Mittwoch 20 Februar 2019, 21:03

Der große Erfolg von Sunderlands Sinnesraum

  • Sunderland war 2014 der erste Klub, der einen Sinnesraum für autistische Fans einrichtete

  • Treibende Kraft war die Familie Shippey. Mittlerweile verfügen die Black Cats sogar über zwei Sinnesräume

  • Sinnesräume dank der Shippey Campaign landesweit auch in vielen anderen Stadien

Für die meisten Fussballfans ist das Gefühl der kollektiven Energie, das von einer großen Menschenmenge ausgeht, ein zentraler Bestandteil des Stadionbesuchs. Ein vollgepacktes Stadion mit ohrenbetäubend lauter Atmosphäre ist für die große Mehrheit der Fans ein fantastisches Erlebnis.

Der siebenjährige Nathan Shippey war ein solcher Fan. Der junge Anhänger von AFC Sunderland, der an einer Autismus-Spektrum-Störung leidet, ging gegen Ende der Saison 2013/14 zum ersten Mal mit seinem Vater zu einem Fussballspiel ins Stadium of Light. An ihren ersten Stadionbesuch erinnern sich die meisten Fans ihr Leben lang gern zurück. Für Nathan allerdings war es kein ungetrübtes Vergnügen.

In den folgenden Monaten allerdings saß Nathan oft gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Spiele der FIFA Fussball-WM in Brasilien.

Zum Beginn der Saison 2014/15 versuchten sie es mit einer Dauerkarte für einen Bereich, in dem die Möglichkeit bestand, sich bei Bedarf in den Innenraum einer Bar zurückzuziehen. Doch diese Lösung funktionierte nicht gut. Daraufhin wurden die Shippeys aktiv. Sie schrieben an den AFC Sunderland und regten die Schaffung eines gesicherten Raumes an, wo Nathan und andere Familien in der gleichen Situation die Spiele genießen könnten – und der Klub nahm den Vorschlag bereitwillig auf.

Nach intensiven Beratungen mit Peter, Nathans Mutter Kate und Nathan selbst sowie seiner Schule in Sunderland und den zuständigen Abteilungen des Fussballklubs konnte 2015 der Nathan Shippey Sensory Room eröffnet werden."

"Jetzt haben diese Menschen einen gesicherten Rückzugsbereich, wenn sie ihn benötigen", freut sich Peter. "Wenn das Publikum ganz besonders laut wird und sie sich eingeschüchtert oder verängstigt fühlen, können sie sich zurückziehen und etwas Abstand gewinnen. Mir gefällt dabei, dass es in diesem Raum keineswegs völlig still ist. Die Geräuschkulisse wird nur deutlich gedämpft und damit erträglicher für sie. So können sie auch in diesem Raum die Atmosphäre genießen."

In der Zeit vor der Eröffnung des zweiten Sinnesraums begann die Familie im Rahmen einer Kampagne, weitere Klubs zu kontaktieren und somit die Inklusion auch auf nationaler Ebene voranzutreiben.

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In diesen 16 Stadien gibt es dank der Shippey Campaign mittlerweile Sinnesräume

  • Airdrie (Excelsior Stadium)

  • Arsenal (Emirates Stadium)

  • Chelsea (Stamford Bridge)

  • Crystal Palace (Selhurst Park)

  • Everton (Goodison Park)

  • Liverpool (Anfield)

  • Middlesbrough (Riverside Stadium)

  • Newcastle United (St James's Park)

  • Notts County (Meadow Lane)

  • Qatar FA (Khalifa International Stadium)

  • Rangers (Ibrox)

  • Southampton (St Mary’s Stadium)

  • Sunderland (Stadium of Light)

  • Wasps (Ricoh Arena)

  • Watford (Vicarage Road)

  • West Bromwich Albion (The Hawthorns)

Sportlich musste Sunderland in jüngster Zeit einige Rückschläge verkraften und stieg zwei Mal in Folge ab. Doch mit den beiden Sinnesräumen kann der Klub auch weiterhin Menschen mit entsprechenden Einschränkungen ein optimales Angebot machen.

"Man kann bei Nathan deutliche Verbesserungen erkennen, was das Sozialverhalten angeht", so Peter. "Er hat ein deutlich besseres Selbstvertrauen entwickelt. Ich bin sehr stolz darauf, wie gut er sich macht. Das bringt ihn sehr viel weiter und ist enorm wichtig."