Pelé gilt bei vielen Fussballfans und -fachleuten als bester Spieler aller Zeiten. Nun ist es aber über 40 Jahre her, dass der dreifache Weltmeister aus Brasilien seine Karriere beendete und vielen der jüngeren Fussballfans wissen vielleicht gar nicht mehr, was den Mann, der als Edson Arantes do Nascimento geboren wurde, als Fussballspieler ausmachte.

Sein 80. Geburtstag bot Anlass mit Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender, FC Bayern München) über den Ex-Stürmer des FC Santos zu sprechen. Rummenigge war vor seiner Funktionärslaufbahn schließlich auch ein absoluter Weltklasse-Stürmer, holte den EM-Titel und stand zweimal in einem WM-Finale.

Er hatte unglaubliche Talente. Er war ja nur 1,73 m groß, aber er hatte eine unglaubliche Schnelligkeit, Auffassungsgabe und er war technisch das Beste, was es auf der Welt jemals gab. Vor dem Tor war er ganz einfach unglaublich. Wenn er eine Chance hatte, war der Ball drin. Er traf mit Kopf und Fuß, egal ob links oder rechts. In meiner Jugendzeit war er ein Idol. 1970 habe ich ihn bei der Weltmeisterschaft im Fernsehen bewundert, als Brasilien mit Pelé als Kapitän Weltmeister wurde. Im Endspiel gegen Italien damals hat man gemerkt, dass er diese Trophäe mit Brasilien unbedingt noch einmal gewinnen will. Diese Trophäe trug den Namen "Pelé".

Ich hatte das große Glück, auch ein ganz guter Dribbler gewesen zu sein. Wenn Pelé mit Ball auf den gegnerischen Verteidiger zuging, war der Verteidiger verloren, denn er hat alle ausgedribbelt. Wenn wir früher auf der Straße oder in den Jugendteams gespielt haben, habe ich versucht, wie Pelé zu spielen. Aber es gab eben nur einen Pelé und ich möchte mich wahrlich nicht messen mit dem größten Spieler aller Zeiten.

Es gibt zwei Anekdoten – eine hat mir Franz Beckenbauer erzählt, eine habe ich selber mit ihm erlebt. Franz Beckenbauer erzählte mir von einem verlorenen Spiel in Miami, die Mannschaft wartete ihm Bus. Dann gab es einen Spieler, der das Meckern anfing, weil alle auf Pelé warten mussten. Der Stand vor dem Bus und hat in aller Seelenruhe allen Fans, die das wollten, Autogramme gegeben und mit ihnen gesprochen. Dann kam er in den Bus und musste sich den Unmut seines Mitspielers anhören. Pelé sagte: "Du musst eins wissen: Die Fans da draußen sind nicht wegen dir hier. Sie sind wegen dem Fussball hier. Ich weiß, wer uns bezahlt und uns liebt. Das sind die Fans. In der Zukunft gehst du mit mir raus und unterschreibst mit mir die Autogramme."

Die zweite Geschichte war leider nicht positiv. Wir haben zusammen das Champions-League-Finale 1999 in Barcelona, Bayern München gegen Manchester United verfolgt. Er saß eine Reihe unter mir. In der 89. Minute fragte er mich, wie lange noch zu spielen ist. "Eine Minute", sagte ich. "It's done", meinte er. Was danach passierte, ist ja bekannt. Wir verlieren noch 2:1. Als das Spiel zu Ende war, hat er mich umarmt und sagte: "I'm sorry".

Lieber Pelé, ich darf dir sehr herzlich zu deinem Geburtstag gratulieren. In Namen von mir persönlich, ich war immer ein großer Fan, aber auch im Namen des FC Bayern. Du hast für den Fussball so viel getan wie kein anderer Mensch auf dieser Welt. Du warst nicht nur der beste Spieler der Welt, sondern auch der beste Botschafter für den Fussball. Dass der Fussball heute auf diesem Niveau ist, dazu hast du viel beigetragen. Ich wünsche dir vor allem Gesundheit.