Mittwoch 12 September 2018, 06:22

Pavards sensationeller Dropkick 

  • Im Fokus: ein sensationeller Dropkick von Benjamin Pavard

  • Das Traumtor von Pavard wird als Sinnbild des französischen Triumphs in Erinnerung bleiben

  • Wählen Sie Ihren Favoriten für den FIFA Puskás-Preis 2018

Für die französischen Fans ist er der Mann, der aus dem Nichts kam. "Benjamin Pavard, il vient de nulle part", singen sie. Diese ersten Worte des zu Ehren ihres Rechtsverteidigers intonierten Liedes fassen so ziemlich die allgemeine Stimmung zusammen, als Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps den Mann vom VfB Stuttgart erstmals nominierte.

Als in Frankreich quasi Unbekannter ging Pavard 2015 nach Deutschland. Dort spielte er sich ins Blickfeld der Nationalmannschaft, bekam seine Chance und nutzte sie. Mit nur ein paar Einsätzen reiste er zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018, wo er sich fest als Rechtsverteidiger etablierte. Dann kam das Achtelfinale gegen Argentinien und Pavard aus dem Nichts in Schussposition. Der Rest ist Geschichte und Pavard wird seitdem besungen.

Es war der 30. Juni 2018 in Kasan. Es lief die 57. Minute. Frankreich dominierte zwar das Spiel, lag aber dennoch mit 1:2 zurück. Doch dann schaltete Blaise Matuidi schnell und schickte Pavards Pendant auf der linken Seite, Lucas Hernandez, die Linie entlang. Dieser flankte den Ball von der Grundlinie blind nach innen. Der Ball war zu hoch für Olivier Giroud am ersten Pfosten, zu lang für Antoine Griezmann am Elfmeterpunkt und zu scharf für Kylian Mbappé, der noch dahinter lauerte.

Millionen Fernsehzuschauer, die die Partie live verfolgten – ebenso wie Sie, wenn Sie sich das Video unten ansehen – sahen, dass sie nichts mehr sahen, was ein blaues Trikot trug. Doch dann kam Benjamin Pavard. Aus dem buchstäblich vielbesungenen Nichts.

Der Außenverteidiger verfolgte das Geschehen, lief in Position und nahm den Ball an der Strafraumgrenze als Dropkick. Das Spielgerät nahm eine traumhafte Flugkurve und schlug unhaltbar für Franco Armani neben dem Pfosten ein. "Sensationell!", beschrieb es Mitvorbereiter Matuidi am Mikrofon von FIFA.com. "Ich habe nur gesehen, wie unser Linksverteidiger Lucas Hernandez auf und davon ging. Er flankte in den Rücken der Abwehr – und dann kam ausgerechnet der andere Außenverteidiger und haut das Ding rein!" Matuidi klang dabei beinahe fassungslos. "Wenn er diesen Schuss bewusst versucht, geht der in die Wolken!", behauptete er. "Der Ball war ja obendrein auch noch abgefälscht. Aber Benjamin hatte diese Entschlossenheit, die uns ins Spiel zurück gebracht hat."

Die Franzosen glichen aus, sie legten zwei weitere Tore nach, sie kamen weiter und sie holten schließlich den Titel. Das Traumtor von Pavard wird als Sinnbild des französischen Triumphs in Erinnerung bleiben. Die Nutzer von FIFA.com wählten es zudem zum schönsten Tor des Turniers.

Aber gewinnt es auch den FIFA Puskás-Preis? Sie haben das Wort.

Zitat "Der Ball kommt und wird abgefälscht. Ich habe nicht weiter nachgedacht, ich habe nur zugesehen, dass ich über den Ball komme, damit er nicht übers Tor geht. Ich habe versucht, den Ball in die Richtung zu schießen, aus der er kam. So haben mir das unsere Stürmer immer gesagt. Es geschah, ohne nachzudenken. Und als der Ball dann rein ging, war es das pure Glück." Benjamin Pavard

"Benjamin hat das drauf. Wir konnten ihn ja beim Torschusstraining beobachten und wussten das. Und er war in guter Schussposition. Abschlüsse sind zwar nicht das, was ich in der Hauptsache von ihm verlange, aber er ist grundsätzlich ein sehr guter Verteidiger, der auch offensiv Akzente setzt, indem er Tore schießt oder vorbereitet." Didier Deschamps

"Er hat den Ball perfekt platziert. Es war ein Tor zur rechten Zeit, mit der richtigen Technik. Alles daran war schön." Paul Pogba