Montag 05 Juni 2017, 15:46

Rückkehrer Dimarco schießt Italien erstmals ins Halbfinale

  • Federico Dimarco schießt ein Tor und legt ein zweites auf: Italien im Halbfinale

  • Der Außenverteidiger stieß erst vor fünf Tagen wieder zur Mannschaft

  • Azzurrini erreichen erstmals die Halbfinalrunde einer FIFA U-20-WM

Nach fast vier Spielen ohne eines seiner größten Talente verzeichnete Italien mit der Rückkehr von Federico Dimarco zuletzt gerade rechtzeitig wieder einen Schub – direkt Richtung Halbfinal-Premiere für die Azzurrini bei einer FIFA U-20-Weltmeisterschaft.

Doch trotz dieses bislang größten Erfolgs für Italien bei einer WM in dieser Altersklasse ließ die Mannschaft zuletzt etwas den Glanz vermissen, mit dem sie ihr Ticket für das Turnier in der Republik Korea 2017 gelöst hatte.

Wie dieser Glanz aussehen kann, zeigte sich dann aber eindrucksvoll beim 3:2-Sieg gegen Sambia. Noch vor der Pause lag Italien mit einem Tor zurück und hatte einen Mann weniger auf dem Feld. Als Federico Dimarco kam, um das Loch in der Defensive zu stopfen, ahnte niemand, dass dies der Schachzug sein würde, der dem Spiel die entscheidende Wende verleiht.

Hatten die Italiener bis dahin ihre liebe Mühe, Sambia von ihrem Tor fern zu halten und es nur den Klasseparaden von Andrea Zaccagno zu verdanken, dass sie nicht in Rückstand lagen, brachte das neue System wieder defensive Stabilität in ihr Spiel. Der eingewechselte Dimarco sorgte dann mit einem herrlichen Freistoß und einer Eckball-Vorlage in der Verlängerung tatsächlich noch für den Sieg der Europäer. Dabei war Dimarco erst am 30. Mai zur Mannschaft gestoßen. Mit ihm kamen offensichtlich auch Glück und Glanz zurück.

"Zum Glück hat Dimarco unsere taktischen Probleme gelöst. Wir wähnten uns schon auf der Verliererstraße", gestand Trainer Alberico Evani nach dem Schlusspfiff. "Er ist erst vor fünf Tagen zu uns gestoßen. Bis dahin war er bei seinem Klub Empoli im Einsatz. Wir sind froh, dass er jetzt bei uns ist."

"Trainerteam und Mitspieler kennen ihn gut. Bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr hat er vier Tore geschossen. Er hat die Technik, die Bälle so zu zirkeln, wie er das heute getan hat. Ich ziehe den Hut vor Dimarco und dem Willen der ganzen Mannschaft."

Während Dimarco in der Serie A noch im Abstiegskampf steckte – den der toskanische Klub, an den er ausgeliehen war, letztlich verlor – wartete seine Mannschaften in der Republik Korea geduldig auf seine Ankunft. Sie wussten, warum. "Mein Verein hat mich gebraucht", erklärte Dimarco gegenüber FIFA.com. Vorausgegangen war eine ausgelassene Siegesfeier in der Kabine. "Daher konnte ich bislang nur von zu Hause aus zuschauen. Hoffentlich geht es für uns jetzt in diesem Turnier noch weiter und wir können etwas Besonderes leisten."

Angesichts der Entschlossenheit, welche die Italiener in ihren 75 Minuten in Unterzahl gegen die so kampfstarken und schnellen Sambier zeigten, sollte sie jedenfalls niemand abschreiben. "Fast ein ganzes Spiel in Unterzahl zu bestreiten, zeigt, wie viel Herz unsere Mannschaft hat", so Dimarco. "Wir haben gewonnen, weil die Mannschaft wirklich zusammenhält. Wir spielen schon lange zusammen und sind Freunde. Das verbindet."

Es waren jedoch nicht nur Dimarcos Künste bei Standardsituationen (mit denen er schon bei der UEFA U-19-Europameisterschaft im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam gemacht hatte), die in Suwon eine Inspiration für seine Mannschaftskameraden waren. "In der Pause vor der Verlängerung habe ich allen gesagt, dass wir noch treffen und es nicht zum Elfmeterschießen kommen würde", erzählt er. "Das ist dann auch eingetroffen."

Der in Jeonju auf Italien wartende Halbfinalgegner weiß um die Kampfstärke des Außenverteidigers und ist gewarnt. Zwei Tore von Dimarco – eines davon ein weiterer punktgenauer Freistoß – bescherten England das Halbfinal-Aus bei der Europameisterschaft in Deutschland. Kann der Jungstar von Inter Mailand seine Italiener nun erneut auf Kosten der Young Lions ins Endspiel schießen?