Mittwoch 09 November 2016, 12:01

Zuberbühler: Die Schweiz muss vor niemandem Angst haben

Nur wenige Spieler können von sich behaupten, ein aktueller Rekordhalter der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ zu sein. Der frühere schweizerische Nationaltorhüter Pascal Zuberbühler ist einer von ihnen. Der 51-fache Nationalspieler hält den Rekord der wenigsten Gegentore bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™, denn er versäumte bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ keine einzige Minute und kassierte keinen einzigen Gegentreffer.

Zubi hielt bei dem Turnier im Nachbarland herausragend und sorgte in der Gruppenphase dafür, dass Stürmer wie Thierry Henry, Park Jisung und Emmanuel Adebayor ohne Torerfolg blieben, ebenso wie der Ukrainer Andriy Shevchenko im Achtelfinale. Nachdem er seinen Kasten länger als 390 Minuten sauber gehalten hatte, konnte der damals 35-Jährige in Köln das Ausscheiden der Eidgenossen im Elfmeterschießen gegen die Ukraine nicht verhindern – ein bitteres Ende der WM-Hoffnungen der Schweiz, nachdem er so beeindruckend gehalten hatte.

"Ich hatte eine wirklich tolle Zeit bei der WM 2006 in Deutschland. Aber natürlich war es schon sehr merkwürdig, dass wir aus dem Turnier ausschieden, obwohl ich kein einziges Tor kassiert hatte", so Zuberbühler in einem Exklusivgespräch mit FIFA.com. "Als ich in den Tagen darauf vor dem Fernseher saß und mir die restlichen Spiele anschaute, konnte ich es immer noch kaum begreifen. Sicher ist es nett, dass ich mit diesen weißen Westen den WM-Rekord halte, doch ich würde sagen, dass wir ihn halten, denn alle Spieler haben ja dazu beigetragen und mir geholfen."

Nachfolger direkt beobachtet "Bei einer Weltmeisterschaft zu spielen, ist schon fantastisch, aber dann noch in Deutschland, einem direkten Nachbarland der Schweiz, das war natürlich noch viel besser", so der Ex-Torhüter weiter. "Die Unterstützung von all den vielen Schweizern war einfach unglaublich. Bei uns herrschte ein fantastischer Teamgeist und unser Trainer Köbi Kuhn hat immer das Beste aus uns rausgeholt. Auf dem Platz wollte einfach jeder alles für ihn geben."

Zehn Jahre nach dem Turnier von 2006 steht nun Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach im Tor der Eidgenossen. Seine Entwicklung hat Zuberbühler aus nächster Nähe miterlebt. Denn als Zubi beim FC Basel Stammtorhüter war, machte sich der junge Sommer gerade in der Nachwuchsmannschaft einen Namen. Schon damals war dem heutigen Torwarttrainer beim englischen Zweitligisten Derby County klar, dass Sommer eine große Karriere vor sich hatte.

"Man konnte bei Sommer schon sehr früh erkennen, dass er über das gewisse Etwas verfügte und riesiges Talent hatte", so Zuberbühlers Einschätzung. "Man sagte damals zwar oft, er wäre eigentlich zu klein, doch Torhüter müssen nicht unbedingt besonders groß sein. Er ist ein Torhüter mit einer modernen Spielweise. Er fängt Flanken gut ab und verfügt über ein perfektes Timing. Das ist viel wichtiger, als 1,95 groß zu sein."

Odyssee auf die Philippinen Bevor er im Juli 2015 seinen Job als Torwarttrainer bei Derby County antrat, hatte Zuberbühler die ausgetretenen Pfade verlassen und seit 2011 in mehreren Amtszeiten die Torhüter der philippinischen Nationalmannschaft betreut. Darum hatte ihn Neil Etheridge, sein früherer Teamkamerad bei Fulham und Nationaltorhüter der Philippinen, gebeten. Und so kam es, dass Zuberbühler die ersten Schritte seiner Trainerlaufbahn am anderen Ende der Welt machte.

"Neil Etheridge bat mich, auf die Philippinen zu kommen und dort beim Torwarttraining zu helfen. Ich dachte mir: 'Warum eigentlich nicht? Warum sollte ich mich nicht auf dieses Abenteuer einlassen?'", so Zuberbühler. "Natürlich war das eine Herausforderung, von einem Extrem ins andere zu wechseln. In Europa hat man erstklassige Einrichtungen zur Verfügung und auf den Philippinen vielleicht nur irgendeinen Bolzplatz, auf dem es oft nicht mal richtige Tore gibt. Aber die Spieler wollten Tag und Nacht trainieren und hatten immer ein Lachen auf den Lippen."

"Ich halte bis heute Kontakt zu ihnen. Aber dieses Jahr habe ich diesen Job aufgegeben, denn ich habe jetzt Zwillinge und will meine Zeit in den Länderspielpausen mit ihnen verbringen. Die Philippinen sind ein sehr schönes Land. Manila ist eine atemberaubende Stadt und die Menschen lächeln stets. Es war eine fantastische Erfahrung."

Schweiz peilt Russland 2018 an Nach drei Siegen in der WM-Qualifikation (darunter ein 2:0 gegen Europameister Portugal) führt die Schweiz die Tabelle der Gruppe B an. Als nächstes steht das Heimspiel gegen die Färöer auf dem Programm.

Die Schweiz mag im Vergleich mit den Nachbarländern zwar eher eine kleine Fussballnation sein, doch auch das Team von Vladimir Petkovic kann mit Stars wie Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka aufwarten, und nicht zuletzt auch mit dem jungen Talent Breel Embolo. Letztgenannter wird jedoch auf Grund einer schweren Verletzung in nächster Zeit nicht eingreifen können.

"Die meisten unserer Nationalspieler sind noch sehr jung. Diese beeindruckenden Spieler sind in den größten Ligen Europas aktiv und beweisen dort Tag für Tag ihre Klasse. Wir müssen vor keiner anderen Nationalmannschaft Angst haben", so Zuberbühlers selbstbewusste Einschätzung.

"Die Mannschaft hat einen fantastischen Start hingelegt, insbesondere natürlich mit dem Sieg gegen Portugal. Nun muss sie diesen erfolgreichen Weg fortsetzen. Der Nationaltrainer führt das Team in die richtige Richtung. Wenn die Mannschaft weiterhin so gut arbeitet, kann sie in Zukunft noch große Erfolge feiern."