Samstag 22 September 2018, 06:59

Neuer: "Die WM spielt eine wichtige Rolle"

Wer sich die Namen der 55 Spieler ansieht, die in der Endauswahl für die FIFA FIFPro World 11-Weltauswahl 2018 stehen, wird womöglich einen Akteur ganz besonders vermissen: Manuel Neuer. Der Weltklasse-Keeper hatte es von 2013 bis 2016 immer die Top 11 geschafft, lediglich im vergangenen Jahr musste er Gianluigi Buffon den Vortritt lassen. Doch, dass es der deutsche Weltmeister von 2014 es nicht mal unter die Top 5-Torhüter geschafft hat, mag auf den ersten Blick überraschen.

Doch sein Fehlen ist keineswegs wegen schlechter Leistungen begründet, sondern darin, dass er verletzungsbedingt in der Saison 2017/18 nur vier Spiele absolvierte. Nichtsdestotrotz schaffte es der 32-Jährige vom FC Bayern in den Kader für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™, wo aber auch er das frühe Ausscheidens der DFB-Auswahl nicht verhindern konnten. Im Interview spricht der 80-malige Internationale über die FIFA Football Awards™.

Herr Neuer, in einer Woche finden die The Best FIFA Football Awards statt - diesmal leider ohne Sie. Aber, was glauben Sie: Wer holt sich in diesem Jahr den Titel als FIFA-Weltfussballer? Die WM spielt natürlich eine wichtige Rolle bei der Wahl. Das war bei mir 2014 auch so. Ich glaube daher, dass der Sieger aus dem kroatischen oder dem französischen Team kommen wird.

Sie sind bei der Wahl zum FIFA-Weltfußballer 2014 als Torhüter unter die besten Drei gewählt worden - was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung? Die Highlights, die von einem Spiel gezeigt werden, konzentrieren sich meistens auf die geschossenen Tore, weil es das ist, was den Zuschauer interessiert. Somit stehen die Offensivspieler auch immer stärker im Fokus und spielen bei den individuellen Auszeichnungen eine größere Rolle. Deshalb war der Moment, als ich bei der Wahl in Zürich berücksichtigt wurde, besonders. Ich fühlte mich sehr geehrt.

Ist man als "der Beste" gleichzeitig auch Führungsspieler? Nicht unbedingt. Wenn ein Spieler der beste Rechtsverteidiger ist, ist er nicht zwangsläufig auch ein Führungsspieler. Als Torhüter musst du aber Führungsspieler sein. Du sprichst viel, du dirigierst, du organisierst sowohl die Defensive als auch den Spielaufbau. Da ist man automatisch Sprachrohr der Mannschaft.

Welche Eigenschaften muss ein Torhüter mitbringen, um der beste der Welt zu werden? Talent, Ehrgeiz, kontinuierliches Arbeiten, die richtige Gestaltung des Lebens, die Professionalität, mit der man seine Ziele angeht – vieles gehört dazu, um der Beste zu werden. Man muss seine Linie finden und ihr treu bleiben. Gleichzeitig ist der Torhüter aber auch immer abhängig von der Mannschaft, in der er spielt.

Inwiefern? Fussball ist ein Mannschaftssport. Sich zusammen für etwas zu engagieren, ehrgeizig den Titeltraum zu verfolgen und ihn dann zu erreichen, ist ein sensationelles Gefühl. Eine individuelle Auszeichnung ist daher immer auch ein Erfolg, den man mit seinen Mannschaftskollegen teilt.

Wie motivieren Sie sich? Ich setze mir für einzelne Trainingseinheiten Ziele. Wenn es bei den Fitnesstests zum Saisonstart 21 Punkte zu holen gibt, will ich diese 21 Punkte erreichen. Wenn sich beim Sprinttest Schwächen offenbaren, dann möchte ich in zwei Wochen den Test wiederholen – mit besserem Ergebnis.

Sind sie Perfektionist? Ich glaube, sobald man aufhört sich zu verbessern, wird man automatisch schlechter. Jede Saison startet bei null, und man muss sich alles neu erarbeiten und erkämpfen. Dieser Ehrgeiz, diese Motivation muss von innen kommen und gelebt werden. Ich bin froh, dass ich dieses Feuer noch immer verspüre.

Wie viel Einfluss können Sie als Torhüter aufs Spiel nehmen? Mit meiner Lautstärke und meiner Präsenz kann ich sechs Spieler erreichen – die Viererkette und die zwei Sechser davor. Für den Rest wird es im Stadion schwer, weil es sehr laut ist, aber da hilft die Körpersprache. Da geht es um Signale, die man als Fussballer dann auch versteht.