Montag 07 März 2016, 05:52

Riyad Mahrez – Mann der Stunde bei Leicester City

Im Rückblick auf die aktuelle Premier-League-Saison wird immer wieder ein Name auftauchen, den vorher kaum jemand auf der Rechnung hatte, nämlich Riyad Mahrez, der Mann der Stunde bei der Überraschungsmannschaft Leicester City. FIFA.com traf den algerischen Nationalspieler, der die beste Saison seiner Karriere spielt und auf den Wunschzetteln der europäischen Spitzenklubs immer weiter nach oben rückt.

In der vergangenen Saison belegte Leicester nach 29 Spieltagen den letzten Platz, hatte sieben Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und Mahrez' Zwischenbilanz war eher dürftig: bei 20 Einsätzen hatte er es gerade einmal auf zwei Tore und drei Vorlagen gebracht. Genau ein Jahr später stellt sich die Situation völlig anders dar: Am vergangenen Wochenende sorgte Mahrez mit einem Linksschuss für den einzigen Treffer in der Partie gegen Watford, mit dem Leicester mit nunmehr 60 Punkten die Tabellenführung auf fünf Punkte ausbaute. Der 25-Jährige fehlte bislang lediglich in zwei Ligaspielen und brachte es bereits auf 15 Tore und elf Vorlagen. Nur vier Spieler in der Premier League haben noch mehr Treffer auf dem Konto, und mehr Vorlagen kann einzig Mesut Özil von Arsenal vorweisen.

Kaum jemand hätte einen solchen Saisonverlauf erwartet, weder für Leicester City, noch für Mahrez. Dennoch ist der umtriebige Angreifer selbst keineswegs überrascht, wie er im Gespräch mit FIFA.com verriet: "Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich es schaffen kann. Schon im vergangenen Jahr lief es ganz gut, aber ich habe als Spieler unter Druck nicht unbedingt geglänzt. Ich habe nicht genug Tore erzielt und nicht genug Tore vorbereitet. In dieser Hinsicht habe ich mich verbessert und bin jetzt viel effektiver. Das liegt zum einen an meinem Training, aber auch an der Mannschaft, die sich in allen Punkten enorm gesteigert hat. Ich fühle mich in diesem Team sehr wohl und ich spüre, dass meine Teamkameraden stärker auf mich setzen."

Der Weg an die Spitze Mahrez wurde als Sohn einer Marokkanerin und eines Algeriers in Sarcelles vor den Toren von Paris geboren. Schon in jungen Jahren glänzte er trotz seiner eher schmächtigen Statur mit starken fussballerischen Leistungen. Als 18-Jähriger schloss sich dem Amateurklub Quimper in der Bretagne an. Auch hier wurde er in höchsten Tönen gelobt. Ein Wechsel zu Le Havre führte ihn in die zweite französische Liga, wobei schon damals Olympique Marseille und auch Paris Saint-Germain an ihm interessiert waren. Nach seiner weiteren fussballerischen Ausbildung in der B-Mannschaft gelang ihm der Sprung ins erste Team, für dass er einige Saisons in der Ligue 2 spielte.

Im Januar 2014 wurde er dann von Aufstiegskandidat Leicester City in der zweiten englischen Liga (Championship) unter Vertrag genommen. Er eroberte sich einen Platz in der Stammformation und feierte am Saisonende den erstmaligen Aufstieg des Klubs in die Premier League seit zehn Jahren. Gleichzeitig mit seinem Wechsel nach England erklärte er auch sein Interesse daran, für das Land seines Vaters zu spielen und so wurde er für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ nominiert, wo er mit Algerien das erste Gruppenspiel gegen Belgien bestritt, das allerdings mit einer 1:2-Niederlage endete.

Sein erstes Premier-League-Spiel bestritt Mahrez zum Auftakt der letzten Saison. Seinen ersten Treffer in der höchsten englischen Spielklasse konnte er dann Anfang Oktober bejubeln. Allerdings reichte es für den Aufsteiger in den ersten 29 Saisonspielen nur zu vier Siegen. Dann jedoch rissen Mahrez und seine Teamkameraden das Ruder herum und gewannen sieben der letzten neun Partien. Damit landete Leicester City noch auf dem schon nicht mehr für möglich gehaltenen 14. Platz.

Eine denkwürdige Saison Auch unter dem neuen Trainer Claudio Ranieri, der schon zahlreiche europäische Spitzenklubs wie Fiorentina, F.C. Internazionale Milano, Valencia CF, Atlético Madrid und Chelsea FC betreut hatte und kurz auch die griechische Nationalmannschaft führte, setzte Leicester seine Erfolgsserie fort. Überraschenderweise führte der ehemalige Verteidiger bei Leicester eine offensivere Spielweise ein, so dass Mahrez und Stürmer Jamie Vardy ihre Stärken in der Vorwärtsbewegung besser nutzen können. Die beiden entwickelten sich zu einem brandgefährlichen Duo und haben in der laufenden Saison zusammen bereits 34 Tore und 15 Vorlagen zu Buche stehen.

Mahrez lobt seinen Trainer in höchsten Tönen, da dieser es ihm ermöglicht, sein ganzes Potenzial zu entfalten. "Ich spüre, dass der Trainer auf meine Fähigkeiten vertraut. Ich gehe gerne Risiken ein und versuche, die Entscheidung zu erzwingen, und er schränkt mich dabei keineswegs ein."

Allerdings begegnen die Konkurrenten Leicester nun mit einer ganz anderen Einstellung als in der vergangenen Saison – schließlich stürmt das Team scheinbar unaufhaltsam seinem ersten Titelgewinn in der höchsten Spielklasse entgegen. "Die anderen Mannschaften stellen sich jetzt viel stärker auf uns ein und versuchen auch, mich zu bremsen. So bleibt der Linksverteidiger oft länger auf dem Flügel, statt sich ins Abwehrzentrum zu orientieren. Manchmal bekomme ich es auch mit zwei Gegenspielern zu tun. Ich muss auf diese neue Situation mit Cleverness reagieren."

Trotzdem kann es nicht überraschen, dass Mahrez derzeit voll und ganz zufrieden ist. Den Wechsel von Frankreich nach England hat er nicht eine Sekunde bereut. "Wir sind hier wirklich meilenweit entfernt von Frankreich. Das Niveau ist absolut beeindruckend! Ich würde sagen, die Premier League im Fussball ist das, was im Basketball die NBA ist. Es ist einfach eine fantastische Erfahrung, in der Premier League vor derartigen Zuschauermassen und auf solch perfekten Plätzen zu spielen. Ich bin sehr, sehr glücklich."