Mittwoch 20 Januar 2016, 01:13

Ighalo: Taten sind wichtiger als Worte

In Zeiten, in denen viele afrikanische Nachwuchsspieler auf Länderspielebene schon früh ins kalte Wasser geworfen werden, bildet Odion Ighalo eine Ausnahme. Der nigerianische Stürmer war fast 26 Jahre alt, als er Anfang letzten Jahres zum ersten Mal in die Nationalmannschaft seines Landes berufen wurde. Zuvor hatte er beim FC Watford mit einer Serie überragender Auftritte auf sich aufmerksam gemacht. Der aus Lagos stammende Spieler gehört dieses Jahr zu den größten Sensationen der englischen Premier League und erzählt auf FIFA.com seine inspirierende Geschichte.

Genau wie viele andere afrikanische Spieler war auch Ighalo noch ein Teenager, als er die ersten Schritte im europäischen Profifussball unternahm. 2007 wechselte er von Julius Berger Lagos zum norwegischen Klub FK Lyn und von dort aus ging es in den italienischen Fussball zu Udinese Calcio. In der Serie A bekam er allerdings zu wenig Spielpraxis und wurde an den FC Granada in Spanien ausgeliehen, dem er zum Aufstieg in die erste Liga verhalf. In Spanien kam er zwar regelmäßig zum Einsatz und erzielte auch Tore, internationale Schlagzeilen machte er jedoch nicht. Ein Engagement beim ehrgeizigen FC Watford, der damals noch in der zweiten englischen Liga aktiv war und gerade mit Macht auf den Aufstieg drängte, sollte dies ändern. Der Stürmer spielte eine wichtige Rolle, als die Hornets Ende letzter Saison den Sprung in die Eliteklasse schafften.

Für Ighalo war dies die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches. "Schon als junger Spieler habe ich davon geträumt, in der Premier League zu spielen. Als Kind habe ich die Premier League in Nigeria im Fernsehen verfolgt. Es war nicht leicht, denn ich habe auf dem Weg dorthin in vielen unterschiedlichen Ländern gespielt. Aber vielleicht war Gott jetzt der Ansicht, die Zeit für meinen Durchbruch in England sei gekommen. Ich bin also sehr glücklich und genieße jede Minute. Gleichzeitig möchte ich aber auch weiter an mir arbeiten und lerne jeden Tag etwas dazu."

Spannende Konstellationen Watford bietet attraktiven Fussball und rangiert derzeit mit 29 Punkten auf dem zwölften Tabellenplatz, mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenachten. Ighalo ist mit 13 Treffern nicht nur bester Torschütze des Teams, sondern rangiert mit dieser Ausbeute in der Torjägerliste der gesamten Liga auf dem dritten Platz. Der Erfolg scheint ihn nicht sonderlich zu überraschen. "Vielleicht entspricht die Premier League meiner Spielweise besser als andere Ligen, in denen ich gespielt habe, und deshalb habe ich mehr Tore erzielt. Hier wird sehr körperbetont und hart gespielt, und ich weiß, dass ich ein physischer Spieler bin. Ich habe auch eine gute Technik und bin schnell, und wenn man hier als Stürmer über diese drei Eigenschaften verfügt, läuft es gut."

Nach dem 3:0-Sieg gegen den FC Liverpool und einem Remis beim FC Chelsea über Weihnachten, ist es für Watford zwar bergab gegangen, doch im ersten Drittel der Saison präsentierte sich das Team überraschend formstark. Die Glanzleistungen des Klubs gingen nur deshalb etwas unter, weil sie von Leicester City noch in den Schatten gestellt wurden, das entgegen aller Erwartungen nach dem Titel greift. Laut Ighalo hat Jamie Vardy, der Stürmer der Foxes, der die Torschützenliste der Liga mit 15 Treffern anführt, für eine ähnliche Dynamik gesorgt. Der Nigerianer hält das Ganze im Nachhinein für einen Segen. "Es ist gut für uns, wenn die Leute anfangen, über Leicester zu reden. Wir haben hart gearbeitet, aber man hat nicht so viel Notiz von uns genommen. Ich habe Tore erzielt und Troy Deeney hat seine Sache auch sehr gut gemacht, aber wir stehen nicht so sehr unter Druck."

Genau wie seine Teamkameraden konzentriert sich der Stürmer darauf, für die Zukunft vorzubauen. "Wir kämpfen um das Erreichen der 40 Punkte, die wir brauchen, um auch nächste Saison in der Premier League zu spielen. Für alles, was danach noch kommt, werden wir Gott danken. Aber im Moment denken wir nicht darüber hinaus."

Bescheidener Beginn, erstaunliche Perspektive Ighalo engagiert sich leidenschaftlich für diejenigen, die im Leben weniger Glück hatten als er selbst. "Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter hat hart dafür gearbeitet, dass ich so weit kommen konnte. Es gab damals wegen mir sogar Probleme zwischen meinen Eltern, weil mein Vater wollte, dass ich zur Schule gehe und weiterstudiere. Aber meine Mutter hat mir erlaubt, Fussball zu spielen. Jetzt ist mein Vater stolz und meine Eltern sind sehr glücklich über das, was ich erreicht habe."

Der Stürmer teilt große Teile seines Vermögens mit bedürftigen Menschen in seinem Heimatland Nigeria. Seine Großzügigkeit ist bereits bedürftigen Witwen zugutegekommen, und mit seiner Hilfe wurde ein Waisenhaus finanziert. Allerdings spricht er nicht besonders gern über sein soziales Engagement. "Ich möchte nicht zu viel darüber reden. Es ist wichtiger, etwas zu tun, als darüber zu reden. Ich hoffe, das Waisenhaus wird noch in diesem Jahr fertig und eröffnet."

"Seit ich Profi bin, helfe ich den Menschen in meiner Heimat. Das tue ich nicht, weil ich zu viel Geld oder Millionen besitze, sondern weil ich weiß, wie es ist, nichts zu haben. Das ist der Grund. Ich hoffe, mehr Menschen dazu anregen zu können, etwas für diejenigen zu tun, die weniger Glück haben. Ich spiele jeden Tag begeistert Fussball und möchte nur, dass andere auch so glücklich sind wie ich."