Freitag 12 Oktober 2018, 05:16

Jair Ogilvie: Talent unter Riesen – oder Riesentalent

Jair Ogilvie zieht bei jedem Spiel die Blicke auf sich. Der Panamaer hat ein jungenhaftes Gesicht mit vorstehenden Wangenknochen, ist sehr schlank und klein – ziemlich klein. Tatsächlich ist er der kleinste unter den 100 Spielern, die am Olympischen Jugendfutsalturnier der Männer Buenos Aires 2018 teilnehmen – und ein Riesentalent.

Ogilvie ist gerade einmal 1,42 Meter groß und wiegt 45 Kilo.** Jeder, der seine Auftritte gegen die zum Teil über 1,80 Meter großen slowakischen und irakischen Verteidiger sieht, ist beeindruckt. Nur er selbst nicht.

"Ich glaube nicht, dass man im Fussball eine bestimmte Statur haben muss, um es mit seinen Gegenspielern aufnehmen zu können. Was zählt sind der Mut, die Spritzigkeit und die Kraft, die man auf dem Spielfeld an den Tag legt. Ich glaube nicht, dass man eine besonders kräftige Statur braucht, um ein guter Fussballer zu sein", erklärt er im Gespräch mit FIFA.com und strahlt dabei viel Selbstsicherheit aus.

Er verfügt über alle drei Tugenden, die er oben erwähnt hat. Wenn er in Ballbesitz ist, schlängelt er sich mit Lichtgeschwindigkeit zwischen den Verteidigern hindurch. Er kann sogar als letzter Mann den Pivot des Gegners decken, der ein Kerl wie ein Schrank ist. Es gibt kein einziges Duell, bei dem er klar unterlegen war. Ein ums andere Mal setzt er seinen Körper und den des Gegners geschickt zu seinem Vorteil ein.

Ogilvie begann mit sieben Jahren, Fussball zu spielen, und zwar dank seiner Familie. 2015, im Alter von 16 Jahren, unterzog er sich ähnlich wie Lionel Messi einer Hormontherapie, um seine Wachstumsprobleme in den Griff zu bekommen. Dann bot sich für ihn die Chance, von der er immer geträumt hatte: ein Fussballcamp des FC Chelsea im spanischen Málaga.

Daran teilzunehmen bedeutete, die Behandlung abzubrechen – ohne die Möglichkeit einer Wiederaufnahme. Er reiste dennoch nach Spanien. Er blieb nicht bei dem englischen Spitzenklub und die Sache mit den Hormonen hatte sich damit erledigt, doch bereut hat er den Schritt trotzdem nicht.

In Buenos Aires hat er in drei Partien zwei Tore erzielt und zählt zu den absoluten Publikumslieblingen. Das ist unfassbar, wenn man bedenkt, dass er erst vor zwei Monaten mit dem Futsalspielen angefangen hat. "Ich bin eigentlich im Fussball ausgebildet worden, aber dann habe ich mit Futsal angefangen, und es hat mir sehr gefallen. Wenn sich mir die Chance bietet, im Futsal weiterzukommen, werde ich sie nutzen."

"Ich habe mir Spiele angeschaut, um daraus zu lernen. Ich habe Spiele von Ricardinho und den besten Spielern der Welt gesehen, um herauszufinden, was ich auf dem Spielfeld in unterschiedlichen Situationen tun muss."