Donnerstag 03 Dezember 2020, 09:40

Fussball und Durchhaltewillen in der DNS von St. Kitts and Nevis

  • In unserer Serie um Fussball in Ländern abseits des Rampenlichts besuchen wir heute St. Kitts and Nevis

  • Große Fussball-Leidenschaft im kleinsten souveränen Staat der westlichen Hemisphäre

  • Fussball hat Cricket als beliebtesten Sport abgelöst

Der Durchhaltewillen ist in der DNS von St. Kitts and Nevis fest eingebettet. In der Frühzeit des Fussballs auf den Karibikinseln spielten versklavte Eingeborene mit gefüllten Blasen geschlachteter Tiere, da es ihnen verboten war, echte Bälle zu besitzen. Angesichts dieser Geschichte kann es kaum verwundern, dass ein enorm starker Durchhaltewillen untrennbar zum Wesen der Menschen in St. Kitts and Nevis gehört.

Der Fussballverband von St. Kitts and Nevis (SKNFA) wurde 1932 gegründet. Entsprechend lang reicht also die stolze Geschichte des organisierten Fussballs auf den Inseln zurück. 1948 wurde der Verband Mitglied des Regionalverbands der Nördlichen Antillen und 1979 Mitglied der Karibischen Fussballunion. Neun Jahre nach der Unabhängigkeit wurde St. Kitts and Nevis 1992 dann Mitglied der CONCACAF und der FIFA, als letztes der britischen Territorien in der Karibik.

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"Zunächst stand der Fussball noch im Schatten von Cricket. Doch seit den 1980er Jahren hat sich das schönste aller Spiele zur beliebtesten Sportart der Insel entwickelt, sowohl bei den Aktiven wie auch bei den Zuschauern", berichtet SKNFA-Generalsekretär Stanley Jacobs gegenüber FIFA.com.

Die fussballerische Entwicklung schreitet im Rekordtempo voran. Dank finanzieller Unterstützung durch die FIFA und die CONCACAF kann der Sport auf der Insel in allen Bereichen gefördert werden. Ein besonders schöner Erfolg war die erstmalige Teilnahme einer Frauen-Nationalmannschaft von St. Kitts and Nevis an der Olympiaqualifikation der CONCACAF-Zone im Januar dieses Jahres.

"Wir sind sehr stolz auf die rapide Entwicklung unseres Frauenfussballprogramms, das wir vor nicht einmal einem Jahr begonnen haben", so Jacobs. "Es fangen jetzt mehr Mädchen mit dem Fussball an und ich bin sicher, die Erfolge des Frauen-A-Nationalteams und des U-20-Teams werden sogar noch mehr Mädchen zum Fussball bringen. Wir hoffen, dass dies das Vermächtnis dieser Teams sein wird."

Die Erfolge sind tatsächlich außergewöhnlich, wenn man bedenkt, dass lediglich 52.000 Menschen auf den Inseln leben. Sie alle würden im Stadion St James' Park von Newcastle United Platz finden. Rund 10 Prozent von ihnen (ca. 5.000) spielen aktiv und regelmäßig Fussball auf Wettbewerbsniveau.

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"Fussball spielt im Leben der Menschen von St. Kitts and Nevis eine wichtige Rolle", so Jacobs weiter. "Das geht weit über den einfachen Unterhaltungswert hinaus. Es herrscht eine große Leidenschaft.

Wir haben hier keine Profiliga. Es ist eine Amateurliga, aber alle spielen mit vollem Einsatz und viel Leidenschaft. Es geht um die Ehre und um die Vormachtstellung. Die Wurzeln reichen über 80 Jahre zurück. Wenn ein bestimmtes Team die Meisterschaft gewinnt, jubelt die ganze Gemeinde und es herrschen Freude und Kameradschaft."

Entsprechend groß war die Enttäuschung, als die Liga wegen der COVID-19-Pandemie knapp acht Monate lang unterbrochen werden musste. Doch auch hier hat sich letztlich der Durchhaltewillen der Menschen gezeigt. Dank des COVID-19-Hilfsfonds der FIFA konnten die Senioren- und Jugendligen den Betrieb wieder aufnehmen und werden Mitte Dezember enden.

"Die Spieler wollten unbedingt zurück aufs Spielfeld", so Jacobs abschließend. "Viele haben ihre Arbeit verloren und waren auf verschiedene Weise von der Pandemie betroffen. Der Fussball war für sie einer der wenigen Lichtblicke."