Montag 30 Mai 2016, 06:55

Südafrikas Elfmeter-Held: Ein Traum wird wahr

Immer wieder betont Jody February, er sei kein Held – doch die südafrikanischen Fussballfans sehen das ganz anders. Schließlich war es zu großen Teilen dem jungen Schlussmann zu verdanken, dass sich das Team für das Olympische Fussballturnier der Männer bei den Spielen von Rio de Janeiro qualifizieren konnte.

Nach der Halbfinalniederlage beim CAF U-23 Afrikanischen Nationen-Pokal gegen Algerien hatten die Südafrikaner noch eine letzte Chance, das Ticket für Rio zu buchen. Hierfür mussten sie sich allerdings im Spiel um Platz drei gegen Gastgeber Senegal durchsetzen. Nach der 1:3-Niederlage gegen die Westafrikaner im Eröffnungsspiel war klar, dass dies keinesfalls eine leichte Aufgabe werden würde. Und tatsächlich schien das Schicksal schon nach 15 Minuten seinen Lauf zu nehmen, als Senegal einen Elfmeter zugesprochen bekam.

Doch Torhüter February konnte den Schuss parieren. Da im gesamten weiteren Spielverlauf keinem Team ein Tor gelang, musste die Entscheidung schließlich im Elfmeterschießen fallen. Hier glänzte February erneut und hielt sage und schreibe drei der vier gegnerischen Schüsse. Damit hatte Südafrika das begehrte Ticket nach Rio in der Tasche. Im Gespräch mit FIFA.com spielte der damals 19-Jährige seine Leistung allerdings herunter: "Ich verstehe zwar, dass die Leute mich als Helden sehen, aber das war das Verdienst der gesamten Mannschaft. Die Leistung der ganzen Mannschaft hat uns in das Spiel um Platz drei gebracht. Ich habe zwar die entscheidenden Elfmeter gehalten, aber den Erfolg haben wir alle zusammen erreicht."

Der Torhüter von Ajax Cape Town gibt allerdings gern zu, dass der Weg nach Rio alles andere als leicht war. "Als wir zum Turnier nach Senegal reisten, waren wir durchaus optimistisch. Wir haben an unsere Chancen geglaubt… aber dann haben wir gleich das erste Spiel gegen Senegal verloren. Schlimm war nicht nur die Niederlage selbst, sondern vor allem die Art und Weise. Wir sind überhaupt nicht richtig ins Spiel gekommen und lagen nach 15 Minuten schon zwei Tore zurück. Spätestens jetzt war klar, dass wir in den folgenden Spielen absolute Bestleistungen brauchten."

Das zweite Spiel gegen Sambia gewannen die Südafrikaner nach zwischenzeitlichem Rückstand mit 3:2. In der entscheidenden Partie gegen Tunesien setzten sie sich dann dank des späten Siegtreffers von Menzi Masuku durch. Im Halbfinale folgte die bereits erwähnte 0:2-Niederlage gegen Algerien, so dass nun ein Erfolg gegen die Gastgeber nötig war, der letztlich auch gelang. "Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen wird ein Traum wahr", so der junge Torhüter über die gelungene Qualifikation. "Nach der Weltmeisterschaft sind die Olympischen Spiele das wichtigste Turnier, bei dem man dabei sein kann. Sollte ich es in den Kader schaffen und tatsächlich dort spielen, wäre das der absolute Höhepunkt meiner bisherigen Karriere."

Nach Brasilien – und dann weiter nach Europa? Die Südafrikaner sind in einer schweren Gruppe gelandet, in der sie auf Gastgeber Brasilien, Irak und Dänemark treffen. Gleich zum Auftakt treten sie gegen Brasilien an. "Das wird ganz sicher ein sehr schweres Spiel, doch alle Mannschaften, die sich für die Olympischen Spiele qualifiziert haben, sind sehr stark, also wird es gegen jeden Gegner schwer. Die Brasilianer werden sicher einige ihrer Topstars als Spieler über der Altersgrenze einsetzen. Wir können uns also auf einige große Namen gefasst machen."

Dank seiner Leistungen mit der südafrikanischen Olympiamannschaft hat February neues Selbstvertrauen gewonnen. Eine erfolgreiche Zukunft scheint ihm fast sicher. Anfang des vergangenen Jahres kam er bereits in der ersten Mannschaft seines Klubs zum Einsatz, doch einen Stammplatz hat er sich bisher noch nicht erobert. "Ich bin ganz sicher bereit. Wann immer ich gespielt habe, war ich zur Stelle und konnte dem Team helfen. Jetzt freue ich mich darauf, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Danach werden wir sehen, wie es weitergeht.

February lebt zurzeit noch bei seinen Eltern und konzentriert sich voll und ganz auf seine Fussballkarriere, in der er große Ambitionen hat. "Die meisten südafrikanischen Fussballer träumen davon, in Europa zu spielen. Bei den Olympischen Spielen kann ich zeigen, was ich auf dem Kasten habe."

Vor einigen Monaten reiste February mit dem U-19-Team zu einem internationalen Turnier in den Niederlanden. Obgleich dort Teams wie Barcelona, Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven am Start waren, gewannen am Ende die Südafrikaner, die Tottenham Hotspur im Finale mit 2:0 besiegten. Und sollte February in Brasilien ähnliche Heldentaten zeigen, wie auf dem Weg zu den Olympischen Spielen, könnte für den jungen Torhüter schon bald ein weiterer Traum wahr werden.