Donnerstag 02 Juli 2020, 07:13

Maltas lange Fussballtradition

  • Maltas Fussballgeschichte reicht bis in die 1880er-Jahre zurück

  • Der kleine Inselstaat im Mittelmeer nimmt regelmäßig an UEFA-Wettbewerben teil

  • Der maltesische Fussballverband feiert dieses Jahr sein 120-jähriges Bestehen

Malta mag eines der kleinsten Länder der Erde sein, doch der Inselstaat kann auf eine längere und größere Fussballgeschichte zurückblicken als manch anderes Land.

Der maltesische Fussballverband (MFA) wurde bereits im Jahr 1900 gegründet, noch vor der FIFA. Nur zehn europäische Nationalverbände wurden schon im vorigen Jahrhundert geschaffen. Jetzt verfügt Malta über einen fortschrittlichen Fussballverband, der bestrebt ist, das Beste aus den Ressourcen der dicht bevölkerten Mittelmeerinsel herauszuholen. Der Verbandssitz befindet sich im modernen, frisch renovierten Nationalstadion in Ta’Qali, das 17.000 Zuschauer fasst.

Wenige Kilometer außerhalb der schönen Landeshauptstadt Valletta können Interessierte aber auch noch die Überreste des einst mächtigen Empire Stadium sehen. Die schon seit langem nicht mehr genutzte Spielstätte, auch Gżira Stadium oder einfach nur The Stadion genannt, war früher die Heimat des Nationalteams und vermittelt jetzt den Eindruck einer römischen Ruine. Die Natur hat sich große Teile des einst berühmten, aus gewalztem Sand bestehenden Spielfelds und der von Sonne erwärmten Steinwände zurückgeholt. Doch wenn die Ruine reden könnte, hätte sie Tausende von Geschichten zu erzählen, die Maltas Fussballtradition widerspiegeln.

Da wäre zum Beispiel das erste Länderspiel der Nation im Jahr 1957, eine 2:3-Niederlage gegen Österreich. Auch das sogenannte "Spiel des Jahrhunderts", wie lokale Medien das EM-Qualifikationsspiel gegen England im Jahr 1971 bezeichneten, verdient eine Erwähnung. Maltas Teilzeitfussballer haben sich ganz und gar nicht blamiert und mussten sich lediglich mit 0:1 gegen ein Team geschlagen geben, das nur fünf Jahre zuvor zum Weltmeister gekrönt worden war. Das war das erste Gastspiel eines britischen Profiteams in einem Land, in dem die Briten den Fussball 1882 eingeführt hatten.

Außerdem gab es zahlreiche Besuche von herausragenden Vereinsmannschaften des Weltfussballs im Rahmen des europäischen Wettbewerbs. Unter anderem waren Manchester United, Juventus Turin, Inter Mailand, Celtic Glasgow, Real Madrid und der FC Barcelona in den 1960er-Jahren – den wohl glücklichsten Zeiten der Spielstätte – im Empire Stadium zu Gast.

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Maltas Frauenfussball und Futsalwettbewerbe klettern auf der Beliebtheitsskala schnell nach oben. Das Frauennationalteam gab sein Debüt im Jahr 2003 und kam in der Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ zum ersten Mal über die erste Runde hinaus. Maltas Futsalteams repräsentieren das Land mittlerweile auf Länderspiel- und Vereinsebene.

Obwohl die Möglichkeiten in einem dicht bevölkerten Inselstaat natürlich begrenzt sind, hat der maltesische Fussballverband unter der Führung von MFA-Präsident Bjorn Vassallo eine Reihe technischer Projekte angestoßen, um das Niveau der Nationalteams und des gesamten Fussballs zu steigern.

Ein ehrgeiziges Projekt hat der MFA mit finanzieller Unterstützung der UEFA gestartet. Es zielt darauf ab, Klubs bei der Verbesserung ihrer Spielanlagen auf Malta und der Insel Gozo zu unterstützen. Das Projekt der Minispielfelder hat bereits an vielen Orten zur Optimierung von Mehrzweckanlagen beigetragen, und der MFA ist auf dem besten Wege, seiner langen Geschichte ein weiteres Erfolgskapitel hinzuzufügen.

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Seit Maltas Beitritt zur UEFA und FIFA im Jahr 1960 hat das Land an jedem Qualifikationswettbewerb für die Europameisterschaft und beginnend mit der Auflage von 1974 an jeder Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ teilgenommen.

Die ersten beiden Pflichtspielsiege konnte die Inselnation 1975 gegen Griechenland und 1982 gegen Island verbuchen, zwei Nationen, die sich später für die WM qualifiziert haben.

Seitdem wurden auf der Insel noch viele denkwürdige Qualifikationsspiele ausgetragen. Das Staraufgebot der Bundesrepublik Deutschland kam auf Malta gerade einmal zwei Jahre nach dem zweiten Platz bei der WM 1982 vor einer Rekordkulisse nicht über ein 3:2 hinaus. Portugal musste sich 1987 mit einem 2:2 zufriedengeben und England konnte sich in einem Qualifikationsspiel für die UEFA EURO 2000 mit einem späten Elfmeter gerade noch einen 2:1 Sieg sichern und die drohende Blamage vermeiden.

Kürzlich schlossen die Reds die Qualifikation für die UEFA EURO 2020 mit einem Sieg gegen die Färöer ab, und Norwegen musste sich mächtig ins Zeug legen, um einen 2:1-Sieg aus Ta’Qali mit nach Hause zu nehmen.

Dies ist ein Artikel unserer Serie 'Das globale Spiel' über Fussball weit abseits des Rampenlichts. Nächste Woche geht die Reise nach Grönland.