Donnerstag 28 Juli 2016, 08:58

Zahavi: "Israel könnte für Überraschung sorgen"

Beim Stichwort FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ denken wohl die wenigsten Fans an Israel. Schließlich hat das Land im Nahen Osten auf der internationalen Bühne bislang kaum für Furore gesorgt. Doch ein Mal waren die Männer in Blauweiß bei einer WM-Endrunde dabei, nämlich 1970 in Mexiko.

Mit Blick auf die bevorstehende WM-Qualifikation für Russland 2018 wollen die Israelis Kraft aus dieser ersten und einzigen gelungenen Qualifikation schöpfen. Im September geht es mit einem Heimspiel gegen Italien los. Für Kapitän Eran Zahavi stellt die WM-Qualifikation in erster Linie eine gute Gelegenheit dar, die Fortschritte und Ambitionen auf kontinentaler Ebene zu demonstrieren.

"Die erfolgreiche Qualifikation für die WM 1970 inspiriert uns natürlich", so der 29-jährige offensive Mittelfeldspieler des chinesischen Klubs Guangzhou R&F im Gespräch mit FIFA.com. "Sie wird immer wieder im Fernsehen gezeigt und ist sehr präsent. Wir werden alles geben und versuchen, so viele Tore wie möglich zu erzielen."

Besonders gut meinte es die Auslosung nicht mit den Israelis, in deren Gruppe neben Italien auch noch Spanien, Albanien, die FJR Mazedonien und Liechtenstein um ein Ticket nach Russland kämpfen.

"Unsere Chancen stehen sicher alles andere als gut, schließlich müssen wir gegen Italien und Spanien antreten", so Zahavi weiter. "Aber wir werden sicher zeigen können, welche Fortschritte wir gemacht haben. Wir können zuversichtlich spielen, egal wer der Gegner ist. Wir wollen mit unseren Leistungen dafür sorgen, dass unsere Fans stolz auf uns sind. Und im Fussball ist so ziemlich alles möglich. Wir haben einen guten Kader mit einigen Spielern, die in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und England aktiv sind. Die Qualifikation wird lang dauern, doch wir können uns im Verlauf steigern und immer besser werden. Italien und Spanien werden gegen uns die volle Punktzahl einkalkulieren. Aber vielleicht bekommen wir ja unsere Chance."

Inspiriert durch eine Legende Bei der erfolgreichen Qualifikation Israels für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1970™ war Mordechai Spiegler der große Held. Er traf insgesamt drei Mal, auch beim 1:1-Unentschieden in Australien, das den Israelis das Ticket nach Mexiko bescherte. In Mexiko erzielte der Rekord-Torschütze des Landes (33 Länderspieltreffer) dann auch das einzige WM-Tor für die Israelis, nämlich beim denkwürdigen 1:1-Unentschieden gegen Schweden. Auch 46 Jahre danach ist der Torjäger noch ein Quell der Inspiration für Zahavi und Co., die auf eine neuerliche Überraschung hoffen.

"Spiegler gilt in unserem Land als wahre Legende", so Zahavi voller Respekt. "Jeder kennt seine Geschichte. Er ist ein Held und er erzielte unser einziges WM-Tor. Ich habe ihn auch schon ein paar Mal persönlich getroffen."

Nun soll also Zahavi in der Qualifikation für Russland 2018 in die Fußstapfen des legendären Spiegler treten. Der offensive Mittelfeldspieler hat mit zahlreichen Toren bewiesen, dass er durchaus bereit ist, die Bürde dieser Erwartungen zu schultern. So erzielte er in 120 Einsätzen für Maccabi Tel Aviv in den letzten drei Spielzeiten insgesamt 99 Tore und gewann mit dem Klub drei Mal die israelische Liga. In der letzten Saison stellte er mit 35 Toren in 36 Partien sogar einen neuen Rekord auf. In der Qualifikation und der Playoff-Runde für die UEFA Champions League 2015/16 war er mit sieben Treffern der erfolgreichste Torjäger und schaffte mit Maccabi erstmals seit elf Jahren das Weiterkommen.

"Die Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Champions League war in Israel eine große Sache", so Zahavi. "Wir hatten eine sehr gute Mannschaft und ich hatte fantastische Unterstützung. In meiner Zeit bei Maccabi Tel Aviv habe ich insbesondere mein Kopfballspiel verbessert. Ich konnte weiter vorn spielen und daher viele Tore erzielen. Kurz gesagt bin ich zu einem Spieler gereift, der Tore erzielen und Spiele entscheiden kann. Das war ein großer Schritt nach vorn in meiner Karriere."

Odyssee nach China Auch sein kürzlich erfolgter Wechsel nach China hat seine Torgefährlichkeit offenbar nicht geschmälert. Bei seinem neuen Klub Guangzhou R&F trug er mit sieben Toren und zwei Vorlagen zu fünf Siegen in Folge bei. "Das war ein besserer Auftakt als ich erwartet hatte", meint er. "Immerhin bin ich in einem neuen Land mit einer ganz anderen Kultur und Spielweise. Ich muss mich erst anpassen. Doch dank der Unterstützung des Klubs und der Fans verlief bisher alles einfach und problemlos. Ich genieße die Erfahrung hier sehr und hoffe, dass ich weiterhin guten Fussball spielen kann."

Der ehemals für Palermo aktive Mittelfeldspieler hofft auch, dass ihm die Erfahrung aus seinen 18 Monaten in der Serie A im bevorstehenden WM-Qualifikationsspiel gegen die Azzurri zugute kommen wird. "Das war keine besonders gute Phase meiner Karriere, denn der Klub machte gerade turbulente Zeiten durch. Allein in den 18 Monaten, in denen ich dort war, kamen und gingen nicht weniger als fünf Trainer. Es war sehr schwer, sich an alles zu gewöhnen. Außerdem hatte ich auch noch zwei Verletzungen, die meine Einsatzzeiten weiter beeinträchtigt haben. Aber ich habe wertvolle Erfahrungen gesammelt und die Zeit in der italienischen Top-Liga hat sich als Trittstein für meine weitere Karriere erwiesen."