Freitag 31 Juli 2020, 10:49

Liechtenstein: Kleines Land ganz groß

  • Liechtenstein gehört zu den kleinsten Nationen der Welt

  • Das Fürstentum im Herzen Europas zeigt für seine Größe sehr respektable Leistungen

  • Die weitere Entwicklung des Frauenfussballs gehört zu den wichtigsten Zielen

Würden fussballerische Leistungen stets in Relation zur Größe eines Landes gesehen, gehörte Liechtenstein sicher zur Weltelite. Der winzige Staat im Herzen Europas ist angesichts der geringen Ausdehnung und Bevölkerung naturgemäß im Nachteil, doch der Erfolgshunger ist dennoch groß – und auch die Leistungen können sich durchaus sehen lassen.

Seit der erstmaligen Teilnahme am internationalen Wettbewerbsfussball im Rahmen der Qualifikation für die UEFA EURO 1996 hat Liechtenstein immerhin sieben Pflichtspielsiege eingefahren. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe von Unentschieden gegen einige deutlich profiliertere Fussballnationen. Durchaus eine beeindruckende Bilanz, wenn man bedenkt, dass die Nationalstadien der meisten Gegner mehr Platz bieten, als für die gerade einmal 38.000 Einwohner des Fürstentums nötig wäre.

Es gab Siege beispielsweise gegen Island, Aserbaidschan und Lettland und mehrere beeindruckende Unentschieden. Das wohl denkwürdigste Remis gelang dem Team in der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Deutschland 2006™, als das mit Stars gespickte Team Portugals, angeführt von Cristiano Ronaldo, dank eines 2:2 mit nur einem Punkt im Gepäck die Heimreise antreten musste.

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Das kleinste Land der Welt, das an zwei Nachbarländer grenzt, ist tatsächlich äußerst schnell durchquert. Wer in der Ostschweiz den Rhein überquert, ist schon nach wenigen Minuten in Vaduz, der bescheidenen und malerischen Hauptstadt Liechtensteins mit gerade einmal 5.000 Einwohnern. Vorbei am Schloss Vaduz, dem Wohnsitz des Prinzen, geht es weiter in Richtung Malbun – und schon hat man die Gipfel der Bergkette vor sich, die die Grenze zu Österreich bilden.

Weitere Zahlen, die die beschränkten Ressourcen Liechtensteins erkennen lassen? Es gibt nur sieben Klubs im Land, das als einziges UEFA-Mitglied keine eigene Liga hat.

Die sieben Teams nehmen in verschiedenen Klassen an der schweizerischen Ligastruktur teil. Der "Spitzenklub" des Landes ist der FC Vaduz, der einzige Profiklub des Landes. Der Hauptstadtklub war während des vergangenen Jahrzehnts mehrere Jahre in der höchsten schweizerischen Liga aktiv.

Der FC Vaduz und auch die Nationalmannschaft tragen ihre Spiele im Rheinpark aus. Das direkt am Fluss gelegene Stadion bietet schöne Ausblicke auf das Schloss und die stets schneebedeckten Alpengipfel. Damit gehört es zu den absoluten Sehenswürdigkeiten des Landes. Das Stadion bietet Platz für 7.000 Zuschauer und damit mehr, als in der Hauptstadt leben. Rund 20 Prozent der Landesbevölkerung finden auf den Tribünen Platz.

Zwei der erfolgreichsten Fussballer des Landes spielen heute wichtige Rollen in der lokalen Fussballszene. Peter Jehle ist Generalsekretär und Geschäftsführer des Fussballverbands von Liechtenstein. Der langjährige Nationaltorhüter ist Rekordnationalspieler des Landes.

Mario Frick wiederum steht beim FC Vaduz am Ruder und will den Klub zurück in die schweizerische Super League führen. Er spielte einst in der Serie A und ist seit 2018 Trainer des erfolgreichsten Klubs des Landes.

Der nationale Fussballverband will den Fussball in Liechtenstein weiter voran bringen. Dazu gibt es mehrere Programme des LFV, mit denen die bescheidene Spielerbasis von gerade einmal 2.000 Aktiven unterstützt und vergrößert werden soll.

Auch auf die weitere Entwicklung des Frauenfussballs legt der LFV großen Wert. Das Frauen-Nationalteam Liechtensteins soll später im Jahr das erste Länderspiel bestreiten, nachdem die Nachwuchsteams vor gerade einmal fünf Jahren erstmals auf der internationalen Bühne dabei waren.

"Glücklicherweise finden auch weiterhin Jungen und Mädchen den Weg zum Fussball", so Jehle gegenüber FIFA.com. "Doch in der Gesellschaft ist eindeutig der Trend zu stärkerem Individualismus zu erkennen und eine Abkehr von Mannschaftssportarten. Das macht uns natürlich Sorgen. Daher müssen wir in Zukunft noch mehr tun, um unseren Sport zu fördern, bei den Männern ebenso wie bei den Frauen.

"Weil wir ein so kleiner Markt sind, ist es extrem schwierig für uns, auf rein kommerzieller Basis an Geldströme zu gelangen, beispielsweise durch Einnahmen von Sponsoren. Für uns ist daher die finanzielle Unterstützung durch die UEFA und die FIFA überlebenswichtig. Ohne diese großartige Hilfe der UEFA und der FIFA könnten wir unsere Aufgaben nicht erfüllen."

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie 'Das globale Spiel' über Fussball weit abseits des Rampenlichts. In der kommenden Woche besuchen wir Grönland.