Freitag 20 Oktober 2017, 09:38

Bolt: Ich würde jetzt liebend gern Fussball spielen

  • Usain Bolt würde gern eine neue Karriere als Fussballer beginnen

  • Der Sprinter im Ruhestand verrät seine Favoriten als Weltfussballer und Welttrainer

  • "Es braucht Talent, Disziplin, Hingabe und harte Arbeit, um zu den Besten zu gehören"

Usain Bolt ist der beste Sprinter aller Zeiten. Mit zwei Goldmedaillen über 100 und 200 Meter bei den Olympischen Spielen von Peking 2008, gefolgt von je drei Goldmedaillen bei den Spielen von London 2012 und Rio 2016 (bei beiden zusätzlich noch Gold mit der 4 x 100 Meter-Staffel) war der Jamaikaner ein Jahrzehnt lang in seiner Disziplin beispiellos erfolgreich.

Noch während seiner Leichtathletik-Karriere ließ der Sprinter verlauten, dass er eigentlich gern eine Karriere als Fussballer anstreben würde, nachdem er seine Spikes an den Nagel gehängt hat. Nachdem er sich kürzlich aus dem Sport zurückgezogen hat, führte FIFA.com ein Exklusiv-Interview mit Bolt, in dem er über seine Liebe zum Fussball und seine diesjährigen Favoriten bei den The Best FIFA Football Awards™ sprach und erläuterte, was es braucht, um zu den Besten zu gehören.

FIFA.com: Sie waren erst elf Jahre alt, als Jamaika 1998 in Frankreich zum einzigen Mal bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ dabei war. Wie gut erinnern Sie sich an dieses Turnier? Ragt für Sie ein Aspekt heraus? Usain Bolt: Ich werde den Tag nie vergessen, als wir uns für die WM qualifizierten, denn unser Premierminister hat einen nationalen Feiertag ausgerufen. Ich erinnere mich auch noch an unser erstes Tor bei der WM. Robbie Earle erzielte es per Kopf gegen Kroatien. Und beim Sieg gegen Japan in unserem letzten Spiel schaffte Theodore Whitmore sogar einen Doppelpack.

Sie haben Ihre Sprinterkarriere beendet. Werden Sie nun tatsächlich im Fussball aktiv? Und falls ja, auf welche Weise? Ja, ich würde liebend gerne Fussball spielen, jetzt wo ich mich von der Leichtathletik zurückgezogen habe. Ich habe ja schon in ein paar Interviews darüber gesprochen und einige Klubs haben bereits Kontakt aufgenommen. Leider habe ich im August eine schwere Sehnenverletzung erlitten und konnte seitdem kein Training mehr absolvieren. Ich hoffe, dass ich 2018 einige Spiele bestreiten kann.

Haben Sie schon einmal mit anderen Athleten beim Training oder im Camp Fussball gespielt? In Jamaika spiele ich im Winter ziemlich viel. Mein Trainer war nicht gerade begeistert davon, aber zum Glück habe ich mir beim Fussball nie eine Verletzung zugezogen, die mein Training beeinträchtigt hätte.

Fussballer aus aller Welt geben Ihre Stimme für die Weltauswahl der Saison 2016/17 ab. Wie sähe Ihre Weltauswahl für 2016/17 aus? Es gibt sehr viele großartige Spieler, daher fällt es gar nicht leicht, eine Weltauswahl zusammenzustellen! Natürlich hätte ich Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Neymar als Speerspitzen im Angriff. Ins Tor würde ich Gigi Buffon stellen. In der Abwehr würde ich mich für Sergio Ramos und Leonardo Bonucci als Innenverteidiger und Marcelo und Dani Alves auf den Außenpositionen entscheiden. Im Mittelfeld wären  Paul Pogba, N'Golo Kanté und Philippe Coutinho.

Als FIFA-Weltfussballer sind noch drei Kandidaten im Rennen, nämlich Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Neymar. Für wen würden Sie sich entscheiden? Ich würde Cristiano Ronaldo wählen. Alle drei sind herausragende Spieler aber im vergangenen Jahr hat Cristiano Ronaldo die spanische Liga und sogar zum zweiten Mal die Champions League gewonnen und war dort zudem zum fünften Mal bester Torjäger. Es ist einfach beeindruckend, wie er es schafft, Jahr für Jahr ganz oben dabei zu sein.

Die drei Welttrainer-Kandidaten sind Massimiliano Allegri, Antonio Conte und Zinédine Zidane. Unter welchem dieser drei Trainer würden Sie als Spieler am liebsten trainieren und warum? Ich fände es fantastisch, unter Zidane zu spielen. Ich habe ihn als Spieler sehr bewundert und er hat den Wechsel auf die Trainerbank fantastisch gemeistert. Er hat schon bei fünf großen Wettbewerben den Titel gewonnen.

In diesem Jahr gibt es erstmals auch eine Auszeichnung für den besten Torhüter. Wen halten Sie aktuell für den besten Torhüter der Welt? Gianluigi Buffon. Er ist schon fast 40 Jahre alt aber trotzdem fast unbezwingbar. Gute Torhüter vermitteln den Spielern vor ihnen Selbstvertrauen. Und es hätte wohl niemand ein Problem damit, vor Buffon zu spielen. Ich habe ihn erst kürzlich bei einer Veranstaltung getroffen, und nach meinem Rücktritt hat er mir eine sehr nette Nachricht geschickt.

Mit dem FIFA-Puskás-Preis wird das schönste Tor der Saison 2016/17 ausgezeichnet. Welchem Kandidaten würden Sie ihre Stimme geben? Ich würde mich für Oscarine Masuluke entscheiden. Als Torhüter auf diese Weise mit einem Fallrückzieher in der Nachspielzeit zu treffen – das ist kaum noch zu toppen.

Und welche der Kandidatinnen würden Sie zur Weltfussballerin wählen? Im Rennen sind Deyna Castellanos, Carli Lloyd und Lieke Martens. Meine Stimme geht an Lieke Martens. Sie hat die Niederlande bei der Europameisterschaft zum Titelgewinn geführt und war die beste Spielerin des Turniers.

Was macht London zu einer so besonderen Stadt? Welche Bedeutung hat London für Sie? Ich war in den vergangenen 15 Jahren sehr viel in London. London ist sozusagen meine zweite Heimat geworden, denn während der Leichtathletik-Saison habe ich normalerweise dort gewohnt. In London leben viele Jamaikaner. Bei meinen Rennen dort hatte ich immer viel Unterstützung.

Wie der Name ja schon sagt, will die FIFA mit den Auszeichnungen die Besten ehren. Sie haben es in Ihrer Sportart nach ganz oben geschafft. Können Sie uns ein paar Einblicke geben, was es braucht, um der Beste zu werden, und welche Opfer man dafür bringen muss? Dafür braucht es Talent, Disziplin, Hingabe und harte Arbeit. Ich denke, jeder der zu den Besten gezählt wird, hat extrem hart dafür gearbeitet, es so weit zu bringen. Um auf höchstem Niveau erfolgreich zu sein, muss man eine ganze Menge Opfer bringen. Ich nenne nur Partys, Freunde und Zeit zum Ausruhen.

Wenn Sie einem Mädchen oder einem Jungen einen Rat geben sollten, um im Fussball, beim Sprint oder in einer anderen Sportart die oder der Beste zu werden, wie würde er lauten? Man muss sich mit den richtigen Leuten umgeben und sich beraten lassen, entschlossen sein, hart arbeiten, an sich selbst glauben. Der Erfolg kommt meist nicht über Nacht, daher muss man konstant arbeiten und durchhalten. Dann stellen sich auch Ergebnisse ein. Ich habe ein Motto, das lautet: 'Alles ist möglich.'