Samstag 21 Oktober 2017, 07:18

Masuluke freut sich über die Reise seines Lebens

  • Masuluke hofft, als erster Torhüter den FIFA-Puskás-Preis zu erhalten

  • Mit seinem spektakulären Fallrückzieher trug er zum Klassenerhalt bei

  • In seinem Heimatort in Südafrika gilt er als großes Vorbild

Am Sonntag fliegt Oscarine Masuluke von Johannesburg nach London. Eine solche Reise wäre für ihn noch vor einem Jahr nahezu unvorstellbar gewesen.

Der 23-jährige Torhüter spielte für den FC Baroka, der in seiner ersten Saison in der höchsten südafrikanischen Liga gegen den Abstieg kämpfte. Masuluke war zwar Stammtorhüter seines Teams, doch eine große Berühmtheit war er nicht, und außerhalb Südafrikas hatten nur die wenigsten Fans je seinen Namen gehört.

Doch das änderte sich im November des vergangenen Jahres schlagartig, als der FC Baroka im Ligaspiel gegen den schillernden südafrikanischen Spitzenklub Orlando Pirates antrat. Sein Team lag mit 0:1 zurück und es waren schon fünf Minuten der Nachspielzeit verstrichen, als Baroka eine Ecke bekam und Masuluke mit dem Mut der Verzweiflung nach vorn lief. Als der Ball in den Strafraum kam, konnte Pirates-Torhüter Jackson Mabokgwane ihn zunächst wegfausten.

Doch die Kugel kam zu Masuluke, der mit dem Rücken zum Tor keine andere Möglichkeit hatte, als zu einem Fallrückzieher anzusetzen. Tatsächlich flog der Ball über die Fingerspitzen Mabokgwanes und einen auf der Linie stehenden Verteidiger hinweg zum dramatischen Ausgleich in die Maschen. Wie wertvoll dieses Tor tatsächlich war, zeigte sich am Ende der Saison: Baroka entging dem Abstieg nur um einen einzigen Punkt.

Damals ahnte der Torhüter noch nicht, wie sehr dieses Tor sein Leben verändern sollte. "Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, ein Tor zu machen, und erst recht habe ich mir keine Gedanken gemacht, was für Folgen ein solches Tor für mein Leben haben könnte. Ich wollte eigentlich nur mein Team vor dem Tor verstärken, daher lief ich bei der Ecke nach vorn. Eigentlich wollte ich versuchen, zum Kopfball zu kommen, doch der Torhüter faustete den Ball weg und ich lief hinterher. Ich hatte keine Zeit, mich zu drehen, daher konnte ich nur einen Fallrückzieher versuchen – und der ging tatsächlich rein!", beschreibt Masuluke die Situation in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

Zum Glück für Masuluke wurde das Spiel im Fernsehen gezeigt. Sein Treffer und auch der anschließende Jubeltanz wurden in Windeseile zum viralen Hit und verbreiteten sich rund um die Welt. Auch das Expertengremium, das die zehn Tore für die Vorauswahl für den FIFA-Puskás-Preis zusammenstellte, sah Masulukes Treffer. Alan Shearer, Celia Sasic, Abby Wambach, Henrik Larsson und Predrag Mijatovic waren von dem Tor begeistert und so wurde der südafrikanische Torhüter als Anwärter auf die Auszeichnung nominiert.

Reise nach London Von den ursprünglich zehn Toren sind jetzt nur noch drei im Rennen, und Masulukes ist eines davon. Daher wird er bei der Bekanntgabe des Gewinners in London im Rahmen der The Best FIFA Football Awards™ dabei sein. "Das alles ist ein wahr gewordener Traum. Ich bin aufgeregt und überglücklich, dass ich eingeladen wurde. Ich war noch nie zuvor außerhalb Südafrikas und jetzt fliege ich nach England und treffe Spieler wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Neymar!"

Sollte Masuluke die Auszeichnung gewinnen, wäre es ein historischer Erfolg, denn noch nie hat ein Torhüter den begehrten FIFA-Puskás-Preis erhalten. Der Schlussmann freut sich auch ganz besonders auf die beiden weiteren Anwärter auf den FIFA-Puskás-Preis, nämlich Olivier Giroud vom FC Arsenal und Deyna Castellanos aus Venezuela. "Natürlich wünsche ich beiden viel Glück, doch ich denke, ich kann gewinnen. Aber selbst wenn nicht wird es immer noch ein fantastisches Erlebnis und eine Reise, die ich mir nie erträumt hätte."

Der unverhoffte Ruhm versetzt Masulukes gesamte Heimatregion Giyani, wo er geboren wurde und aufwuchs, in helle Begeisterung. Er spielte dort zunächst für den örtlichen Klub Jackson Young Stars, bevor er zum FC Winners Park in einer der unteren Ligen wechselte. 2014 folgte dann der Transfer zum FC Baroka. Neil Shikwambana, ein Sprecher der Bezirksverwaltung, bezeichnete Masuluke als inspirierende Figur und Vorbild.

"Masuluke wuchs in einer ländlichen Gegend auf, wo es nicht unbedingt viele Vorbilder gibt. Seine Nominierung für diese Auszeichnung erfüllt die Provinz und das ganze Land mit Stolz. Seine Leistung ist eine enorme Inspiration für viele Youngster in der Region. Sie alle sind enorm motiviert, denn sie sehen, dass man tatsächlich Erfolg haben kann, wenn man hart dafür arbeitet, im Bildungsbereich ebenso wie im Sport."

Vor Masulukes Abreise nach England richtete die Gemeinde ein Abschiedsessen für den Torhüter aus und wünschte ihm alles Gute. Und sollte er tatsächlich mit der begehrten Trophäe im Gepäck nach Südafrika zurückkehren, wird ganz sicher die ganze Gemeinde dabei sein und ihn begrüßen und bejubeln.