Dienstag 30 August 2016, 01:58

Gao Lin will mit China den Erfolg

Der chinesische Torjäger Gao Lin ist überzeugt, dass sein Team die notorisch schlechte Bilanz gegen die Republik Korea aufbessern kann, wenn die beiden Kontrahenten am Donnerstag zum Auftakt der dritten Runde der Asien-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ aufeinander treffen.

Die Südkoreaner sind für die Chinesen ein regelrechter Angstgegner. Von den bisherigen 34 Duellen haben die Spieler aus dem Reich der Mitte 19 verloren und nur zwei gewonnen. Entsprechend gehen sie als Außenseiter in die Partie in Seoul. Doch Gao ist sicher, dass China gut auf das Duell mit dem fussballerischen Schwergewicht vorbereitet ist.

"Dieses Mal haben wir einen wirklich starken Kader", so der 30-jährige Stürmer von Guangzhou Evergrande im Gespräch mit FIFA.com. "Die Chemie im Team stimmt und unsere Spieler sind in starker Form. Nationaltrainer Gao Hongbo kennt die Spieler sehr gut. Die Mannschaft verbessert sich unter seiner Führung fortwährend. Das WM-Qualifikationsturnier stellt für uns eine gute Gelegenheit dar, uns zu beweisen. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen und versuchen, die Erwartungen zu erfüllen."

Gao gehörte zu den Torschützen, als die VR China nach 32 Jahren des Wartens 2010 endlich wieder einen Sieg gegen die Republik Korea einfahren konnte. Während der letzten Amtszeit des nun wieder amtierenden Nationaltrainers siegten die Chinesen in einem Freundschaftsspiel mit 3:0. Seitdem sind sechs Jahre ins Land gegangen. Entsprechend will Gao auch nicht über den damaligen Erfolg sprechen, sondern lieber zu einer neuerlichen Überraschung beitragen.

"Vergleiche zwischen den aktuellen Mannschaften und denen von vor sechs Jahren sind doch eigentlich sinnlos", so Gao. "Schließlich haben sich die Aufstellungen der Teams seitdem enorm verändert. Es ist auch unnötig, viele Gedanken an den Gegner zu verschwenden. Wir werden nur dann siegen, wenn wir selbst stark sind."

Torschütze und -vorbereiter Mit 18 Toren in 87 Länderspielen ist Gao der zweit-erfolgreichste Torjäger Chinas und liegt nur einen Treffer hinter dem legendären Zheng Zhi. Zudem geht er in starker Form in die Partie. Für seinen Klub hat er in dieser Saison bereits neun Tore erzielt und acht weitere vorbereitet. Die acht Vorlagen schreibt er seiner größeren Reife und seinem verbesserten Spielverständnis zu.

"Früher war ich noch sehr temperamentvoll und wollte unbedingt Tore schießen. Doch ich habe mich verändert Jetzt will ich unbedingt Spiele gewinnen. Ein guter Stürmer ist man nicht nur mit vielen erzielten Toren sondern vor allem mit vielen gewonnenen Spielen. Wenn ich eine 80-prozentige Torchance habe, spiele ich lieber zu einem Mitspieler, der eine 90-prozentige Torchance hat. Denn Siegen ist wichtiger als Torschießen."

In Guangzhous Aufstiegsjahr 2010 schloss Gao die Saison mit 20 Treffern als bester Torjäger der chinesischen zweiten Liga ab. In der folgenden Saison trug er mit elf Treffern dazu bei, dass der Aufsteiger völlig überraschend die Meisterschaft gewann. Und auch in den Jahren danach blieb er ein integraler Bestandteil des Teams aus Guangzhou, das nicht nur weitere vier Male in Folge die Liga gewann, sondern auch noch zwei Mal die AFC Champions League für sich entschied. Angesichts der unruhigen Zeiten bei dem Klub ist dies ganz besonders bemerkenswert. In den vergangenen Jahren gaben sich dort zahlreiche Trainer die Klinke in die Hand, nämlich Lee Jangsoo, Marcello Lippi, Fabio Cannavaro und der aktuelle Amtsinhaber Luiz Felipe Scolari.

"Ich bin all diesen Trainern dankbar für das Vertrauen, das sie in mich gesetzt haben", so Gao. "Schließlich sind das renommierte und erfahrene Trainer. Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe und können sehr schnell erkennen, was ein Spieler kann. Ich wurde immer auf Positionen eingesetzt, die zu mir passen. Außerdem wird man stets genau beobachtet und bekommt Tipps, in welchen Belangen man sich noch steigern kann."

Die VR China schaffte nach einem eher enttäuschenden Start schließlich doch noch den Einzug in die dritte WM-Qualifikationsrunde – erstmals seit 2002, als man schließlich auch die WM-Endrunde erreichte. Nach zwei Remis gegen Hongkong und einer Niederlage gegen Katar war der Traum bereits in weite Ferne gerückt, doch unter dem neuen Trainer Gao Hongbo meldeten sich die Chinesen mit neuem Mut zurück und gewannen all ihre verbleibenden Spiele. Entscheidend war dabei der 2:0-Sieg gegen das bereits für die dritte Runde qualifizierte Katar.

"Das hatte nichts mit Glück zu tun", sagte Gao. "Entscheidend war die kollektive Anstrengung des Teams. Wir haben es allen Voraussagen zum Trotz geschafft. Im Fussball zählt am Ende nur das Resultat."

Der chinesische Philosoph Konfuzius sagte einmal, ein Mann solle "mit 30 mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen". Gao, der im Februar 30 Jahre alt wurde, akzeptiert diese Weisheit und seine Rolle als eine der Führungsfiguren des aktuellen Kaders.

"Ich bin nicht mehr jung", gibt er unumwunden zu. "Und je älter ich werde, desto mehr Druck lastet auf mir. Ich will mich selbst beweisen. Ich werde mich gut auf jede Rolle vorbereiten, die der Trainer von mir verlangt. Und das gilt auf dem Platz ebenso wie abseits davon.