Mittwoch 27 Februar 2019, 05:30

Wenn Fans in die Rolle von Fussballspielern schlüpfen

Drei Anhänger der beliebtesten Klubs Ecuadors konnten diesen Traum vor kurzem verwirklichen, allerdings nicht gemeinsam, sondern an unterschiedlichen Tagen. Sie hatten eine Reality Show gewonnen und durften für einen Moment in die Rolle von Fussballspielern schlüpfen.

Der Preis konnte sich sehen lassen: ein Training mit der Mannschaft vor der offiziellen Präsentation, Teilnahme an der Veranstaltung, die im Vorfeld eines Freundschaftsspiels vor vollem Stadion stattfindet und schließlich ein Kurzauftritt auf dem Spielfeld gemeinsam mit den großen Idolen!

Aufwärmen

"Was ich erlebt habe, vom Training bis zum Spiel, war der Wahnsinn und lässt sich mit keinem Geld der Welt aufwiegen", meint Jimmy. Der 38-Jährige hat einen Universitätsabschluss in Englisch und ist Besitzer eines Gästehauses. Im Stadion war er zum ersten Mal im Alter von fünf Jahren mit seinem Vater.

"Die [anderen Spieler] haben mir schon im Training das Gefühl gegeben, einer von ihnen zu sein. Ich wurde sogar 'getauft': Sie haben ein Spalier gebildet, mir auf die Schulter geklopft, mich mit Wasser bespritzt und mit Bällen beworfen", berichtet Rodrigo, ein 23-jähriger Student der Sportjournalistik, der mit sieben Jahren zum ersten Mal mit seiner Familie im Estadio La Casa Blanca war, dem Heimstadion von LDU Quito, und seit seinem 14. Lebensjahr allein ins Stadion geht.

Daniel fuhr sogar mit dem Mannschaftsbus zum Estadio George Capwell, genannt La Caldera. "Als ich am Spieltag in den Mannschaftsbus stieg, wurde mir erst richtig bewusst, was mir bevorstehen würde. Das Gefühl hat all meine Erwartungen übertroffen", erzählt der 21-jährige angehende Arzt, der ebenfalls mit fünf Jahren zum ersten Mal im Stadion war – in diesem Fall bei CS Emelec.

Von den dreien hatte nur Jimmy zuvor schon einmal die Kabine seines Lieblingsklubs von innen gesehen. "Ich war schon einmal in der Kabine des Monumental, allerdings war sie damals leer. Wenn dort plötzlich ein Trikot mit deinem Namen hängt, ist das schon beeindruckend."

"So gut das trotz der Sprachbarriere möglich war, habe ich ihm gesagt, dass ich ihn bewundere und gefragt, wie es ist, eine WM zu gewinnen. Er war sehr nett. Ich habe mich in derselben Kabine wie Pirlo umgezogen! Das ist doch unfassbar!"

"Ich war angespannt, aber als ich mich mit Jefferson Orejuela aufwärmte, sagte er: 'Das erlebst du nur einmal im Leben. Jeder wäre gern an deiner Stelle. Genieß es einfach", so Rodrigo.

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Während und nach dem Spiel

Sowohl Jimmy als auch Rodrigo spielten in Anspielung auf die von einem Sponsor organisierte Aktion (#Jugador12PorEncimaDeTodo[#Spieler12ÜberAlles]) mit der Rückennummer zwölf und liefen gegen Alianza Lima aus Peru bzw. Independiente Santa Fe aus Kolumbien in der Startelf auf.

Rodrigo führte sogar den Anstoß aus. "Es war ein merkwürdiges Gefühl, wie eine Schockstarre, als würde das alles nicht wirklich passieren. Ich bin ein paar Mal an den Ball gekommen, habe ihn aber direkt wieder abgegeben. Ich hatte Angst, ihn zu verlieren!"

Wir wollten wissen, wie lange er im Spiel war. "Drei Minuten, aber für mich kam Juan Anangonó ins Spiel, einer meiner Lieblingsspieler! Ich wurde ausgewechselt, wir kassierten einen Gegentreffer und ich sagte zum Trainer [dem Uruguayer Nicolás Repetto]: 'Da siehst du, was passiert, wenn man mich auswechselt!' Wir haben gemeinsam darüber gelacht."

Jimmy war ebenfalls drei Minuten lang im Einsatz. "Mein Highlight war ein Kopfballpass", berichtet er lachend und stolz.

"Der Ball wurde abgefälscht und kam hoch auf mich zu. Es dauerte sechs oder sieben Sekunden, bis er sich absenkte, und mir sind Tausend Dinge durch den Kopf gegangen. Ich habe mir gesagt: 'Ich kann ihn nicht herunterholen, ich muss ihn per Kopf spielen.' Als ich dann zum Sprung ansetze, sehe ich einen riesigen Gegenspieler, der gemeinsam mit mir abspringt. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, ihn zu erwischen!"

"Die Fans haben im Chor 'Gordooo, Gordooo [Dicker, Dicker]' gerufen, als ich mich zur Einwechselung bereit machte. Aber darüber habe ich mich nicht geärgert, sondern gefreut!", meint Dani, der gern Fussballer geworden wäre, aber laut eigener Aussage kein Glück hatte.

Alle drei sind sich einig, dass dies eines der schönsten Erlebnisse ihres Lebens war und dass sie sich über die Anerkennung freuen, die ihnen seitdem zuteilwird. Das gilt vor allem für die Tribünen, auf die sie nun wieder zurückgekehrt sind, um ihre Teams anzufeuern.