Mittwoch 22 Februar 2017, 08:47

Sunjic - über Umwege zum Erfolg?

Das vergangene Jahr war nicht unbedingt einfach für Toni Sunjic. Der Innenverteidiger musste im Sommer 2016 mit dem VfB Stuttgart den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Im Winter zuvor war er bereits mit der Nationalmannschaft Bosnien und Herzegowinas in der Qualifikation zur UEFA EURO 2016 in den Playoffs gegen die Republik Irland gescheitert.

Somit fand sich der kantige, 1,93 Meter große Abwehrspieler im Zentrum von zwei Neuaufbau-Prozessen wieder – mit den Schwaben sollte es zurück in die Bundesliga gehen, mit der Nationalmannschaft wird die Teilnahme an der FIFA Fussball-WM 2018™ angepeilt.

Sunjics Vereinskarriere verlief jedoch nicht ganz wie geplant. In der Hinrunde war er zunächst Stammspieler in Stuttgart, hatte diesen Status zuletzt jedoch verloren und wurde im Januar in die italienische Serie A an US Palermo ausgeliehen. "Nach dem Trainerwechsel stand ich in Stuttgart nicht mehr in der ersten Elf", erklärte Sunjic im Gespräch mit FIFA.com. "Daher wollte ich mein Glück in Palermo versuchen und bin jetzt hier sehr glücklich. Ich habe mich hier sehr schnell eingelebt, besonders Mato Jajalo und die anderen Spieler vom Balkan haben mir dabei sehr geholfen."

Palermo befindet sich im Abstiegskampf, für Sunjic waren zunächst nur einige Kurzeinsätze drin, ehe er beim 1:4 am vergangenen Freitag bei Ligaprimus Juventus erstmals über rund 40 Minuten mitwirken durfte. "Ich habe bereits erkannt, dass die Serie A sehr stark ist. Wenn wir aber alle Spiele wie gegen Napoli und Crotone angehen, haben wir eine gute Chance", so der 28-Jährige, der in der kurzen Zeit in Sizilien schon festgestellt hat, dass man den Fussball in "Italien taktischer angeht als in Deutschland. In Deutschland spielen die Mannschaften viel offener."

Bald aber geht es für Sunjic mit Bosnien und Herzegowina auch wieder in die Qualifikation zur WM 2018 in Russland – die Ausgangsposition für die Elf von Trainer Mehmed Bazdarevic ist recht gut: Zwei Partien wurden gewonnen, je ein Mal gab es ein Unentschieden und eine Niederlage, so dass man hinter dem verlustpunktfreien Belgien (12 Punkte) und Griechenland (10) mit sieben Zählern auf Rang drei der Gruppe H zu finden ist. "Wenn man bedenkt, dass wir Belgien in unserer Gruppe haben, läuft es nicht schlecht, daher ist es auch schwierig, am Ende Erster zu werden", findet der Mann, der 2009 mit Zrinjski Mostar bosnischer Meister wurde.

"Nicht viel" habe Trainer Bazdarevic im Anschluss an das Scheitern in der EM-Qualifikation verändert. "Irland hat uns als Gegner nicht wirklich gelegen und sie hatten es am Ende auch mehr verdient als wir. Nun haben wir im Kern immer noch dieselben Spieler. Wir müssen jetzt einfach nur mehr zeigen, als wir das in der letzten Qualifikation getan haben."

Da ist die Erinnerung an Brasilien 2014 sicherlich auch noch hilfreich. Damals war die Nationalmannschaft Bosnien und Herzegowinas zum ersten Mal überhaupt seit der Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre bei einem großen Turnier dabei, Sunjic stand im Kader und bestritt für sein Land zwei Partien über die volle Spielzeit. "Das ist ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde und auf das ich für den Rest meines Lebens stolz sein kann", so Sunjic. "Leider sind wir nicht aus der Gruppenphase herausgekommen, und ich denke, da wäre durchaus mehr drin gewesen." Am Ende belegte man einen Punkt hinter Nigeria den dritten Rang in der Gruppe F und würde es nun in Russland gerne besser machen.

Auf dem Weg dorthin erlitten die Drachen bei der letzten Partie im November einen bitteren Rückschlag, als die Südosteuropäer in Griechenland durch ein Tor von Miralem Pjanic lange mit 1:0 führte, ehe Georgios Tzavelas in der fünften Minute der Nachspielzeit noch egalisierte. "Ein Punkt in Griechenland ist nicht schlecht, aber wir hatten den Sieg mehr verdient, das Tor hat uns wehgetan."

Somit steht Sunjic ebenso wie im Verein auch mit der Nationalmannschaft vor einigen schwierigen und herausfordernden Monaten. "Mit Platz eins wird es in unserer Gruppe schwierig. Wenn wir Zweiter werden, hoffe ich, dass wir dann in den Playoffs mehr Glück haben werden." Mit einem Heimsieg gegen Gibraltar am 25. März im nächsten WM-Qualifikationsspiel könnte der Druck auf Griechenland erhöht werden. Sollte man über die Play-offs nach Russland kommen, wäre es der Umweg zum Erfolg. Aber den will der Verteidiger ja auch mit dem Vereinswechsel gehen.