Dienstag 24 März 2020, 09:35

Fussball-Ausrüstung im Wandel der Zeit

  • 24. März 1973: In der Bundesliga hält die Trikotwerbung ihren Einzug

  • Vom Ball zu den Trikotnummern

  • FIFA.com über einige dieser Entwicklungen

Seit seinen Anfängen hat sich der Fussballsport enorm gewandelt. Die Entwicklung spiegelt sich auch und insbesondere in der Ausrüstung wider und wird umgekehrt durch Fortschritte auf diesem Gebiet immer wieder beflügelt. Wer hätte außerdem gedacht, dass heute von 47 Jahren, am 24. März, Eintracht Braunschweig als erstes Bundesliga-Team mit einem Trikotsponsor auflief?

Die spannendsten Entwicklungen sind aber zweifelsohne die, die das direkte Spielgeschehen betreffen - seien es die Schuhe, die Bekleidung oder auch der Ball selbst! Den Spielern stehen heute Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung, die sich zum Teil erheblich von denen der Wegbereiter des Fussballs unterscheiden. FIFA.com bringt Ihnen einige der Entwicklungen näher.

Der Ball

Es gibt Berichte, nach denen bei improvisierten Spielen im Mittelalter unter anderem Schweineköpfe als Spielgerät benutzt wurden. Die ersten "echten" Fussbälle hingegen wurden aus Blasen von Tieren hergestellt, die mit dem Mund aufgeblasen und dann verknotet wurden. Allerdings kam es häufig vor, dass diese Blasen platzten. Daher entwickelte man in Großbritannien im 18. und 19. Jahrhundert robustere Varianten, indem man eine Schutzhülle aus Leder oder Kork um die Blase legte. Auch Gummi und sogar Holz kam hierfür zum Einsatz. Einen wichtigen Durchbruch gab es Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der Kautschukblase, die mittels einer Pumpe aufgepumpt wurde. Damit war es erstmals möglich, annähernd runde Bälle herzustellen.

1872 legte der englische Fussballverband FA erstmals verbindlich die Eigenschaften von Fussbällen fest. Danach musste der Ball kugelförmig sein, eine Außenhaut aus Leder haben und einen Durchmesser von 68 Zentimetern sowie bei Spielbeginn ein Gewicht zwischen 396 und 453 Gramm haben. Das Festlegung des Gewichts bei Spielbeginn war wichtig, da sich die damaligen Fussbälle mit Wasser vollsogen, so dass sich bei Spielen im Regen oder auf nassem Untergrund das Gewicht des Balles oftmals mehr als verdoppelte. Kopfbälle waren somit durchaus nicht ungefährlich. Es kam häufig zu Gehirnerschütterungen und auch zu Verletzungen durch die recht derbe Verschlussnaht.

Zudem gab es auch regionale Variationen der Bälle. Dies wurde beim Finale der ersten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1930 zu einem echten Problem. Die Teams von Argentinien und Uruguay hatten jeweils ihre eigenen Bälle zum Spiel mitgebracht. Vor dem Finale kam es zu hitzigen Diskussionen darüber, welcher Ball benutzt werden sollte. Man einigte sich schließlich auf den Kompromiss, dass in der ersten Halbzeit der Ball der Argentinier und in der zweiten Halbzeit der Ball der Uruguayer benutzt wurde. Inwieweit dies dazu beitrug, dass Uruguay in der zweiten Halbzeit den 1:2-Rückstand aufholen und einen historischen 4:2-Sieg einfahren und damit den ersten Weltmeistertitel holen konnte, lässt sich nicht beantworten. Auch im WM-Finale von 1934 war der Ball ein entscheidender Faktor. Acht Minuten vor Schluss lag Italien gegen die Tschechoslowakei mit 0:1 zurück. Dann glich Raimundo Orsi mit einem Schuss aus, bei dem der Ball eine unnachahmliche Flugbahn beschrieb und für den Torhüter unerreichbar in den Maschen landete. Am Tag nach Italiens Titelgewinn versuchte Orsi nicht weniger als 20 Mal, diesen Kunstschuss für die versammelten Fotografen zu wiederholen, doch es gelang ihm nicht ein einziges Mal!

Verformungen des Balles mit zunehmender Spieldauer waren damals keine Seltenheit und es ist durchaus möglich, dass dies die Flugbahn von Orsis Schuss beeinflusst hat. Ab 1970 lieferte die Firma adidas die Bälle für FIFA-Turniere. Vorreiter war der unvergessliche 'Telstar'. Dieser war zwar noch aus Leder gefertigt, aber mit einer Polyurethan-Beschichtung versehen, die das Problem der Wasseraufnahme nahezu vollständig beseitigte. Bei der FIFA Fussball-WM 1986 in Mexiko wurde mit dem adidas 'Azteca' erstmals mit einem vollsynthetischen Ball gespielt. Auch in den Jahren danach gab es bemerkenswerte Weiterentwicklungen. Der adidas 'Tricolore' für die WM 1998 in Frankreich war der erste Ball, der nicht mehr vollständig im klassischen schwarz-weiß gehalten war. Die Bälle der WM-Turniere 2006 bis 2014 ('Teamgeist', 'Jabulani' und 'Brazuca') bedeuteten weitere technologische Fortschritte auf dem Weg zum perfekten Ball.

Der Telstar 18 und der Telstar Mechta (für die K.o.-Phase) für die letzte WM in Russland sind mit einem eingebetteten NFC-Chip ausgestattet. Das gab es bei einem Offiziellen Spielball noch nie. Damit war es der innovativste WM-Ball aller Zeiten. Der Chip ermöglicht den Konsumenten die Interaktion mit dem Ball über ein Smartphone. Dabei erzeugt jeder Ball eine eindeutige Identifikationsnummer und schaltet exklusive Inhalte und Informationen für den Nutzer frei.

Die Stiefel

Die ersten historisch belegten Fussballstiefel gehörten niemand Geringerem als dem englischen König Heinrich VIII. In der 'Großen Garderobe' des Königs von 1526 ist ein solches Paar Fussballstiefel aufgeführt. Die königlichen Fussballstiefel waren Beschreibungen zufolge aus robustem Leder gefertigt, knöchelhoch und schwerer als normale Schuhe aus diesem Zeitalter. An dieser Machart sollte sich in den nächsten Jahrhunderten kaum etwas ändern.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Fussball immer noch in schweren Arbeitsstiefeln mit langen Schnürsenkeln und mit Stahlkappen gespielt. Der einzige nennenswerte Fortschritt war bis dahin das Einschlagen metallener Stollen oder Nocken in die Sohlen, um auf rutschigem Untergrund besseren Halt zu erzielen. 1925 wurden erstmals Schuhe mit Wechselstollen hergestellt, die entsprechend der Beschaffenheit des Untergrundes ausgewechselt werden konnten. Mehrere Jahrzehnte später rückte die Schutzfunktion für die Füße der Spieler in den Hintergrund und es wurden Schuhe entwickelt, die eine besonders gute Ballkontrolle ermöglichen und somit präzisere Pässe und Dribblings zulassen.

In den 60er Jahren gab es einen weiteren bedeutsamen Entwicklungsschritt, als erstmals Fussballschuhe als Halbschuhe hergestellt wurden, die unter dem Knöchel endeten. In den 70er Jahren gab es erste Schuh-Sponsorenverträge für Starspieler und es tauchten erstmals vollständig weiße, später auch andersfarbige Modelle auf. In den 90er Jahren folgten weitere technologische Fortschritte. Abgeflachte, längliche Stollen wurden ungefähr zur gleichen Zeit eingeführt wie das Modell 'Predator' von adidas, ein fortschrittlicher Schuh, der durch sein Design und besondere Materialien in den ballführenden Bereichen des Schuhs eine noch bessere Ballkontrolle ermöglicht.

Lagen die Entwicklungsschwerpunkte beim 'Predator' noch in erster Linie auf Ballkontrolle und Schusskraft, so haben sich die Hersteller in den letzten Jahren vor allem auf Leichtgewichtigkeit verlegt. Während die Fussballspieler im 19. Jahrhundert noch mit Stiefeln spielten, die im nassen Zustand über ein Kilo wogen, haben die heutigen Vertreter der Zunft Schuhe zur Verfügung, die nicht einmal ein Fünftel davon wiegen.

Die Spielkleidung

Die Idee gleichfarbiger Spielkleidung für Fussballmannschaften kam erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Erste Nachweise dafür findet man in Berichten über die damaligen Spiele zwischen englischen Schulmannschaften. Bis dahin war es üblich, dass die Spieler einer Mannschaft beispielsweise durch gleichfarbige Kappen bzw. Leib- oder Armbinden gekennzeichnet wurden.

In einem Fussball-Handbuch von 1867 findet sich dann bereits die Forderung nach verschiedenfarbig gestreiften Trikots für die beiden Teams. In den 1870er Jahren wurden gestreifte Trikots im Fussball zur Norm. Zahlreiche Klubs haben ihre damals eingeführte Spielkleidung bis heute kaum verändert.

Außerdem wurden die traditionellen langen Hosen oder Knickerbocker (oft mit Gürtel oder Hosenträgern) allmählich von kurzen Shorts verdrängt, die heute überall üblich sind. 1909 wurde vorgeschrieben, dass die Torhüter eine andere Farbe tragen müssen als die Feldspieler und 1921 folgte die Regelung, dass Mannschaften bei Auswärtsspielen eine alternative, andersfarbige Spielkleidung bereithalten müssen, um sich deutlich vom Heimteam zu unterscheiden.

Zur gleichen Zeit gab es auch erste Experimente mit nummerierten Trikots. Diese Idee setzte sich allerdings erst nach dem II. Weltkrieg durch. Mit zunehmender Internationalisierung des Fussballsports wurden immer bessere und bequemere Materialien eingesetzt. In den 60er und 70er Jahren setzte allmählich die Kommerzialisierung ein. In den 80er Jahren waren der Verkauf von Trikots an Fans und die Trikotwerbung bereits gängige Praxis. Unterdessen wurden insbesondere für die Auswärtstrikots immer ausgefallenere Farbstellungen entwickelt.

Die Einführung der Trikotnummern war die vorerst letzte große Neuerung in der Entwicklungsgeschichte der Fussballausrüstung. Doch die Geschichte zeigt eines ganz deutlich, nämlich dass es immer wieder neue Entwicklungen geben wird, die den Sport voran bringen.