Dienstag 05 Juli 2016, 05:49

Ein unterstützenswerter Klub in Lesotho

Im Jahr 2005 dribbelten Steve und Pete Fleming einen Fussball 250 Meilen durch Afrika, um so Spendengelder zu sammeln. "Eigentlich sollte das eine einmalige Aktion sein, aber während der Reise erkannten wir, wie stark die Veränderungen sind, die sich mittels des Fussballs erreichen lassen. Da beschlossen wir, dass das erst der Anfang eines wesentlich längeren Abenteuers sein würde", erklärte Steve unlängst bei FIFA.com. Dieses Abenteuer ist nun im Kick4Life FC gemündet. Der in Lesotho ansässige Klub ist der weltweit erste, dessen Vereinstätigkeit ganz auf positive soziale Veränderungen gerichtet ist.

Eine neue Art Fussballklub Ursprünglich war Kick4Life gar kein Fussballverein sondern vielmehr eine Wohltätigkeitsorganisation, mit der die beiden Brüder aus England gesundheitliche Aufklärung betreiben und zu HIV-Tests animieren wollten. Mit Unterstützung von Prominenten wie Fabio Capello und Prinz Harry von England und der Hilfe der Initiative '20 Zentren für 2010', die zum Vermächtnis der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ zählt, ist Kick4Life inzwischen jedoch vielfach dafür ausgezeichnet worden, Kindern in der Hauptstadt Maseru zu helfen.

Für jene, die mit dem nötigen Ernst bei der Sache waren und auf hohem Niveau Fussball spielen wollten, wurde 2009 eine Mannschaft gegründet. Inzwischen ist diese bis in Lesothos Premier League aufgestiegen, was zur Folge hatte, dass sich die Organisation einen neuen Schwerpunkt geben musste – eben den Kick4 Life FC mit seiner Kombination aus Wohltätigkeit und Entwicklungshilfeunternehmen, eng verzahnt mit den Männer- und Frauenmannschaften der Eliteliga des Landes.

"Anfangs haben wir uns sehr schwer damit getan, Elemente des Spitzenfussballs in unsere Arbeit aufzunehmen. Wir hatten Bedenken, dass wir dadurch eventuell nicht mehr als Organisation angesehen würden, die einen sozialen Wandel anstrebt", sagt Steve Fleming, der wie sein Bruder Mitbegründer und Co-Vorsitzender ist. "Letztlich war es ein kühner Schachzug, aber die Überlegung dahinter war, dass ein Fussballklub, der sich dem sozialen Wandel verschrieben hat, eine größere Wirkung entfalten könnte, als es uns mit den bestehenden Strukturen einer traditionellem Wohltätigkeitsorganisation möglich wäre."

Konkret bedeutet das beispielsweise, das Spielerinnen und Spieler aus den Erstligamannschaften bei der Sozialarbeit helfen. Viele unserer Spielerinnen und Spieler machen bei der Gesundheitserziehung mit und ertüchtigen anfällige Jugendliche fürs Leben. Andere helfen bei der Entwicklung und beim Training jüngerer Spieler in unserer Kick4Life-Akademie.

"Einige unserer Spielerinnen und Spieler sind selbst noch junge Leute, die unsere Organisation durchlaufen haben, anfangs normale Teilnehmer waren und dann verschiedene soziale Tätigkeiten ausgeübt haben."

Erfolg auf dem Platz Obwohl der Schwerpunkt von Kick4Life auf Aktivitäten abseits des Platzes liegt, ist der Klub zum Vorzeigeverein in Lesothos erster Liga geworden. Der ganzheitliche Ansatz in Entwicklung und Verwaltung machte die Mannschaft besser. In der abgelaufenen Spielzeit schaffte sie mit Rang sechs ihre beste Platzierung aller Zeiten. "Die fussballerische Entwicklung in Lesotho ist seit Jahrzehnten unbeständig", sagt Leslie Notsi, einer der angesehensten Trainer Lesothos. Seit der vergangenen Saison arbeitet er für Kick4Life. "Der Fussball in Lesotho hat Amateurniveau. Allein Infrastruktur und Trainingsausrüstung stellen eine Herausforderung dar. Die Verwaltung der Mannschaften muss sich verbessern, medizinische Einrichtungen und Personal werden nicht ordentlich eingesetzt", mahnt Notsi weiter. "Kick4Life FC geht mit gutem Beispiel voran, was diese Verbesserungen angeht, und es ist aufregend, dabei zu sein."

Kick4Life hat sich zu einer Talentschmiede gemausert. Einige Nachwuchsspieler haben den Sprung aus dem Fördersystem in die U-20-Auswahl des Landes geschafft; ein junger Mann namens Mathibeli Phohleli spielt als Absolvent der Kick4Life-Akademie inzwischen für die U-17-Nationalmannschaft. Zwei Talente machen außerdem zunehmend in der A-Nationalmannschaft auf sich aufmerksam: Motlalepula Chabeli und Thabiso Brown. Letzterer schoss bereits ein Länderspieltor für die Krokodile und weilte zuletzt zum Probetraining bei einem ukrainischen Erstligisten.

Ein Hauptaugenmerk des Klubs liegt auch auf dem Frauenfussball. Dessen Vertreterinnen wurden gleich in der ersten Saison der Women's Super League Vizemeister. Mit Elizabeth Yelimala hat die Herrenmannschaft zudem einen weiblichen Co-Trainer. "Lizzy genießt bei allen Spielern und allen am Fussball Beteiligten in Lesotho den höchsten Respekt", sagt Chris Bullock, der Leiter der Fussballabteilung im Klub. "Es mag ungewöhnlich sein, dass eine Frau in einer Herrenmannschaft diese Funktion hat, aber es wurde nie hinterfragt. Sie hat den B-Schein der CAF und macht im Juli ihre A-Trainerlizenz."

Manchmal denkt Steve Fleming sogar in so großem Maßstab, dass er hofft, der Verein könne dem Land als solches helfen. "Wir erleben gerade die Entstehung einer sehr lebhaften Fussballbranche in Lesotho als wichtigem Teil der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung im Land", begründet er dies. In den kommenden Jahren wollen wir mit dem Fussballverband von Lesotho und der Premier League an der Professionalisierung dieser Branche arbeiten."