Mittwoch 08 Juni 2016, 10:01

Die Fussballwelt verabschiedet sich von Nigerias "Big Boss"

"Mein Traum ist es, für die Nigerianer ein starkes Team aufzubauen und diesen Spielern einen Grund zu geben, Fussballer zu sein. Außerdem möchte ich den vielen Spielern, die von unten nachdrängen, zeigen, dass sie im Fussball etwas werden können. Das ist mein Traum."

Diese Worte äußerte die nigerianische Fussball-Legende Stephen Keshi vor zwei Jahren, als er die Super Eagles auf die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Brasilien vorbereitete. Im Laufe seiner glanzvollen Karriere als Spieler und Trainer, hat Big Boss, wie er auch genannt wurde, Fans, Teamkameraden und seinen Spielern immer wieder Grund zum Träumen gegeben. Die gesamte Fussballwelt zollt Stephen Keshi nach seinem plötzlichen und tragischen Tod im Alter von nur 54 Jahren Tribut.

Nigeria legend, Stephen Keshi, dies at 54

— The NFF (@thenff) 8. Juni 2016

Keshi war die geborene Führungspersönlichkeit. Der Innenverteidiger mit der imposanten Statur übernahm bei Spielen beherzt die Verantwortung und diktierte als Mannschaftskapitän Nigerias das Spielgeschehen über weite Strecken seiner Länderspielkarriere. Unter seiner Führung sicherte sich Nigeria mit einer ausgesprochen undurchlässigen Abwehr den Titelgewinn beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 1994 und kassierte auf dem Weg dorthin nur drei Gegentreffer. Fast zwei Jahrzehnte später führte Keshi sein Land als Trainer erneut zum Titel, dieses Mal mit vier Gegentreffern, und avancierte damit zum zweiten Akteur, der den Nationen-Pokal als Spieler und Trainer gewinnen konnte.

Sein Einfluss auf dem Platz ist nicht zu unterschätzen. Er bestritt eine erfolgreiche Vereinskarriere auf seinem Heimatkontinent, bevor er sein Talent nach Europa exportierte. Dort gewann er unter anderem mit dem RSC Anderlecht den belgischen Pokal und die Meisterschaft und spielte sich in Frankreich in die Herzen der Fans von Racing Straßburg, als er mit einem Treffer aus großer Distanz gegen Stade Rennes einen entscheidenden Beitrag zum Aufstieg des Klubs in die erste Liga leistete.

Vor allem ist jedoch Keshis Länderspielkarriere in Erinnerung geblieben. Er spielte nicht nur eine entscheidende Rolle auf dem Weg zum bereits erwähnten Titelgewinn beim Afrikanischen Nationen-Pokal 1994, sondern war auch mitverantwortlich für die erste Teilnahme der Super Eagles an einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. Im Vorfeld der WM in den USA kam er in fünf Spielen zum Einsatz, bei der Endrunde selbst verletzungsbedingt dann leider nur in einer Partie, allerdings als Kapitän.

Da viele afrikanische Länder für große Turniere auf erfahrene Trainer von außerhalb des afrikanischen Kontinents zurückgreifen, war Keshi ein Hoffnungsschimmer für Trainer aus Afrika. Er war nicht nur der erste Nigerianer, der seinem Land zum Titelgewinn beim Nationen-Pokal verhalf, sondern auch der erste afrikanische Trainer, der mit seinem Team bei einer WM das Achtelfinale erreichte. Dies gelang ihm 2014 in Brasilien.

Die Nachricht von Keshis Ableben hat die globale Fussballgemeinschaft erschüttert, und nach Bekanntwerden gab es in den sozialen Medien eine wahre Flut von Kondolenzbotschaften.

"Eine schreckliche Nachricht und ein trauriger Tag. Wir haben heute eine wahre Ikone verloren", so Sunday Oliseh, ehemaliger nigerianischer Nationaltrainer, der seinerzeit gemeinsam mit Keshi auf dem Platz stand. Der ehemalige sambische Nationalspieler Kalusha Bwalya schrieb: "Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich bin geschockt. Fussball-Legende."

"Keshi war ein Superheld", erklärte Amaju Pinnick, Präsident des nigerianischen Fussballverbands. "Sein Tod ist ein großer Verlust für Nigeria als Nation, nicht nur für den nigerianischen Fussball."

Auch FIFA-Präsident Infatino äußerte sich: "Angesichts der Nachricht des Verlustes von Nigerias großartigen Stephen Keshi möchte ich mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Im Namen der gesamten Fussballfamilie erlauben Sie mir, unser größtes Beileid an die nigerianische Fussball-Gemeinschaft sowie ganz besonders an Stephens Familie und Freunde zu bekunden. Wir hoffen, dass in irgendeiner Weise diese Worte der Unterstützung ein wenig Frieden und Trost in der Zeit der Trauer bringen", schrieb Infantino in einem Kondolenzbrief an Pinnick.