Dienstag 31 Mai 2016, 16:30

Le Roy: "Togo hat immer noch viel Potenzial"

Claude Le Roy hat mehr Teams bei Endrunden des CAF Afrikanischen Nationen-Pokals betreut als alle anderen Trainer. Der Franzose war mit fünf verschiedenen Nationalteams bei insgesamt acht Endrunden vertreten. Wenn er allerdings im kommenden Jahr in Gabun erneut dabei sein will, muss er mit seinem neuen Team zunächst eine schwere Aufgabe erledigen. FIFA.com sprach mit dem legendären Trainer, der im April die Nationalmannschaft von Togo übernommen hat.

In Gruppe A der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal Gabun 2017 liegen die Togoer vor dem vorletzten Spieltag auf Platz drei, zwei Punkte hinter Tabellenführer Liberia, Togos nächstem Gegner am 5. Juni, und nur aufgrund der Tordifferenz hinter Tunesien. In der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ hingegen ist Togo gegen Uganda bereits ausgeschieden. Le Roy allerdings hat mit dem WM-Teilnehmer von 2006 ein längerfristiges Ziel im Auge.

"Als ich meinen Vertrag unterzeichnete, hieß es nicht, die Qualifikation für die Endrunde in Gabun sei ein Muss. Daher liegt unser Hauptziel in der Qualifikation für die folgende Afrikameisterschaft, 2019 in Kamerun", so der Fussballlehrer. "Natürlich werden wir trotzdem alles versuchen, um es schon im kommenden Jahr nach Gabun zu schaffen. Wenn wir in Monrovia gewinnen und dann auch Anfang September in Lomé gegen Dschibuti, dann ist die Qualifikation durchaus möglich. In der Gruppe geht es sehr eng zu. Drei Teams haben noch alle Chancen. Alles hängt von unserem Ergebnis in Liberia ab. Mit 13 Punkten können wir uns direkt qualifizieren oder als einer der besten Gruppenzweiten."

Der erfahrene Trainer hatte die Nationalmannschaft Togos übernommen, nachdem sich Tom Saintfiet und der togoische Fussballverband einvernehmlich getrennt hatten. Obgleich er in Afrika wie kaum ein Zweiter herumgekommen ist, zögerte der Ex-Trainer von Kamerun, Senegal, der DR Kongo und Ghana nicht lange, als das Angebot aus Togo kam. "Ich hatte das Gefühl, das sie mich wirklich wollten und ich habe zugesagt, weil Togo in Afrika keine kleine Fussballnation ist. Das Land hat schon an einigen Endrunden der Afrikameisterschaft und auch an der Weltmeisterschaft 2006 teilgenommen. Und es gibt hier sehr gute Spieler wie Romao, Adebayor, Agassa, die Gebrüder Ayite, Gakpe und Akakpo. Das Potenzial ist also definitiv vorhanden."

Für immer Afrika Seit seinem Amtsantritt, so Le Roy, habe er sich mit einigen Spielern getroffen, darunter auch mit Adebayor, der unter Saintfiet nicht zum Kader gehörte. "Ich habe ihn in London besucht. Wir waren zusammen zum Mittagessen. Er gehörte mal zu den besten Stürmern der Welt. Wir brauchen ihn und ich weiß, dass er sehr motiviert ist, seinem Land und der Nationalmannschaft zu helfen. Ich sagte ihm, dass ich auf ihn zähle und dass er sehr wichtig für das Team ist, dass es aber trotzdem keine Sonderrechte gibt. Ich habe ihm erklärt, wie ich arbeite, und  er hat zugestimmt, zurückzukommen."** **

Der 68-Jährige hat seit 1985 fast ununterbrochen in Afrika gearbeitet und 1988 mit Kamerun, seinem ersten afrikanischen Team, den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal gewonnen. Anfang des Jahres wäre er fast zu den Unzähmbaren Löwen zurückgekehrt, doch dort entschied man sich letztlich für den belgischen Trainer Hugo Broos. "Ich habe ein ganz besonderes Verhältnis zu Afrika. Ich erinnere mich noch, wie wir in Kamerun für Freundschaftsspiele gegen lokale Teams durch das ganze Land gereist sind. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an alle Orte, an denen ich gearbeitet habe – und ich habe viele dauerhafte Freundschaften geschlossen. Ich habe auch immer in den Ländern gelebt, die ich betreut habe. Ich kann meinen Job nicht anders machen. Ein Trainer muss das Land und die Kultur kennen, finde ich. Und er muss stets auf der Suche nach neuen Talenten sein, die in die Nationalmannschaft eingegliedert werden können."

Le Roy legt Wert auf gut organisierte Reisen und angemessene Unterkünfte für die Spieler. Die Qualität der Ausrüstung ist ihm ebenso wichtig wie eine gute medizinische Betreuung. In diesen Belangen könne und müsse sich Afrika noch steigern, findet er. "Wenn es hier professioneller zugehen würde, dann hätten die Spieler weniger Gründe, zu gehen."

Der Franzose, der im vergangenen November als Trainer von Kongo zurückgetreten war, nachdem er die Roten Teufel in die Gruppenphase der CAF-Qualifikation für Russland 2018 geführt hatte, gönnte sich eine kurze Auszeit, bevor er sich nach einer neuen Stelle umhörte. "Ich hatte mehrere Angebote aus Europa, Asien und Afrika. Ich habe auch darüber nachgedacht, mal eine Vereinsmannschaft zu trainieren. Das wäre eine ganz andere Aufgabe als die Betreuung einer Nationalmannschaft. Ich habe mir alle Angebote angesehen, aber ich wollte schon Mitte April anfangen. Einige waren durchaus verlockend, aber es dauerte oft lang, bis sich etwas Konkreteres abzeichnete. Letztlich habe ich mich dann für das Angebot aus Togo entschieden. Ich denke, wenn Dinge gemacht werden müssen, dann werden sie auch gemacht."