Freitag 04 März 2016, 08:07

Gao: China kann optimistisch in die Zukunft blicken

Für das Team der VR China verlief die Qualifikation für die FIFA WM 2018™ bislang sehr durchwachsen, was zur Entlassung von Trainer Alain Perrin führte. Als Interimstrainer übernahm kürzlich mit Gao Hongbo ein alter Bekannter die Mannschaft.

Nachdem es in den sechs Partien der zweiten Qualifikationsrunde zwei torlose Unentschieden gegen Hongkong und eine Niederlage gegen Katar gab und die Chinesen angesichts dieser Punktverluste kurz vor dem Ausscheiden stehen, musste der französische Trainer seinen Posten räumen. Derzeit rangiert China auf dem dritten Platz und hat sieben Punkte Rückstand auf den bereits für die nächste Runde qualifizierten Tabellenführer Katar. Die Chinesen müssen die verbleibenden zwei Spiele unbedingt gewinnen und gleichzeitig hoffen, dass die anderen Resultate für sie günstig ausfallen, um vielleicht noch als einer der besten Gruppenzweiten den Sprung in die dritte Runde zu schaffen.

"Unsere Situation ist ziemlich verzwickt", so Gao im Exklusivinterview mit FIFA.com. "Unsere Hoffnung hängt am seidenen Faden. Doch wir müssen die Enttäuschung darüber hinter uns lassen und der schweren Situation ins Auge sehen. Wir müssen uns voll und ganz auf die nächsten Spiele konzentrieren, auch wenn wir unser Schicksal nicht vollständig selbst in der Hand haben."

Planung für künftige Erfolge Gao war bereits nach Chinas Scheitern in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ zum Nationaltrainer ernannt worden. Er war nach Zhu Guanghu erst der zweite einheimische Trainer seit 1997. Dennoch gelang der Mannschaft unter ihm eine Reihe glänzender Resultate. In Freundschaftsspielen rangen seine Schützlinge Deutschland ein 1:1-Unentschieden ab und feierten gegen Frankreich sogar einen 1:0-Sieg. Zudem konnte das Team nach 32 Jahren den Fluch gegen die Republik Korea durchbrechen: beim Ostasien-Cup 2010 gelang den Chinesen ein 3:0-Sieg gegen die Taeguk Warriors. Als Gao 2011 seinen Posten für José Antonio Camacho räumte, gehörte die VR China in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste zu den fünf stärksten asiatischen Teams.

Nun liegen zwei Heimspiele vor Gao, die seine Schützlinge auf keinen Fall verlieren dürfen, nämlich am 24. März gegen die Malediven und fünf Tage später gegen Katar. Doch er hat nur wenig Zeit, seine Spieler auf diese beiden Aufgaben vorzubereiten. Trotzdem hat Gao mehr als nur kurzfristige Erfolge im Blick.

"Ich bin ein chinesischer Trainer", so Gao, der im Januar seinen 50. Geburtstag feierte. "Als Einheimischer trage ich große Verantwortung für das Team. In den vergangenen Jahren sind unsere Nationalmannschaften in fast allen Altersklassen in den asiatischen Qualifikationswettbewerben hinter den Erwartungen zurück geblieben und konnten sich nicht für FIFA-Turniere qualifizieren. Meine Aufgabe ist nicht darauf beschränkt, das Team durch die WM-Qualifikation zu führen. Ich muss auch an die Zukunft der Mannschaft denken. Der nationale Fussballverband verfolgt große Reformanstrengungen. Wir werden geeignete Wege für den Umbau unserer Nationalmannschaften finden."

In seiner aktiven Zeit war Gao als reaktionsschneller Stürmer gefürchtet. Heute gilt er als Trainer, der besonders auf die technischen Aspekte des Spiels Wert legt. Für die beiden bevorstehenden Qualifikationsspiele hat er mehrere junge Talente nominiert. Der bekannteste ist Spielmacher Zhang Xizhe von Guoan Peking, der nach einem kurzen und wenig erfolgreichen Engagement beim VfL Wolfsburg kürzlich in die Heimat und zu dem Hauptstadtklub zurückkehrte.

"Zumindest im Vergleich mit den meisten asiatischen Konkurrenten sind chinesische Spieler kräftig und fit. Körperliche Attribute sind also kein Problem für uns ", so Gao, der bevorzugt auf technisch starke Spieler setzt. "Die größten Verbesserungen müssen wir also in den Bereichen Technik und Taktik anstreben. Unsere Spieler sind schnell und stark. Wir haben auch große Spieler, die sprung- und kopfballstark sind. Wenn diese Spieler lernen, mit Köpfchen zu spielen, und sie technisch ähnlich stark wie körperlich fit werden, dann kommt der Durchbruch von ganz allein."

Langfristiger Optimismus Es versteht sich von selbst, dass Gao seine Position nur halten kann, wenn das Team starke Leistungen zeigt und gute Resultate einfährt. Selbst wenn die Chinesen noch den Sprung in die nächste Runde schaffen sollten, wird die Konkurrenz bei der Neubesetzung des Trainerstuhls sehr intensiv, denn die Liste der ausländischen Kandidaten ist sehr lang.

"Unsere technischen Experten werden darüber entscheiden (wer als Trainer Chinas qualifiziert ist). Derzeit sind meine eigenen Chancen wohl ganz gut, aber es gibt mehr als 50 ausländische Bewerber für die Stelle. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Ich versuche, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen. Es ist wichtig, dass alle Spieler an einem Strang ziehen und sich in den kommenden Spielen beweisen."

"Die Aussichten für den chinesischen Fussball insgesamt sind nicht schlecht, insbesondere im Vereins- und Breitensportbereich. Unsere Klubs investieren immer mehr. Als Folge dessen haben mehr und mehr Starspieler den langen Weg angetreten, um in der chinesischen Liga zu spielen. Die Liga ist bereits seit 22 Jahren eine Profiliga. Unsere Klubs haben schon auf asiatischer Ebene Titel gewonnen und sie bringen immer mehr große Talente hervor. Wir können also optimistisch in die Zukunft blicken."