Donnerstag 24 November 2016, 10:43

Lingor: "An Silvia Neid geht kein Weg vorbei"

​Einmal zu den den Besten gehören. Welcher Sportler träumt nicht davon? Ein Traum, der für Renate Lingor in Erfüllung ging. Während ihrer aktiven Zeit gewann sie mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zweimal die Europameisterschaft und holte zwei WM-Titel. Auch auf Vereinsebene war die 149-fache Nationalspielerin äußerst erfolgreich. Mit dem 1. FFC Frankfurt wurde Lingor sieben Mal Deutscher Meister und genauso oft DFB-Pokal-Sieger. Es gibt nur wenige Pokale, die sie nicht in der Hand halten durfte. Kein Wunder, dass ihr Können auch international nicht verborgen blieb. 2006 gehörte sie neben Marta und Kristine Lilly zu den drei besten Spielerinnen der Welt.

"Wir hatten insgesamt eine starke Mannschaft bzw. Generation. Aus einem Land war meistens nur eine nominiert, bei uns war es oft Birgit Prinz", erklärt Lingor im exklusiven Interview mit FIFA.com. "Im Mannschaftssport zählt natürlich erst einmal das Team. Ein WM-Titel oder eine Goldmedaille beim Olympischen Fussballturnier ist mehr wert, aber wenn man sieht, wer wählt und man die Anerkennung auch aus dem Ausland erhält, ist das schon schön. Es macht einen stolz. Die Veranstaltung war ein tolles Erlebnis, das ich noch lange in Erinnerung haben werde."

Dass es am Ende nicht für die Auszeichnung FIFA-Weltfussballerin gereicht hat und sie hinter dem oben genannten Duo "nur" Dritte wurde, stört Lingor überhaupt nicht. "Die Namen Marta und Kristine Lilly kennt man in 30 Jahren noch. Das sind Spielerinnen, die es verdient haben. Ich war eher stolz darauf, dass ich mit solchen grandiosen Spielerinnen auf der Bühne stand. Es ist schön, die Menschen auch mal außerhalb des Fussballplatzes kennenzulernen."

Wie Recht die gebürtige Karlsruherin mit dieser Aussage hat, beweist die Tatsache, dass Marta erneut auf der Liste der zehn Kandidatinnen für die Wahl zur FIFA-Weltfussballerin zu finden ist. Aber ob sie es schafft, zu den drei Finalistinnen zu gehören, wird sich am 2. Dezember zeigen. Welche der Spielerinnen die Auszeichnung The Best – FIFA-Weltfussballerin mit nach Hause nehmen darf, wird der Öffentlichkeit am 9. Januar 2017 präsentiert, wenn in Zürich die Besten der Besten gekürt werden.

An Silvia Neid führt kein Weg vorbei"Generell kann man sagen, dass diejenigen, die in den Top 10 sind, es verdient haben", findet Lingor. "Wenn ich speziell an die Deutschen denke, dann hat Melanie Behringer beispielsweise ein ganz grandioses Olympisches Fussballturnier gespielt und entscheidende Tore geschossen. Das ist immer ein Zeichen, ob man ein Leader ist."

Neben Behringer stehen mit Sara Däbritz und Dzsenifer Marozsan zwei weitere deutsche Spielerinnen auf der Liste. Bei den Kandidaten für The Best – FIFA-Welttrainer/in 2016 – Frauen, sind ebenfalls drei deutsche Namen zu finden: Silvia Neid, Martina Voss-Tecklenburg und Thomas Wörle. Wer die Auszeichnung verdient hat? Das ist für die 41-Jährige klar: "In meinen Augen muss Silvia Neid definitiv die Auszeichnung bekommen. Wenn man so eine Karriere hinter sich hat, und dazu noch Olympiasieger wird, geht eigentlich kein Weg an ihr vorbei."

Auch an der Bedeutung von The Best für den Frauenfussball führt in den Augen von Lingor kein Weg vorbei und sie unterstreicht diese deutlich. "Das ist sehr wichtig, denn solche Auszeichnungen rücken den Frauenfussball in den Fokus. Am Ende sind vor allem die drei Spielerinnen im Fokus, die oben stehen, aber so soll es auch sein. Sie haben es sich verdient und es ist für alle anderen ein Ansporn", erklärt die heutige Teammanagerin der deutschen U-20-Auswahl, die bei der WM in Papua Neuguinea um die Titelverteidigung kämpft. "Natürlich redet jeder über den Weltfussballer Messi oder Ronaldo, aber das wird im Frauenfussball auch immer mehr. Der Titel Weltfussballerin macht das Ganze interessanter. Es wird rausgetragen in die Welt. Jeder weiß es und redet darüber. Das ist klasse."