Sonntag 10 April 2016, 07:18

Papua-Neuguinea mit neuen Ambitionen

Ein Fussballjahr wie 2016 hat Papua-Neuguinea noch nie erlebt. In wenigen Monaten wird das Land als erste ozeanische Nation abgesehen von Neuseeland ein FIFA-Frauen-Turnier ausrichten, nämlich die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft. Zuvor steht jedoch noch eine weitere Premiere an: Die aufstrebende Fussballnation heißt schon bald die Nachbarländer zum ersten OFC Nationen-Pokal in Papua-Neuguinea willkommen.

Die Kontinentalmeisterschaft fungiert dabei auch als eigenständige Runde der OFC-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™. Sechs der acht teilnehmenden Länder ziehen in die nächste Runde ein. Für den neuen Kontinentalmeister winkt am Ende sogar die Teilnahme am FIFA Konföderationen-Pokal Russland 2017.

Sollte Papua-Neuguinea dieser Triumph vor heimischem Publikum gelingen, wäre es der mit Abstand größte fussballerische Erfolg, den das Land je gefeiert hat. Es wäre die Krönung für ein bereits jetzt historisches Fussballjahr. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat sich Papua-Neuguinea die Dienste eines Mannes gesichert, den man in dieser Position kaum erwarten würde: Der Däne Flemming Serritslev führt erstmals ein Team in eine WM-Qualifikation – und das kurz vor seinem 70. Geburtstag.

Auf der Suche nach Rohdiamanten Serritslev kam Ende des vergangenen Jahres nach Papua-Neuguinea und merkte schnell, dass unter den fussballbegeisterten Einwohnern zahlreiche Rohdiamanten auf ihren Schliff warteten. "Die Spieler sind sehr lernwillig und sehr motiviert", so der Trainer im Gespräch mit FIFA.com. "Die Arbeit mit ihnen ist völlig unkompliziert. Bisher ist mein Engagement hier sehr erfolgreich und eine gute Erfahrung."

Nahezu alle Spieler des aktuellen Kaders sind derzeit in der OFC Champions League aktiv, entweder beim Serienmeister Hekari United oder beim jüngsten Herausforderer Lae City Dwellers. Für Serritslev ist es sehr günstig, dass die meisten seiner Spieler bei nur zwei Klubs aktiv sind. Papua-Neuguinea ist die flächenmäßig größte Nation Ozeaniens, deren Bevölkerung zu großen Teilen über das ganze Land verstreut lebt. Der Däne ist davon überzeugt, dass es ein enormes Entwicklungspotenzial gibt.

"Eine nationale Meisterschaft zu veranstalten, ist sehr teuer, weil man überall hin fliegen muss", erläutert er. "Für mich besteht allerdings aufgrund der mangelnden Infrastruktur das größte Problem darin, die ganzen über Papua-Neuguinea verstreuten Talente überhaupt zu finden. Ich bin sicher, das es in den abgelegenen ländlichen Gebieten sehr viele talentierte Jungen und Mädchen gibt, die wir noch gar nicht entdeckt haben."

In Dänemark weithin bekannt Serritslev ist in Dänemark sehr bekannt, nachdem er lange Zeit für den BK Vejle aktiv war, einen der führenden dänischen Klubs in den 1970er Jahren, wo er an der Seite des ersten dänischen Superstars Allan Simonsen spielte. Zudem hat er zahlreiche Funktionen bei den verschiedenen dänischen Nationalmannschaften erfüllt, beispielsweise als Trainer der Olympia-Auswahl und acht Jahre als Assistenztrainer der A-Nationalmannschaft in den 1990-er Jahren. Serritslev fiel es nach eigenen Angaben nicht schwer, sich in Papua-Neuguinea einzuleben, nachdem er bereits in so verschiedenen Ländern wie Iran, Nigeria und Armenien gearbeitet hat.

Kürzlich bestritt Papua-Neuguinea erstmals seit 18 Monaten wieder Länderspiele, nämlich zwei Partien auf den benachbarten Salomon-Inseln. Ein Sieg und eine Niederlage gegen die recht unberechenbaren Bonitos in Honiara zeigen, dass die Grundlagen für gute Ergebnisse zwar vorhanden sind, Serritslev aber noch Einiges zu tun hat, bis sein Kollektiv seine melanesische Stärke ausspielen kann.

"In der ersten Partie haben wir ziemlich schlecht gespielt. Es ist überhaupt nicht so gelaufen, wie ich es wollte", so der Däne über die 0:2-Pleite zum Auftakt seiner Amtszeit. "In der zweiten Partie hingegen hat mein Team den Ball schnell laufen lassen und in der Vorwärtsbewegung zahlreiche Chancen herausgespielt. Obwohl wir schon nach 15 Sekunden in Rückstand geraten sind, hat mein Team das Heft in die Hand genommen und am Ende mit 2:1 gewonnen. Das war eine sehr lehrreiche Erfahrung für uns."

In Kürze bricht Serritslev mit seinem Team zu einem seltenen Aufenthalt ins Ausland auf. Zwei Wochen lang wird er mit seinen Schützlingen ein Trainingslager in der Republik Korea abhalten. Diese Veranstaltung zeigt die gestiegenen Ambitionen von Papua-Neuguinea. Bisher haben die Melanesier auf kontinentaler Ebene keine besonders beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Doch der erfahrene dänische Coach sieht durchaus Grund für Optimismus. "Vor eigenem Publikum zu spielen, bedeutet zwar etwas mehr Erwartungsdruck. Ich sehe es aber als großen Vorteil, vor eigenem Publikum zu spielen. Es liegt an uns, die Entwicklung voranzutreiben und unseren Heimvorteil zu nutzen.

Es gibt zahlreiche technisch starke Spieler in Papua-Neuguinea. Es geht jetzt darum, aus ihnen ein Team zu formen, in dem sie gut zusammen spielen. Ich erwarte eine solide Leistung vor unserem eigenen Publikum. Wenn wir so spielen, wie in den letzten Partien gegen die Salomon-Inseln, dann bin ich ziemlich optimistisch, was den Erfolg angeht."