Dienstag 31 Januar 2017, 08:18

Walker und sein Tor für die Ewigkeit

Es war der 6. September 2016, als sich das 30.000-Einwohnerland Gibraltar endgültig in die Annalen des Fussballs einschrieb. Im WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland war es Liam Walker, der mit seinem Tor zum 1:1-Ausgleich in der 26. Minute den ersten Treffer seines Landes in einem FIFA-Pflichtspiel erzielte.

"Das werde ich nie vergessen", lässt der Mittelfeldspieler die Situation im Estadio Algarve von Faro auch Monate danach gerne noch einmal mit FIFA.com Revue passieren. "Ein Eckball flog Richtung zweiten Pfosten, wo unser Kapitän Roy Chipolina den Ball zurücklegen konnte. Über Scott Wiseman landete der Ball bei mir. Ich stand dann in einer 1:1-Situation gegen den Linksverteidiger und als ich eine Lücke sah, habe ich es probiert." Der Rest ist Geschichte. "Es war natürlich eine tolle Leistung für mich und für das Team. Leider haben wir noch vor der Halbzeit die Gegentore kassiert."

Beeindruckende Rote Teufel Tatsächlich währte die Freude der Gastgeber nur kurz, denn bereits bis zur Pause stellten die Hellenen mit drei Treffern in den letzten drei Minuten des ersten Abschnittes den 4:1-Endstand her. "Nichtsdestotrotz war es eine tolle Erfahrung und etwas Neues. Für uns wurde mit dem Spiel ein Traum war. Es war einfach großartig. Hoffentlich kommt mehr in der Zukunft. Aber wir müssen hart arbeiten und besser werden."

Inzwischen durften die Südeuropäer, die erst seit Mai 2016 FIFA-Mitglied sind, noch drei weitere Male in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ antreten. In Estland (0:4) und Zypern (1:3) sowie gegen Belgien (0:6) bezahlte das Team von Trainer Jeff Wood viel Lehrgeld. Besonders die Roten Teufel haben den Akteur vom heimischen Klub Europa FC beeindruckt. "Meiner Meinung nach, war es das beste Team, auf das wir jemals getroffen sind. Wir haben schon gegen den Weltmeister Deutschland oder Polen gespielt, aber Belgien hat einfach großartig gespielt. Ihre Bewegungen, gepaart mit erstklassigen Spielern, sind außergewöhnlich. Insgesamt muss man aber festhalten, dass wir viele Gegentore nach eigenen Fehlern kassiert haben. Daran müssen wir ansetzen."

Ein Punkt ist das Ziel Als Vorbild könnten dabei die Isländer dienen, die bei der letztjährigen UEFA EURO sensationell ins Viertelfinale vorstießen und unter anderem Österreich und England besiegten sowie dem späteren Europameister Portugal ein Unentschieden abtrotzten. Dementsprechend sei die Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes auf 48 Teams natürlich eine große Chance für die kleineren Teams, aber "wir müssen realistisch bleiben. Derzeit müssen wir uns noch weiterentwickeln. Es wäre aber unglaublich, wenn wir es irgendwann schaffen würden. Wir sind ein so kleines Land, aber nichts ist unmöglich. "

Walker selbst begann seine Karriere in den unteren Ligen Spaniens, ehe er in Portsmouth und Tel Aviv weitere Auslanderfahrungen sammeln durfte. Seit 2014 spielt er im Oberhaus Gibraltars. Nach zwei Jahren bei Rekordmeister Lincoln Red Imps FC steht er seit August 2016 beim Ligarivalen Europa FC unter Vertrag. Den Traum von einem Engagement in einer der Top-Ligen hat der 28-Jährige mit der Rückennummer 10 noch nicht aufgeben.

Erst einmal wartet Ende März in Bosnien-Herzegowina ein weiteres starkes Team, gespickt mit Weltklasse-Akteuren wie Edin Dzeko oder Miralem Pjanic. "Wir wollen es in jedem Spiel besser machen und in dieser Qualifikation mindestens einen Punkt holen. Wenn das klappt, wäre das ein Grund zum Feiern. Auch wenn es vielleicht komisch klingt, weil es nur ein Punkt ist, aber für uns wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung."