Dienstag 19 Februar 2019, 12:29

Helm-Peter: Fan mit Kultstatus 

Es herrschen Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Die berühmt-berüchtigte 'steife Brise' im Norden Deutschlands weht leichten Nieselregen über das Trainingsgelände nahe des Stadions. Die Spieler kommen mit tief in Gesicht gezogener Mütze und Handschuhen fröstelnd auf den Trainingsplatz gejoggt. Doch für einen Anhänger machen die Stars für einen kurzen Plausch gerne halt: Peter Dietz. Der 74-jährige Edel-Fan des Hamburger SV verpasst seit Jahrzehnten kein Training seines Vereins.

"Der HSV ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Meine Frau übrigens meint, dass es der wichtigste sei. Mit vielen Stars haben sich über die Jahre Freundschaften entwickelt."

Bei Wind und Wetter strampelt der Super-Fan auf seinem Fahrrad, stets mit HSV-Schutzhelm, zu den Einheiten. Durch seine knackigen Sprüche hat es der heutige Rentner und frühere Automechaniker zu wahrem Kultstatus geschafft und inzwischen seinen eigenen Youtube-Kanal sowie Facebook-Fanseite. Sogar TV-Auftritte gab es schon.

"So richtig angefangen mit der Popularität hat es damals nach meinem Auftritt bei TV Total, bei Stefan Raab."

Doch wie hat "Helm-Peter" - wie er nicht nur in Hamburg, sondern mittlerweile auch national bekannt ist – überhaupt seine Leidenschaft zum HSV entdeckt? "Das wurde vererbt", sagt Dietz. Sein Vater Willi Dietz hat 1960 schwarz-weiß-blaue Liebe bei ihm entfacht. Damals reisten Vater und Sohn nach Frankfurt ins damalige Waldstadion. Dort traten die "Rothosen" im Duell um die deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Köln an und schnappten sich zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte den Titel.

"Ich war damals 15 Jahre alt. Lang ist es her. Hamburg siegte in einer Nervenschlacht mit 3:2. Charly Dörfel und zweimal Uwe Seeler machten die Sache klar. Seitdem ist Uwe Seeler mein großes Idol."

Mittlerweile musste Dietz aber auch den Abstieg seinen Herzensvereins im vergangenen Jahr miterleben - dem ersten in der über 50-jährigen Bundesliga-Geschichte. Kein anderes Gründungsmitglied des deutschen Oberhauses hat so lange "durchgehalten". "Das habe ich noch immer nicht verarbeitet und darüber möchte ich auch gar nicht sprechen."

Da erinnert sich der waschechte "Hamburger Jung'" lieber wieder an die großen Fussball-Momente, die der HSV in Europa hatte und träumt davon, so eine Zeit noch einmal erleben zu dürfen. "Die großen Europapokalspiele gegen Burnley (4:1) oder Barcelona (2:1) 1961 waren vielleicht die besten Spiele, die ich je hier im Volkspark gesehen habe. In Athen 1983 [Anm. d. Red.: Der HSV gewann dort das Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin] war ich live im Stadion mit dabei. Diese Augenblicke werde ich in meinem letzten Augenblick auf Erden nicht vergessen."

Kurz nach dem Gespräch mit FIFA.com kamen schon die nächsten Fans, baten "Peterchen" um ein Selfie und wollten seine Einschätzung zur aktuellen Lage des Vereins wissen. Peter Dietz ist eben einfach ein gefragter Mann sowie Kult beim HSV und alles andere als ein gewöhnlicher Fan...