Sonntag 22 März 2020, 08:00

Hidalgos beste Sprüche

  • Michel Hidalgo starb am Donnerstag, den 26. März

  • Er trainierte die französische Mannschaft von 1976 bis 1984

  • Er hinterließ große Spuren in den Annalen der Blues

Der frühere französische Mannschaftstrainer Michel Hidalgo starb am Donnerstag, dem 26. März, vier Tage nach seinem 87. Geburtstag zu Hause in Marseille.

"Im Namen der internationalen Fussballgemeinschaft möchte ich dem französischen Fussballverband sowie Michels Familie, Freunden und Angehörigen unser tief empfundenes Mitgefühl aussprechen", schrieb FIFA-Präsident Gianni Infantino an den FFF. "Er war ein Mann des Herzens, engagiert, von großer Menschlichkeit, einer der größten, der die Geschichte des französischen Fussballs geprägt hat. Er war verliebt in das schöne Spiel und nah an seinen Spielern. Sein Erbe und seine Leistungen auf und neben dem Spielfeld sowie insbesondere seine vorbildliche Leidenschaft, seine Persönlichkeit, seine Freundlichkeit und seine Zuneigung werden wir nie vergessen und sehr vermissen."

Als Nationaltrainer führte Hidalgo Frankreich zwischen 1976 und 1984 erstmals zu höheren Weihen. Zwei Mal in Folge gelang unter ihm die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft und er war es auch, mit dem die Equipe Tricolore ihren ersten großen Titel bei der UEFA EURO 1984 holte.

Dabei war Hidalgo zuvor auch schon als Spieler ausgesprochen erfolgreich gewesen. Mit Stade Reims (1955) und AS Monaco (1961, 1963) wurde er drei Mal französischer Meister. Unsterblich gemacht hat ihn allerdings erst seine Zeit als Trainer der Bleus. Denn erst Hidalgos "magisches Viereck" aus den drei Kreativspielern Michel Platini, Alain Giresse, Jean Tigana und Bernard Genghini verlieh Frankreich einen eigenen Spielstil.

Dank seiner einnehmenden Persönlichkeit und seiner Entschlossenheit hat Hidalgo in den Herzen seiner französischen Landsleute auf ewig seinen Platz. Seine Tränen, als ihn seine Spieler nach dem Triumph bei der EURO 84 hochleben ließen, sind ebenso unvergessen wie seine Schelte für den kuwaitischen Scheich bei dem Versuch, in Spanien 1982 ein Tor für die Franzosen annullieren zu lassen. Legendär ist auch, dass der ehemalige technische Direktor von Olympique Marseille vor der WM 1978 entführt werden sollte – und seinen Kidnappern entkam, indem er sie entwaffnete und in die Flucht schlug.

Für die Spieler war Hidalgo eine Vaterfigur, für die Fans ein Held. Vor allem aber ist er ein Poet des Fussballs. Er spricht, wie er am liebsten spielen lässt: Traumwandlerisch sicher. In Gedenken an den französischen Weltklasse-Trainer fasst FIFA.com einigen der schönsten Äußerungen von Michel Hidalgo zusammen.

"Intelligenz ist im Spiel wichtiger als Anweisungen." Hidalgo über die Bedeutung kreativer Spieler

"Dieser französischen Mannschaft fehlt alles, was man liebt: Brillanz und Bravour. Diese Wörter sind tabu? Ich träume von lächelndem Fussball. Lächelnd und voller Kreativität. Schönheit und Effektivität sind vereinbar. Ich weiß, das mag sich verrückt anhören, aber ich halte daran fest." Im Februar 1994, als es nach dem Scheitern in der Qualifikation für USA 1994 um den Neuaufbau der französischen Nationalmannschaft ging

"Ich habe nie mit meinen Spielern über Ergebnisse gesprochen. Nie! Ich habe ihnen immer gesagt, sie sollen ans Spielen denken, die Ergebnisse würden sich dann von selbst einstellen. Ich war Spieler, Trainer und Zuschauer und das war immer meine Einstellung. Und dabei war es mir egal, ob ich als Poet durchgehe oder als altmodisch!"_ Die Hidalgo-Philosophie, wie sie zum Markenzeichen der Generation Platini wurde

"Mit Jean-Pierre Papin im Sturm hätten wir die WM 82 gewonnen!" Hidalgo bedauerte, dass Frankreich immer nur eines von beidem hatte – entweder gute Mittelfeldspieler oder gute Stürmer, niemals aber beides zusammen

"Angesichts des Weiterkommens der zwei französischen Vereine wird einem warm ums Herz, aber wir wollen jetzt mal nicht gleich abheben. Der deutsche Fussball ist immer noch, was er vor 14 Tagen war. Und das ist etwas ganz anderes, als der französische." Im Dezember 1980 nach dem Weiterkommen vom FC Sochaux und AS Saint-Etienne gegen deutsche Vereine im Europapokal

"Ich werde weiter versuchen, den Verein aufzubauen. Hier wurden Millionen in den Sand gesetzt. Von den Fans und von den Erfolgen her ist OM einer der größten Vereine Frankreichs. Und trotzdem ist hier alles auf Sand gebaut. Hier gibt es nichts!" Bei seiner Ernennung zum Manager von Olympique Marseille 1986

"Eine Nummer zehn kannst du dir nicht schnitzen. Das ist hauptsächlich eine Sache des Instinkts. Eine Nummer zehn ist immer Garant für eine gewisse Qualität im Spiel. Wenn man drei davon hat, lösen sich die Probleme auf dem Platz von selbst." Hidalgo über Spielmacher und sein "magisches Dreieck

"Ich habe genug vom Kollektiv. Fussball ist mir heute zu komplex. Man tötet die Poesie! Wo bleiben da Phantasie, Instinkt, Flair, Intuition? Manche Trainer reden nur noch in Zahlen, Statistiken, Prozentwerten. Da komme ich mir vor wie auf einem Trainerbasar!" Hidalgo zum zunehmenden Verschwinden der Künstler im Fussball zugunsten von Arbeitern

"Die französische Mannschaft bereitet mir keine Freude mehr. Eigentlich bedauere ich sie sogar nur noch. Aber trotzdem liebe ich meine *Bleus *so sehr dass ich ihnen vergebe..." Hidalgo 1992 über die französische Nationalmannschaft unter Gérard Houllier

"Ich habe eine Gruppe starker, robuster Männer aufgebaut. Und dann habe ich mich in einer Gruppe Kinder wiedergefunden, die weinten." Hidalgo nach dem Halbfinal-Aus bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1982 gegen die BR Deutschland

"Es heißt ja immer, das sei ein demokratisches System. Für mich ist es eine sehr relative Demokratie. Die Leute halten daran fest. Strukturen zu verändern ist gut, aber es sind immer noch Menschen, die die Strukturen schaffen." Hidalgo 1994 über die Neuordnung des französischen Fussballverbandes FFF nach dem Ausscheiden der Bleus gegen Bulgarien

"Um die französische Nationalmannschaft zu trainieren, muss man sie lieben und das schöne Offensivspiel pflegen, ehe man damit an die Öffentlichkeit geht. Immerhin vertreten wir ein ganzes Land!" Hidalgo zu den Vorstellungen eines Nationaltrainers

"Ein Trainer, der gewinnt, ist wie Ludwig XIV. in Versailles, im Spiegelsaal. Wenn er verliert, ist er wie Ludwig XVI. auf der Guillotine." Eine weitere Vorstellung vom selben Gewerbe…

"Vergleiche sind immer gefährlich. Wir alle wissen ja, dass Jeannie Longo [frz. Radrennfahrerin, Red.] schneller fährt, als Fausto Coppi." Hidalgo über Generationenvergleiche

Heute wird mit drei Sechsern und einer Zehn gespielt. Ich hingegen habe mit drei Zehnern und einer Sechs spielen lassen! Es bleibt dabei: Generationen kann man nicht vergleichen. Spielweisen schon …

"Unser Traum war, mindestens das Finale zu erreichen. Das ist eigentlich komplett idiotisch, denn es gibt ja nichts Schlimmeres, als ein Endspiel zu verlieren." Hidalgo über die EURO 1984. Letztlich sind die Franzosen noch ein kleines Stückchen weiter gekommen...

"Was ich überhaupt nicht mag, sind Spieler, die in der Kabine für Stimmung sorgen. Ich habe nie verstanden, was das soll. Mir sind Spieler lieber, die auf dem Platz ihre Leistung bringen." Hidalgos Geheimnis der Mannschaftsaufstellung

"Große Mannschaften sterben, wenn man ihnen den Spielmacher wegnimmt." Hidalgo, der Verfechter einer Nummer Zehn alter Schule