Dienstag 09 April 2019, 11:30

FFIT: Motivation hoch, Gewicht runter

  • Ziel: Mehr Bewegung, gesündere Ernährung und nachhaltig Gewicht verlieren

  • 22 Vereine der drei Top-Bundesligen nehmen teil

  • FFIT wird in Zusammenarbeit von IFT Nord und der Deutschen Krebshilfe durchgeführt

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wir alle wissen, dass eine ausgewogene Ernährung und vor allem Bewegung zu einem gesunden Lebensstil gehören. Oft hapert es jedoch an der Ausführung.

Genau hier setzt das Projekt Fussballfans im Training (FFIT) an. Durch ihre Liebe zum Fussball sollen die Teilnehmer dazu motiviert werden, fitter zu werden und Gewicht zu verlieren. FFIT richtet sich dabei hauptsächlich an übergewichtige Männer, aber auch Frauen, im Alter von 35 bis 65 mit einem BMI (Body Mass Index) ab 28.

"Wir sind darauf aufmerksam geworden, weil es Football Fans in Training in der schottischen Liga schon seit einigen Jahren gibt. Alle 42 Profi-Klubs der Liga machen dort mit", erläutert Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord, im Interview mit FIFA.com. "Es gab eine tolle Evaluationsstudie zu den Wirkungen dieses Programms in einer sehr renommierten wissenschaftlichen Medizinzeitschrift ("The Lancet"). Die haben wir gelesen, fanden das toll und dachten uns: Mensch, das wäre doch auch was für die deutsche Bundesliga, die einen sehr hohen Fanzuspruch hat. Wir sind dann an die deutsche Krebshilfe herangetreten und haben die dafür gewinnen können, Fussballfans im Training in Deutschland aufzulegen. Das ist jetzt gut drei Jahre her."

Aufgrund seiner großen Beliebtheit und der großen Fanbase war der Fussball die natürliche Wahl, um männliche Fans, die sich im Gegensatz zu Frauen weniger mit dem Thema Vorsorge auseinandersetzen, über ihren Lieblingsverein anzusprechen und dafür zu sensibilisieren. Und der Erfolg von FFIT in Schottland gibt Hanewinkel recht. Viele der teilnehmenden Fans schafften es dort, zwischen fünf und zehn Prozent ihres Gewichts zu verlieren und damit das Erkrankungsrisiko deutlich zu senken. Auch in Deutschland wurde das Projekt positiv angenommen.

"Wir sind absolut überrascht, dass 22 Vereine aus der 1. , 2. und 3. Bundesliga mit namenhaften Zugpferden wie Schalke 04 oder Borussia Dortmund dabei sind. Es ist eine ganz tolle Liste. Im Prinzip ist jeder von dieser Idee überzeugt gewesen, denen wir diese vorgetragen haben. Am Interesse der Vereine scheitert es nicht, die sind Feuer und Flamme. Man muss schauen, ob die örtlichen Gegebenheiten da sind. Man braucht einen Trainingsplatz, einen Raum und einen geeigneten Trainer vor Ort. Das sind so Dinge, die eher im organisatorischen liegen."

Dass das Projekt so erfolgreich ist, hat einen ganz bestimmten Grund. Die Vereine selbst stellen die Trainer und Örtlichkeiten für die kostenlosen 12-wöchigen Programme, die zumeist einmal pro Halbjahr durchgeführt werden. Orte, die das Fanherz höher schlagen lassen. "Das ist ganz toll zu beobachten. Wie kleine Kinder schauen sie sich die Stadien von innen an und die Umkleidekabinen ihrer Idole. Da werden mit Tränen in den Augen die Handys gezückt. Das ist eine tolle Motivation", erzählt Hanewinkel, der 2004 mit dem Deutschen Präventionspreis ausgezeichnet wurde. "Es kommt auch immer mal wieder einer aus dem Klub vorbei, ein Spieler oder der Physiotrainer. Jemand, den die Fans kennen, und das motiviert umso mehr. Auf Schalke hat Martin Max mal einen Kurzvortrag gehalten – besser konnte es gar nicht gehen."

Die Programme bauen auf zwei Komponenten auf: Bildung und Bewegung. Bei dem Thema Bildung liegt der Schwerpunkt auf Ernährung. "Dort wird zum Beispiel klargemacht, dass das Bier sehr kalorienreich ist und aufgezeigt, was gesunde Ernährung darstellt. Der zweite Punkt ist die Bewegung, die sich in diesen zwölf Wochen langsam steigert. Am Anfang steht mehr Bildung auf dem Programm und weniger Bewegung, dann werden die Bewegungseinheiten etwas größer, weil sie auch fitter werden. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer einen Schrittzähler mit nach Hause. Wir möchten gerne, dass sie die Alltagsbewegung steigern. Sie können sich dann jede Woche untereinander vergleichen. Das motiviert zusätzlich in der nächsten Woche etwas mehr zu tun."

Auch wenn Hanewinkel mit dem bisherigen Erfolg des Projekts absolut zufrieden ist, würde er sich wünschen, "dass bei den Vereinen eine gewisse Regelmäßigkeit reinkommt. Das es jährlich zur Hin- und Rückrunde einen Kurs gibt. Ganz kontinuierlich, sodass ich mich als Fan darauf einstellen kann: Die Saison geht wieder los, es gibt wieder einen neuen Kurs, ich klinke mich da ein und mache mit."

Teilnehmende Vereine:

  • 1. Bundesliga: 1. FC Nürnberg, 1. FSV Mainz 05, Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC, RB Leipzig, Schalke 04, TSG 1899 Hoffenheim,

  • 2. Bundesliga: 1. FC Köln, Arminia Bielefeld, FC Ingolstadt 04, Hamburger SV, Holstein Kiel, Dynamo Dresden, SpVgg Greuther Fürth, SV Darmstadt 98, SV Sandhausen, VfL Bochum

  • 3. Bundesliga: Eintracht Braunschweig