Dienstag 06 August 2019, 11:08

Hashtag United auf einer spektakulären Mission 

  • Hashtag United spielt in der kommenden Saison in der neunten englischen Liga

  • Das Team hat in den Sozialen Medien mehr Follower als zahlreiche Premier-League-Klubs

  • Der Vorsitzende will sich mit dem Klub gegen Homophobie und Rassismus engagieren

"Ich habe an der Uni drei Jahre lang Stand-up Comedy gemacht", eröffnet Spencer Owen das Gespräch mit FIFA.com.

Hätte er während seines Studiums der englischen Literatur bei einem Auftritt davon gesprochen, dass er schon bald einen eigenen Fussballklub gründen und innerhalb von drei Jahren mehr Follower in den Sozialen Medien haben würde, als so mancher Premier-League-Klub, so hätte er damit an der Universität von Reading in Südengland sicher viele Lacher geerntet. Doch genau das ist ihm mit Hashtag United tatsächlich gelungen.

"Wir sind in der neunten englischen Liga. Aber wenn man eine Tabelle nach der Anzahl der Follower in den Sozialen Medien erstellen würde, dann wären wir mindestens in der zweiten Liga, wenn nicht sogar in der Premier League", sagt er weiter. "Denn wir haben mehr Follower als viele Premier-League-Klubs."

Tatsächlich hat Hashtag United drei Mal so viele Abonnenten auf YouTube wie der FC Everton. Bei Instagram folgen mehr als 428.000 Fans dem Klub, mehr als bei sieben der Premier-League-Klubs der Saison 2019/20, darunter der siebenmalige englische Meister Aston Villa und Newcastle United. Wie hat sich diese außergewöhnliche Erfolgsgeschichte entwickelt?

"Angefangen habe ich mit Comedy-Videos auf YouTube", erzählt der 30-Jährige, der als Fan die englische Nationalmannschaft vor Ort bei den WM-Endrunden 2006 in Deutschland und 2018 in Russland anfeuerte. "So hat es mit meinem Channel angefangen." Meine große Leidenschaft für Fussball habe ich schon sehr lang, aber ich konnte mir nicht vorstellen, auf diesem Gebiet zu arbeiten, und auch nicht beim Gaming.

Aber dann habe ich angefangen, auf Facebook für ein Fussballspiel zu arbeiten, und später dann für Vincent Kompany, für den ich mich um die Sozialen Medien gekümmert habe. Dann habe ich angefangen, auch auf meinem YouTube-Kanal Fussball-Inhalte zu produzieren."

Auf dem Kanal namens Spencer FC dreht sich alles um Fussball und um EA Sports FIFA. Mittlerweile hat er mehr als zwei Millionen Abonnenten. Dies eröffnete Spencer neue Möglichkeiten, sich auch auf anderen Feldern zu betätigen.

"Ich erstelle immer noch Inhalte für den Kanal, aber daneben bin ich jetzt Eigner eines Fussballkubs und eines eSport-Klubs und Moderator bei Veranstaltungen wie dem FIFA eWorld Cup. Dieses Jahr habe ich im britischen Fernsehen auch den Clásico präsentiert.

Außerdem habe ich schon vier Mal den Wembley Cup im Wembley-Stadion präsentiert. Da waren alle möglichen Stars dabei, von Steven Gerrard, Robert Pires, Patrick Kluivert, Jay-Jay Okocha, Emile Heskey, Peter Schmeichel über Rio Ferdinand, William Gallas, Robbie Savage, Robbie Fowler bis hin zu Jamie Carragher und Gaizka Mendieta."

Der Wembley Cup bestärkte Spencer in seinem Wunsch, sich auch um professionellen Fussball zu versuchen.

"Zunächst habe ich nach Möglichkeiten gesucht, mit schon bestehenden Klubs außerhalb der Ligen zu arbeiten. Aber dann habe ich beschlossen, lieber gleich meinen eigenen Klub zu gründen", so Spencer. "Es gibt so eine Art Kultbewegung, wo Leute zuschauen, wie ganz normale Leute Fussball spielen, nicht die großen Stars. Der Wembley Cup hat das deutlich gezeigt. Ich dachte mir also, warum sollte ich nicht einfach Spiele mit meinen Kumpels filmen, darauf den Klub aufbauen und eine Fanbasis schaffen, und dann versuchen, damit in die Strukturen des organisierten Fussballs zu wechseln."

Hashtag United wurde somit anfänglich gegründet, um Tourneen rund um die Welt zu machen, Freundschaftsspiele und Show-Partien zu bestreiten und Bewunderer zu sammeln. 2018/19 wagte der in Essex ansässige Klub dann den Sprung ins englische Fussballsystem, schaffte auf Anhieb den Aufstieg und bestreitet nun am Mittwoch das erste Saisonspiel in der neunten Liga gegen Southend Manor.

"Nach oben sind keine Grenzen gesetzt", findet der eingefleischte Fan von West Ham United. "Was den Weg in die Premier League angeht – rein theoretisch muss man nur acht Mal aufsteigen! Dafür ist aber natürlich unglaublich viel Arbeit und außerdem sehr viel Geld nötig, das wir im Moment definitiv nicht haben.

Doch wir sind bereits neue Wege für Fussballklubs gegangen. Wir könnten einer der größten Klubs der Welt werden, denke ich, aber den Sprung in eine Profiliga werden wir möglicherweise nie schaffen.

Ich fände es toll, aber ich bin realistisch genug und versuche, ein Vorbild für einen Klub zu schaffen, der die Zeiten überdauert und nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerät."

Wie ergeht es dem auffälligen Neuling in der Welt des unterklassigen Fussballs ohne Schnickschnack?

"Der Name sorgt immer wieder mal für ein paar Kontroversen, doch er sagt eben ganz deutlich, was bei uns drin ist: dass dieses Team aus den Sozialen Medien hervorgegangen ist", so Spencer. "Unsere Wurzeln sind uns kein bisschen peinlich. Und allmählich schlagen wir auch physische Wurzeln. In diesem Jahr teilen wir uns das Stadion mit Tilbury. Wir versuchen allerdings, eines Tages eine eigene Spielstätte zu finden und auch Nachwuchsteams und eine echte Klubgemeinschaft aufzubauen.

Die Leute stellen fest, dass wir gut für alle sind. Wir haben sehr hoch gesteckte Ziele und vorbildliche Überzeugungen. Wir sind nicht darauf aus, Geld zu verdienen. Wir sind nicht für unser Ego dabei.

Wir wollen familienfreundlich sein und die Menschen unterhalten und inspirieren. Man kann zu den Spielen kommen und mit den Spielern reden, sich mit ihnen fotografieren lassen – alles ganz unkompliziert."

"Wir führen ein großes, junges Publikum an den Fussball außerhalb der Ligen heran – nicht nur bei unseren Heimspielen. Die Leute nehmen lange Fahrten auf sich, um uns zu sehen. Wir helfen den Teams in unserer Liga, Geld zu verdienen. Wir sind in jeder Hinsicht ein positiver Aspekt.

99 Prozent aller Spieler würden riesig gern für uns spielen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Aber wir verpflichten nicht einfach nur die besten Spieler, die wir können, sondern achten zuallererst darauf, dass sie den richtigen Charakter für unseren Klub haben.

"Wir versuchen, Teil der Revolution im Fussball zu sein, die gegen Erscheinungen wie Homophobie und Rassismus kämpft. Wir wollen Repräsentanten für die positiven Werte des Fussballs sein."