Samstag 11 Juli 2020, 07:01

Wo waren Sie, als Iniesta sein Tor erzielte?

  • Am 11. Juli jährt sich das Finale der WM in Südafrika zum zehnten Mal

  • Andrés Iniesta brachte Spanien mit seinem Tor in der Verlängerung den Sieg

  • Ein Jahrzehnt später erinnern sich vielversprechende Nachwuchsspieler der Roja an den Moment

Die meisten Spanier dürften sich noch daran erinnern, wo und mit wem sie den 11. Juli 2010 verbracht haben. Allein oder mit anderen, zu Hause, auf dem Land, am Strand oder in einer Kneipe? Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Fest steht auf jeden Fall, womit sie um circa 23:00 Uhr MESZ beschäftigt waren: Sie haben das Tor gefeiert, mit dem Iniesta La Roja zum Weltmeistertitel geschossen hat.

Der Sieg war ein Triumphzug für den Tiki-Taka, brachte den spanischen Nationalspielern mehr Wertschätzung und ließ Millionen von Menschen schwärmen, darunter Jungen und Mädchen, die von einer Zukunft als Fussballer und Fussballerinnen träumten. Zehn Jahre später haben einige von ihnen ihr Ziel erreicht und stehen für die Gegenwart und Zukunft des spanischen Fussballs.

Am zehnten Jahrestag dieses spannenden Finales der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™, in dessen Mittelpunkt die Glanzparaden von Iker Casillas gegen Arjen Robben und Iniestas Tor in der 116. Minute standen, trifft FIFA.com die spanischen Nationalspieler und Nationalspielerinnen Dani Ceballos, Patri Guijarro, Mikel Oyarzabal und Aitana Bonmatí zu einer Gedächtnisübung.

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Dani Ceballos

  • Utrera (Sevilla), 23 Jahre, kreativer Mittelfeldspieler 23 Jahre

  • U-19- und U-21-Europameister (2017 bzw. 2019)

  • 9 Spiele für die A-Nationalmannschaft | Klub: FC Arsenal

"2010 ging ich noch zur Schule. Ich war ein Kind, das Spaß am Fussball hatte und davon träumte, eines Tages Profi zu werden. Damals habe ich mehr selbst gespielt als Fussball geschaut", so Ceballos. Trotzdem hat er kein einziges Spiel der spanischen Nationalmannschaft verpasst. "Meine Eltern haben mir und meinen beiden Brüdern Trikots gekauft. Diese WM hat viele Hoffnungen geweckt."

Das Finale hat Ceballos im Kreis seiner Familie auf dem Land gesehen, natürlich bekleidet mit dem Nationaltrikot. "Zwischendurch hat uns eine Empfangsstörung Ärger gemacht", berichtet er lachend. "Ich erinnere mich noch an Iniestas Tor als sei es gestern gewesen. Alle lagen sich in den Armen, sind umhergelaufen ... das werde ich wohl nie vergessen."

Ein Jahrzehnt später spielt er gemeinsam mit Mitgliedern der damaligen Mannschaft wie Sergio Ramos oder Jesús Navas im Nationalteam. "Wer hätte das gedacht. Der Fussball ist einfach wunderbar!" Jetzt träumt er von einer WM-Teilnahme in Katar: "Mit Spanien eine WM zu spielen ist mein Lebenstraum."

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Patri Guijarro

  • Palma de Mallorca, 22 Jahre, Mittelfeldspielerin

  • U-19-Europameisterin (2017), U-17- und U-20-Vizeweltmeisterin (2014 bzw. 2018)

  • 29 Partien für Spanien, Teilnahme an der WM 2019 in Frankreich | Klub: FC Barcelona

"Das war mein erstes Jahr bei Collerense, einem unterklassigen Klub, der aber eine große Tradition im spanischen Frauenfussball hat. Ich habe damals mit Jungen in einer Mannschaft gespielt und das Finale gemeinsam mit der ganzen Familie im Haus meiner Tanten geschaut. Ich habe damals schon viel Fussball geguckt, und natürlich habe ich die WM verfolgt", berichtet Guijarro.

Sie erinnert sich noch an das Nervenflattern im Finale. "Als Holland klare Chancen hatte und nicht nutzen konnte, vor allem bei der von Robben, die Casillas pariert hat, habe ich gedacht: 'Wir holen uns das Ding'. Als Iniesta dann das Tor geschossen hat, nach allem, was ihm passiert war, nach den Verletzungen und dann noch so kurz vor Schluss, das war unglaublich! Das Tor haben wir zu Hause wahnsinnig gefeiert, selbst meine Mutter hat geheult. Das war alles super emotional."

Ein Jahrzehnt später hat Guijarro selbst bereits eine WM mit Spanien bestritten. "Das war für uns ein Wendepunkt, an dem wir uns gesagt haben: 'Uns fehlt nicht mehr viel und wir können schon ans Viertelfinale, Halbfinale und sogar ans Finale denken'. Warum denn nicht? Wir haben in kurzer Zeit eine enorme Entwicklung durchgemacht, in Frankreich gegen die USA gespielt und später auch im SheBelievesCup und ihnen die Sache wirklich schwer gemacht. Dadurch wird klar, dass wir ganz nah an den Besten dran sind und viel erreichen können."

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Mikel Oyarzabal

  • Eibar (Baskenland), 23 Jahre, Linksaußen

  • U-21-Europameister (2019)

  • 7 Spiele für die A-Nationalmannschaft | Klub: Real Sociedad San Sebastián

"Bei der WM war ich mit vier Freunden in einem Sommer-Fussballcamp. Im Speisesaal gab es einen großen Fernseher, vor dem sich nach dem Abendessen etwa 60 Leute versammelt haben. Dort haben wir das Finale gesehen. Ich erinnere mich insbesondere an den Augenblick, an dem das Tor gefallen ist. Ich weiß noch, wo ich gesessen habe und dass die drei oder vier Jungs um mich herum Freunde aus der Clique von Eibar waren." Nach dem Abpfiff musste natürlich gefeiert werden. "Das ganze Dorf versammelte sich, um den Titel zu feiern, und wir haben mitgefeiert."

Damals dachte Oyarzabal noch nicht einmal daran, Fussballprofi zu werden. In diesem Alter spielst du, weil es dir Spaß macht und du eine gute Zeit mit deinen Freunden verbringen kannst. Tatsächlich kam das Profiniveau für mich etwas überraschend. Du spielst im Nachwuchs, und eines Tages kommt deine Chance."

Seit seinem Debüt in der ersten Mannschaft im Jahr 2015 hat der baskische Außenbahnspieler sich in der Elite mehr und mehr durchsetzen können. 2019 wurde er regelmäßig in die Nationalmannschaft berufen und riskiert bereits einen Blick auf die WM in Katar. "Vielleicht kann ich beim größten aller Turniere dabei sein. Ich werde weiter hart arbeiten, um diese Chance zu bekommen."

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Aitana Bonmatí

  • Sant Pere de Ribes (Katalonien), 22 Jahre, Mittelfeldspielerin

  • U-17- und U-19-Europameisterin (2015 bzw. 2017), U-17- und U-20-Vizeweltmeisterin (2014 bzw. 2018)

  • 21 Partien für Spanien, Teilnahme an der WM 2019 in Frankreich | Klub: FC Barcelona

Im Alter von 12 Jahren spielte Bonmatí im Klub ihres Heimatortes und wusste auch damals schon zu beeindrucken, hatte sich im Fussball aber keine weiteren Ziele gesteckt. "2010 war der Frauenfussball nicht im Blickpunkt, also habe ich einen Schritt nach dem anderen gemacht, hatte aber kein konkretes Ziel."

Die WM hat sie sich natürlich nicht entgehen lassen. "Ich habe mir schon immer gern Spiele angeschaut, und die WM habe ich allein verfolgt, weil ich Einzelkind bin und meine Eltern sich nicht besonders für Fussball interessieren [lacht]. Während des Finales ist mein Vater ins Wohnzimmer gekommen und hat mit geguckt. Ich weiß noch, dass ich während des gesamten Spiels unter Strom stand, bis Don Andrés Iniesta dann das Tor geschossen hat."

Iniesta und Xavi gehören zu ihren Vorbildern. "Ihre Spielweise gefiel mir. Ich spiele selbst gern so und außerdem sind sie beide klein, genau wie ich. Der Fussball verändert die Gefühle der Menschen, und das war damals eine sehr gute Zeit für Barça und das Nationalteam. Vielleicht hat [dieser Erfolg] sogar etwas damit zu tun, dass ich so weit gekommen bin, denn letztendlich bin ich in diesen Jahren richtig im Fussball angekommen."

Nach ihrer Teilnahme an der WM in Frankreich will sie mehr: "Das war eine unglaubliche Erfahrung. Ich hoffe, es wird nicht die letzte dieser Art sein."