Donnerstag 19 Oktober 2017, 11:20

Hoyos: Der erste Trainer, der Messi mit Maradona verglich

  • Hoyos war von 2000 bis 2003 Messis Jugendtrainer in Barcelona

  • Zog schon früh Vergleich mit Maradona

  • "Er ist der beste jemals"

"Ich spreche normalerweise nicht über Leo Messi"

Ángel Guillermo Hoyos ist wohl einer der Menschen, der Lionel Messi am allerbesten kennt, aber in der Öffentlichkeit spricht er nicht allzu gerne über ihn. Doch dann erklärte sich der argentinische Trainer, der als Erster Messi mit Diego Maradona verglich, zu einem Gespräch mit FIFA.com bereit – wenige Tage vor der Gala zur Verleihung der The Best FIFA Football Awards™, bei der die Nummer 10 des FC Barcelona Anwärter auf den Titel des FIFA-Weltfussballers 2017 ist.

"Vergleiche hinken immer, man sollte sie eigentlich vermeiden, aber in dem Fall sah ich einfach die Parallelen zu Diego, der als blutjunger Spieler schon bei Argentinos Juniors und Boca Juniors glänzte. Der Diego, der den Unterschied ausmachte und nie zu Fall zu bringen war. Das ist einfach keinem Gegenspieler gelungen. Der Diego, den man nie vergessen wird", sagte Hoyos, heute Trainer von Universidad de Chile, sichtlich bewegt.

2000 war er für den Nachwuchs des FC Barcelona zuständig. Es fiel ihm damals schwer, seinen Vorgesetzten klar zu machen, was genau er in diesem 13-jährigen argentinischen Bürschlein sah, das unter ihm trainierte. Schließlich verfiel Hoyos darauf, ihn mit Maradona zu vergleichen.

"Ich hatte noch nie einen Spieler mit seinen Fähigkeiten gesehen und ich konnte das meinen Chefs bei Barcelona nur mit diesem Vergleich klar machen. Ich weiß noch, dass sie mich fragten: 'Glaubst du wirklich?' Und ich antwortete ihnen: 'Ich bin wirklich dieser Ansicht. Ihr könnt daraus machen, was ihr wollt.' "

Welche Erinnerungen haben Sie noch an die drei Jahre, die Sie ihn trainiert haben? Seine Bescheidenheit, seine ruhige Art, sich weiterzuentwickeln. Dar war sein Markenzeichen und so natürlich ist er bis heute geblieben. Aber auch seine Spielweise, die Magie, die er erweckte. Wie viel Spaß es ihm machte, mit dem Ball am Fuß zu laufen. Es war eine Freude und heute macht es ihm noch genau so viel Spaß, deswegen ist er so wie er ist. Er ist einfach dieser junge Bursche geblieben, der spielt, weil er diesen Sport liebt.

Sie halten ihn für eine Führungspersönlichkeit. Haben Sie ihn damals, als er noch sehr schüchtern war, auch schon so gesehen? Leo ist eine Führungspersönlichkeit im Stillen. Er wird einen nie im Stich lassen. Ja, ich habe ihn damals schon während meiner Zeit bei Barça so gesehen. Er war eigentlich immer schon so. Diesen Begriff sollte man etwas weiter fassen. Er ist kein Führer, der selbst vorangeht, er ist jemand, der die Gruppe mitreißt, indem er alle Last auf sich nimmt und es für andere leichter macht. Er ist ein absoluter Kollektivspieler und damit ein tägliches Vorbild für alle. Er ist ein vernünftiger Anführer, so wie Zidane damals. Der ist schon seit drei Jahren Trainer und hat alles gewonnen. Dabei ist er ganz ruhig, umsichtig, sorgt nicht für Hektik.

Wie sehen Sie seine Entwicklung als Spieler? Er versteht alle Arten, Fussball zu spielen. Seine schöpferische Bandbreite ist unermesslich und auch, was blitzschnelle Entscheidungen angeht, ist er allen weit voraus. Eigentlich gibt es keine Grenzen für seine Fähigkeit, er entwickelt sich beständig weiter. Wir haben es hier mit einem Spieler zu tun, bei dem ich nicht weiß, ob es jemals etwas Vergleichbares geben wird.

Guardiola sagte vor kurzem, dass er der beste Spieler in der Geschichte des Fussballs sei, mit Abstand. Was denken Sie? Ich sehe das auch so. Dabei möchte ich keinem zu nahe treten. Es gibt da einen weiteren Kreis von Spielern wie Maradona, Di Stéfano, Cruyff, Beckenbauer, auch Pelé selbst, aber mittlerweile schreiben wir das Jahr 2017 und das Tempo auf dem Platz ist ein anderes, man kommt niemals zur Ruhe. Es ist ein hochkompetitiver Sport geworden. Es gibt so viele Programme, die dir alles vorhersagen können. Und dennoch überrascht er dich jeden Tag aufs Neue. Es ist heute viel schwerer, Fussball zu spielen als in früheren Jahren. Eigentlich ist es gar nicht möglich, dass Messi Sonntag für Sonntag den Unterschied ausmacht. Er hat bereits mehr als 700 Tore erzielt, das ist einfach unglaublich. Es ist wie bei den ganz Großen der Kunst, der Technik …Man sollte sein Gehirn untersuchen!

Beckenbauer, Lothar Matthäus… Können Sie sich vorstellen, dass er später einmal so weit hinten spielt wie diese beiden? Leo spielte zunächst auf einer festen Position rechts. Heute findet man ihn überall. Er schnappt sich den Ball an der Seitenlinie, er erobert ihn als Fünfer, wird dann rasch zum Neuner, lässt sich wieder 15 oder 20 Meter zurückfallen. Er macht eigentlich das, was er will, von da aus, wo er sich wohlfühlt. Heutzutage sind die Spieler so vielseitig, sie tauchen an allen möglichen Orten auf dem Platz auf.

Am Montag wird der beste Spieler der vergangenen Saison ausgezeichnet. Wen würden Sie wählen, Cristiano Ronaldo, Neymar oder Messi? Wenn es um die gewonnenen Titel geht, dann besteht wohl kein Zweifel . Ich würde die Auszeichnung jedoch Leo geben, für das, was er der Welt auch an Werten vermittelt. Auch das ist schließlich Fussball.

Hätten Sie's gewusst?

  • Hoyos war Teamgefährte von Diego Maradona im vorläufigen argentinischen Kader für die FIFA U-20-Weltmeisterschaft Japan 1979. Am Ende schaffte er nicht den Sprung in den endgültigen Kader

  • Er spielte bei 13 verschiedenen Vereinen, unter anderem Boca Juniors und Real Madrid Castilla

  • In der Qualifikation für Russland 2018 war er in sechs Partien Nationaltrainer Boliviens