Mittwoch 14 Dezember 2016, 08:57

Lloyd: "Jill ist einfach großartig"

Das Frauenfussballjahr 2016 dürfte beim erfolgsverwöhnten Team der USA ziemlich schnell in Vergessenheit geraten. Auf dem Papier war das Jahr für Jill Ellis und ihre Stars and Stripes ein Misserfolg. Zum ersten Mal überhaupt erreichten die USA bei einem Olympischen Fussballturnier der Frauen keinen Medaillenrang.

Eigentlich hatte das Jahr mit Siegen beim CONCACF-Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele und beim ersten SheBelieves Cup, einem Einladungsturnier mit den starken Teams aus England, Frankreich und Deutschland, sehr vielversprechend begonnen. Dann jedoch folgte die Enttäuschung in Brasilien, beim wichtigsten Frauenturnier des Jahres, wo Ellis' Schützlinge im Viertelfinale gegen Schweden im Elfmeterschießen scheiterten.

Seit dieser Pleite in Brasília haben die USA längst wieder in die internationale Erfolgsspur gefunden und sechs Länderspielsiege in Folge eingefahren, darunter ein 3:1 gegen die aufstrebenden Niederlande und ungefährdete Erfolge gegen Thailand, Rumänien und die Schweiz.

Ellis probierte in diesen Partien immer wieder neue Aufstellungen aus und begann bereits damit, jüngere Spielerinnen für die Qualifikation für die nächste FIFA Frauen-WM™ 2019 in Frankreich in ihr Team zu integrieren. Ellis ist als routinierter Trainerin natürlich bewusst, dass die Nationalmannschaft auch weiterhin erfahrene Spielerinnen benötigt.

"Wir stecken derzeit mitten in einer Übergangsphase. Die Trainerin kann jetzt ihre Mannschaft wie gewünscht formen", so die Co-Spielführerin und Weltmeisterin Carli Lloyd kürzlich in einem Exklusivinterview mit FIFA.com. "Sie hat das Team 2014 von Tom übernommen und nicht den Fehler gemacht, verdiente Akteurinnen loszuwerden und alles umzuwerfen. Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Auch im Olympiajahr 2016 hat sie keine überflüssige Unruhe ins Team gebracht. Sie wollte, dass sich alle gut und selbstsicher fühlen. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem der nächste Zyklus beginnt. Es sind noch drei Jahre bis zur nächsten WM, also kann sie jetzt ihre Mannschaft formen."

Perfekte Einheit der GenerationenBetrachtet man die Kaderlisten für die letzten Freundschaftsspiele wird deutlich, dass Ellis keineswegs zögert, der neuen Generation ihre Chance zu geben: So haben Emily Sonnett (23), Samantha Mewis (24), Andi Sullivan (20), Lynn Williams (23), Casey Short (26) und Kealia Ohai (24) allesamt ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert beziehungsweise kommen dort nun verstärkt zu Einsatzzeiten.

"Ich bin noch dabei und schon deutlich älter und daher kann man durchaus die Frage stellen, warum ich noch spiele", so Lloyd. "Jedenfalls muss auch ich meine Leistung bringen. Die Trainerin schrieb uns kurz nach den Olympischen Spielen einen Brief, in dem sie ankündigte, dass sie mit jeder von uns sprechen oder E-Mails schreiben wollte. In dem Brief hieß es, dass sie nichts darauf gibt, wie viele Tore man geschossen hat, bei wie vielen WM-Turnieren oder Olympischen Spielen man dabei war, wer man ist und wie viele Torvorlagen man gespielt hat, sondern dass bei ihr einzig und allein die Leistung zählt.

Die besten Spielerinnen werden spielen, hieß es. Das war genau, was das Team benötigt, um sich neu zu motivieren. Sie hatte keine Bedenken, es offen auszusprechen. Sie hat keine Bedenken, die besten Spielerinnen zu bringen, auch wenn sie noch keine Erfahrung haben. Dieser Brief war für mich ein entscheidender Faktor für den neuen Zyklus. Ich finde das großartig. Sie ist eine großartige Führungspersönlichkeit und wird weiterhin großartige Arbeit leisten."

Die USA sorgen bei den großen internationalen Turnieren für Schlagzeilen und Höhepunkte. Wie aber ist die für die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Frauen nominierte Ellis abseits des Rampenlichtes, beim täglichen Training?

"Jill ist einfach großartig. Ich kenne sie ja schon seit meiner Zeit in der U-21-Nationalmannschaft", so Lloyd. "Sie ist eine großartige Persönlichkeit mit enormen Kenntnissen. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Spielweisen. Sie ist nicht auf eine bestimmte Formation oder einen bestimmten Stil festgelegt. Sie entwickelt sich kontinuierlich weiter und hilft unserem Team, ebenfalls Fortschritte zu machen. Genau das ist so großartig an ihr. Sie lernt ununterbrochen. Sie hat unser Team verbessert, seitdem sie ein Teil davon ist. Auch in Bezug auf die Führung der Spielerinnen ist sie sehr gut. Dabei macht sie ihre Sache fantastisch. Und zu alledem ist sie auch noch ein wirklich angenehmer Zeitgenosse. Sie ist witzig, sie lacht gern und hat einen guten Humor. Es ist großartig, dass ich unter ihr spielen kann."

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