Donnerstag 17 Januar 2019, 04:06

Ausländische Trainer sind Vietnams Erfolgsrezept

  • Vietnam hat in den vergangenen Jahren wachsende Erfolge verbucht

  • Kürzlich qualifizierte sich das Land erstmals für den AFC Asien-Pokal

  • Der Verbandspräsident setzt auf ausländische Trainer

"Wähle einen weisen Mann und folge ihm" – dieses alte vietnamesische Sprichwort passt perfekt zur Politik des Landes, zur Entwicklung des heimischen Fussballs vornehmlich auf ausländische Trainer zu setzen.

Diese seit mehreren Jahrzehnten angewandte Politik hat zu so manchem Erfolg Vietnams beigetragen. Insbesondere gilt dies für den aktuellen Trainer Park Hangseo aus der Republik Korea, unter dem sich Vietnam erstmals für den AFC Asien-Pokal qualifizieren konnte. Zuvor hatte das Land lediglich vor zwölf Jahren als Mitausrichter teilgenommen (abgesehen von der Zeit als Südvietnam)

Von Lampenfieber war bei den Vietnamesen indes nichts zu sehen. Sie spielten in der Auftaktpartie gegen Irak selbstbewusst auf, gingen sogar zwei Mal in Führung und zogen am Ende mit 2:3 nur knapp den Kürzeren gegen den Gewinner der Turnierauflage von 2007. Es folgte eine 0:2-Niederlage gegen die übermächtige IR Iran. Doch im letzten Gruppenspiel am Mittwoch gelang den Vietnamesen ein 2:0-Sieg gegen Jemen, so dass sie sich noch Hoffnungen auf ein Weiterkommen aus Gruppe D machen können.

"Park Hangseo gehört zu den erfolgreichsten ausländischen Trainern, die unser Team in den vergangenen Jahren geführt haben", so der Präsident des vietnamesischen Fussballverbandes VFF in einem Gespräch mit FIFA.com nach dem letzten Gruppenspiel. "Unter ihm spielt das Team mit großer Entschlossenheit und hat schöne Erfolge erreicht."

Ausländische Trainer als Erfolgsrezept

Das wiedervereinigte Vietnam versuchte sich erstmals in der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM 1994™. Dabei gelang allerdings in acht Spielen nur ein einziger Sieg. Dennoch wurde mit der Teilnahme an der Qualifikation der Grundstein für die Fussballbegeisterung im Land gelegt. Der Verband leitete eine langfristig angelegte Entwicklung ein. Dazu setzte man von Beginn an vornehmlich auf ausländische Trainer. Der erste war der Deutsche Karl-Heinz Weigang, der die Nationalmannschaft 1995 übernahm.

"Uns war klar, dass wir uns an die weiter entwickelten Fussballnationen wenden mussten, um ein höheres Niveau zu erreichen", so Le. "Wir wollten das dort vorhandene Trainer-Know-how nutzen und schickten daher eine Einladung an Karl-Heinz Weigang, der unsere Einladung annahm und nach Vietnam kam."

Unter dem ehemaligen Trainer Ghanas erreichte Vietnam einen ersten Durchbruch und landete bei der AFF-Meisterschaft 1996 (die Südostasienmeisterschaft, damals noch unter der Bezeichnung Tiger Cup) auf dem dritten Platz.

Unter dem Österreicher Alfred Riedl stieß Vietnam zwei Jahre später bis ins Finale des Turniers vor. 2002 übernahm dann der Portugiese Henrique Calisto die Mannschaft. Beide Trainer führten das Team in den folgenden Jahren nochmals: Unter Riedl stieß Vietnam als Mitausrichter des AFC Asien-Pokals 2007 bis ins Viertelfinale vor. Unter Calisto gelang 2008 erstmals der Gewinn der regionalen AFF-Meisterschaft.

Der mit Abstand erfolgreichste ausländische Trainer ist allerdings Park. Unter ihm erreichte Vietnam das Finale der AFC U-23-Meisterschaft. Zudem gewann die A-Nationalmannschaft im vergangenen Monat zum zweiten Mal den regionalen Titel. 2017 hatte Vietnam bereits erstmals an einer FIFA U-20-Weltmeisterschaft teilgenommen.

"Der zweimalige Gewinn der AFF-Meisterschaft stellt einen enormen Schub für unsere Entwicklung dar", so Le. "Diese Erfolge sorgen für Motivation und Ermutigung, sowohl bei den Aktiven wie auch bei den Fans.

Das zieht auch einen gesunden Nationalstolz nach sich. Die Erfolge müssen allen zugeschrieben werden, die uns unterstützen, insbesondere auch unserem Premierminister Nguyen Xuan Phuc, der uns stets unterstützt und die Entwicklung vorantreibt.

Dank der Zusammenarbeit mit den vielen ausländischen Trainern haben wir Tugenden wie Professionalität, Sorgfalt und Strenge beim Training gelernt. Und wir haben auch Kenntnisse erworben, die deutlich über taktische und technische Aspekte hinausgehen. So ist uns heute beispielsweise die Bedeutung mentaler Aspekte und einer guten Ernährung bewusst.

Und natürlich geben die ausländischen Trainer ihr Wissen bei Seminaren und Workshops auch an unsere einheimischen Trainer weiter. Wie ich bereits gesagt habe, sollten wir diesen Ansatz weiter verfolgen, um unser spielerisches Niveau weiter zu steigern."

Die wichtigsten ausländischen Trainer der Nationalmannschaft Vietnams

Karl Heinz Weigang 1995 bis 1997 Alfred Riedl 1998 bis 2000, 2003, 2005 bis 2007 Henrique Calisto 2002, 2008 bis 2011 Edson Tavares 1995, 2004 Toshiya Miura 2014 bis 2016 Park Hang Seo seit 2017