Herzen.

In diesem Jahr heißen die Finalisten Zinédine Zidane, Antonio Conte und Massimiliano Allegri. Wer hat aus Ihrer Sicht die besten Karten? Ich kann da nicht nur einen nennen, sie sind alle hervorragende Trainer! Ich wünsche mir, dass der Beste gewinnt. Große Trainer sind sie alle. Zwei von ihnen sind italienische Landsleute und obendrein große Persönlichkeiten mit enormen fachlichen Qualitäten. Beide haben nachgewiesen, dass sie Großes leisten können. Ihre Erfolge sprechen eine deutliche Sprache. Conte hat gezeigt, was er kann, indem er vor allem mit Chelsea zahlreiche prestigeträchtige Titel gewonnen hat. Allegri hat Titel in Italien gewonnen, was besonders schwierig ist. Er war in der Meisterschaft erfolgreich, aber auch in der UEFA Champions League. Alle drei haben den Preis verdient. Sie sind fähige Trainer und haben das schon bei diversen Gelegenheiten nachgewiesen.

Was bewundern Sie an Ihren Landsleuten Antonio Conte und Massimiliano Allegri? Sie sind jung und verstehen ihr Handwerk. Sie haben die Fähigkeit, große Spieler zu führen, und machen das sehr intelligent. Es ist schwierig, immer wieder Titel zu gewinnen, aber sie haben in ihrer Laufbahn bewiesen, dass sie den Erfolg verstetigen können.

Sie haben bereits darauf hingewiesen: Unter den Finalisten sind zwei weitere Italiener. Der gute Ruf italienischer Trainer hat Tradition. Was haben sie, was andere Trainer möglicherweise nicht haben? Ich glaube, der Vorteil der italienischen Trainerschule besteht in der Taktik. In der italienischen Meisterschaft dreht sich alles um Taktik. Taktik gilt als der Schlüssel zum Verständnis der Spielweise anderer Mannschaften. Viele ausländische Trainer kommen genau deshalb nach Italien, weil sie wissen, wie hoch Disziplin und Taktik dort im Kurs stehen. Genau das macht den Erfolg italienischer Trainer in den verschiedenen Ligen aus. Die italienische Meisterschaft ist die schönste, aber auch die schwierigste. Das gilt für Spieler wie für Trainer. Wer in die italienische Liga kommt, hat erstmal enorm viel zu lernen.

Welcher italienische Trainer hat den Fussball denn Ihrer Meinung nach am stärksten revolutioniert? Wenn Sie mich fragen, war das Arrigo Sacchi. Mit ihm änderte sich die Mentalität. Plötzlich wollten alle gewinnen. Er hatte insbesondere auf den Fussball in Italien enormen Einfluss. Ihm verdanken wir viel Gutes. Jeder erinnert sich an den AC Mailand und Sacchi. Jeder hielt den italienischen Fussball für defensiv. Er bewies das Gegenteil.

Wenn man Claudio Ranieri heißt und als Trainer des Jahres 2016 irgendwo anfängt, hat man dann automatisch den Respekt der eigenen Spieler und des jeweiligen Gegners? Wenn, dann bringt die Erfahrung den Respekt mit sich, weniger der Name. Ich habe in über 1.000 Meisterschaftsspielen verschiedener Länder auf der Bank gesessen, habe Höhen und Tiefen erlebt. Das ist es, was mir den Respekt der Menschen einbringt, mit denen ich arbeite. Man muss seine Qualitäten in der täglichen Arbeit nachweisen, dann gewinnt man den Respekt aller – den des Trainerstabs, der Vereinsmitarbeiter, der Spieler und der Fans.