Montag 19 August 2019, 08:39

"Endlich dabei" in der Bundesliga

  • Bundesligastart am Wochenende

  • Union Berlin gibt Debüt im deutschen Oberhaus

  • Aktion "Endlich dabei" sorgt für Gänsehaut

Sind Sie Fussball-Fan? Und spielt Ihr Herzensverein in der ersten Liga? Dann dürfen Sie sich wahrlich glücklich schätzen!

Denn nur die wenigsten Klubs schaffen es, in der höchsten Klasse ihres Landes aufzulaufen. Alleine in Deutschland gibt es beispielsweise über 27.000 Vereine, doch in die 1. Bundesliga haben es seit der Gründung 1963 lediglich 56 geschafft.

An vergangenen Wochenende war es wieder soweit: Die Bundesliga erwachte aus der Sommerpause. "ENDLICH" dürften Millionen Fussball-Fans gedacht haben. Für einen Klub war der Auftakt in die 66. Saison im deutschen Oberhaus dabei etwas ganz Besonderes: 1. FC Union Berlin. Die Hauptstädter traten zum ersten Mal in der 53-jährigen Vereinsgeschichte zu einem Bundesligaspiel an.

Zum Vergleich: Rekordmeister FC Bayern München geht in seine 54. Spielzeit und hat seit 1965 1.841 bestritten. Werder Bremen liegt nach Punkten zwar nur auf Platz 2 hinter den Münchnern, hat aber mehr Bundesliga-Spiele auf dem Buckel (1867 Spiele). Eine Zahl, von der der Neuling zweifelsohne erstmal nur träumen kann.

Unions größte sportliche Leistung bis heute war der Gewinn des FDGB-Pokals 1968 [Anm.d.Red: ehemaliger Pokalwettbewerb der DDR] sowie das Erreichen des DFB-Pokalendspiels 2001 und damit die Qualifikation für den UEFA-Pokal der Spielzeit 2001/02.

Als die aktuelle Mannschaft aus Berlin nun am Sonntagnachmittag gegen RB Leipzig den grünen Rasen betrat, sorgten die Fans im Stadion Alte Försterei für einen großartigen Gänsehautmoment, denn auf der Tribüne waren auch rund 450 verstorbene Anhänger der Eisernen dabei. "Wir werden ewig leben!" schalte es durchs weite Rund.

Fanclubs und Fanverbände der Berliner hatten vor der Bundesliga-Premiere die Aktion "Endlich dabei" ins Leben gerufen, bei der Union-Anhänger dass Foto eines verstorbenen Angehörigen, früheren Spielers oder Vereinsmitarbeiters hochladen und auf ein 70x70 Zentimeter hohes und breites Plakat drucken lassen konnten. Unzählige Fans des Bundesliga-Aufsteigers hielten zu den Klängen der Vereinshymne "Eisern Union" von Nina Hagen vor der Premiere in der Beletage des deutschen Fussballs ein Banner mit dem Bild eines verstorbenen Angehörigen, Freundes oder einer Freundin hoch. Damit sollten alle diejenigen symbolisch bei diesem historischen Moment dabei sein, die verstarben, bevor der Klub in die Bundesliga aufstieg.

"Unzählige Unioner, die den Verein in der Vergangenheit auf seinem Weg unterstützt und begleitet haben, werden diesen historischen Spieltag nicht mehr selbst miterleben können", schrieb der Verein auf der eigenen Internetseite. "All jene werden schmerzlich vermisst und so wurde im Kreise der Union-Familie die Idee geboren, ihrer mit einer ganz besonderen Aktion zu gedenken."

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Einer auf diesen Plakaten war der verstorbene Ehemann von Frau Henning. Als sie das schwarz-weiße Plakat ihres verstorbenen Ehemanns zum ersten Mal in den Händen hielt, brach sie in Tränen aus. "Das bedeutet alles (...) für die ganze Familie", sagt sie dem rbb. "Er war Fussballtrainer für Union-Nachwuchs."

Ebenfalls mit dabei: Reinhard Fink, der sich vor 50 Jahren als Siebenjähriger erstmals gemeinsam mit seinem Vater zu einem Union-Spiel ins Stadion aufmachte - es sollten viele weitere folgen... "Unser Platz war immer auf Höhe des Elfmeterpunktes", erinnert sich Fink. "Früher haben alle immer verkündet und gesungen, dass Union in die 1. Bundesliga kommt. Aber da war natürlich überhaupt nicht dran zu denken - schon gar nicht zu DDR-Zeiten."

Vor 19 Jahren verstarb sein Vater. "Mich hat es geärgert, dass mein Vater die Hoch-Zeit von Union nicht mehr miterleben kann. Umso mehr freut es mich jetzt, dass wir in der Lage sind, wieder zusammen ins Stadion zu 'gehen' - zum ersten Bundesligaspiel."

Das Spiel gegen RB Leipzig ging übrigens 0:4 verloren, aber das tat der Euphorie keinen Abbruch.