Freitag 13 März 2020, 08:55

Ein Schal, ein Teddybär und 40 Jahre Aberglaube

  • Heute ist Freitag, der 13.

  • Ein Chelsea-Fan hat seinen Schal in mehr als 40 Jahren in 25 Länder mitgenommen

  • Für sein Lieblingsteam im schwedischen Frauenfussball ist ein anderer Glücksbringer zuständig

Zu seinem siebten Geburtstag im Oktober 1980 wollte Dean keinen Zauberwürfel und auch keine Spielfiguren aus Star Wars – Krieg der Sterne. Er wollte mit seinem Vater zu einem Spiel von Chelsea.

Seine Mutter war strikt dagegen. Schließlich machten damals gewalttätige Hooligans viele englische Stadien unsicher. Dean bat und bettelte unermüdlich. Sein Vater schlug sich auf seine Seite und schließlich gab die Mutter nach.

"Das werde ich nie vergessen", erzählt Dean Fraser-Phillips gegenüber FIFA.com. "Es war an meinem siebten Geburtstag. Ich war unglaublich aufgeregt. Mein Vater kaufte mir eine Fan-Rosette, das Stadionheft und einen Schal. Chelsea spielte gegen Newcastle und wir gewannen mit 6:0. Der Schal begleitet mich seitdem mein ganzes Leben. Meine Frau nennt ihn meine zweite Haut."

Mittlerweile war der Schal bei mehr als 600 Spielen in 25 Ländern, darunter zwei UEFA Champions League-Endspiele, drei FA Cup-Finals und aus Jux und Tollerei auch noch beim Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich 1998™. Dean ist überzeugt, dass der Schal das Glück magisch anzieht.

"1993 konnte ich den Schal wochenlang nicht finden", erzählt er. "Von Oktober bis Dezember blieben wir in elf Spielen sieglos, kassierten neun Niederlagen. Eines Tages fand meine Mutter ihn dann. Ich legte den Schal um, ging ins Stadion – und Chelsea gewann die nächsten drei Spiele! Damals dachte ich mir schon: 'Dieser Schal ist was ziemlich Besonderes.' "

"In den 1990er Jahren hab ich den Schal mal im Old Trafford in Manchester verloren. Danach blieben wir zehn Spiele am Stück ohne Sieg. Das war lange vor all den Sozialen Medien, die wir heute haben. Ich schrieb einen Brief an den Klub und erklärte am Telefon, dass ich meinen Glücksbringer-Schal verloren hatte. Tatsächlich meldete sich einige Zeit später per SMS ein Fan, der ihn in einem Park gefunden hatte.

Ein Fan von Manchester City, wie sich herausstellte. Zum Glück war er kein Fan von unserem Erzrivalen Tottenham, dann hätte er sich bestimmt den Allerwertesten damit abgewischt und den Schal dann in den Müll gesteckt (lacht). Als ich den Schal zurück hatte, gewannen wir die nächsten vier Spiele, ohne ein einziges Gegentor."

"Und dann waren da noch die Champions League-Endspiele. 2008 spielten wir in Moskau gegen Manchester United. Beim Elfmeterschießen nahm ich irgendwann vor lauter Nervosität den Schal ab. Prompt verschoss John Terry seinen Elfmeter und es war aus und vorbei!

2012 spielten wir in der Allianz Arena gegen Bayern München. Ein Freund sagte zu mir: 'Das ist doch dein Glücksschal, oder? Nimm den bloß nicht ab!'

"Aber es war ziemlich warm, also nahm ich ihn doch ab. Bayern schoss ein Tor. Ich legte ihn wieder um. Wir schossen ein Tor. Es ging ins Elfmeterschießen. Ich nahm den Schal ab und wir verschossen unseren ersten Elfmeter. Ich legte ihn wieder um und die Bayern verschossen zwei Elfmeter und wir hatten gewonnen!"

Seitdem habe ich den Schal wirklich immer um, egal wie warm es ist. Er ist ein Glücksbringer und ich bin ein unglaublich abergläubischer Mensch geworden.

Ich sage nicht, dass wir immer gewonnen haben, wenn ich ihn trug, aber bei den wirklich großen Spielen lief es immer schlecht für uns, wenn ich den Schal nicht um den Hals hatte, und immer gut, wenn ich ihn wieder umlegte."

Seit knapp einem Jahrzehnt hat Dean neben dem Schal noch einen weiteren Glücksbringer. 2011 zog der in Schottland geborene und in England aufgewachsene Schriftsteller und Songschreiber nach Schweden.

"Ich machte mich auf die Suche nach einem Fussballteam, das ich unterstützen konnte", so Dean. "Ich war in eine Stadt namens Norrkoping gezogen und hatte mir ein paar Herrenteams vor Ort angesehen. Aber ich empfand keine Verbundenheit, keine Leidenschaft. Ich fühlte mich, als würde ich meine Frau betrügen.

2012 sagte mir dann meine gute Freundin Lisa De Vanna: 'Ich hab einen neuen Verein und komme nach Schweden zum Fussballspielen – nach Linkoping. Ich sagte: 'Das ist gerade mal 20 Minuten entfernt.' "

"Ich hatte Lisa kennen gelernt, als ich in Australien lebte. Ich ging zu einem Spiel, sah sie und fragte mich: 'Wer zum Teufel ist das!? Sie kann ja rennen wie Carl Lewis.' Ich halte sie für die körperlich fitteste Fussballerin, die ich je gesehen habe.

Seit 20 Jahren ist sie eine meiner besten Freundinnen. Wir telefonieren wirklich jeden Tag miteinander. Ich liebe sie einfach, denn sie ist ein absolut unglaublicher Mensch."

"Jedenfalls spielten damals Karen Bardsley, Nilla Fischer, Lotta Rohlin, Pernille Harder, Magdalena Eriksson und Jonna Andersson für Linkoping. Über Lisa habe ich einige meiner allerbesten Freundinnen kennen gelernt. Fran Kirby, Sam Kerr, tolle Freundinnen.

Mir wurde klar, dass ich den Frauenfussball einfach sehr liebe. Und zwar nicht, weil meine beste Freundin spielte, sondern weil er mir viel besser gefällt als Männerfussball.

Meine Nichte kaufte mir einen Teddybär. Wir nannten ihn Leo. Leo ist so etwas wie mein Chelsea-Schal in Linkoping. Ich nahm ihn mit ins Stadion und wir gewannen zwei Mal in Folge die Meisterschaft.

Dann zog ich um und verstaute Leo irgendwo in einem Schrank. Wir landeten auf dem siebten Platz, dann sogar auf dem achten. Irgendwann fragte mich meine Nichte nach Leo, also machte ich mich auf die Suche, fand ihn und nahm ihn wieder mit ins Stadion. Prompt gewannen wir vier Spiele in Folge. Diese Saison kommt Leo zu jedem Spiel mit, das können Sie mir glauben (lacht).

Wenn ich ins Stadion gehe, muss ich auch jedes Mal auf dem gleichen Platz sitzen. Wenn nicht, verlieren wir. Wenn doch, gewinnen wir. Der Fussball hat dazu geführt, dass ich auch in anderen Lebensbereichen jetzt ziemlich abergläubisch bin."

Und auch auf seine bessere Hälfte Emilia hat Deans Aberglaube abgefärbt.

"Meine Frau ist Fan von Real Betis – schließlich kommt sie aus Sevilla", erzählt er. "Sie hat jetzt auch einen Glücksbringer, den sie zu jedem Spiel mitnimmt: Ein Buch namens *The Frying Pan of Spain* von Colin Millar, in dem es um die Rivalität zwischen Real Betis und dem FC Sevilla geht. Am vergangenen Sonntag nahm sie das Buch mit in ein Café und Real Betis siegte mit 2:1 gegen Real Madrid (*lacht*).

Das Glücksbringerbuch verrichtet seinen Dienst gerade mal seit einem Jahr. Deans Ehe mit seinem Schal hingegen dauert nun schon fast 40 Jahre.

"Vierzig Jahre, wow", meint Dean. "Ich bin ich wirklich stolz auf den Schal. Wenn ich mal sterbe, muss er mit mir begraben werden.

Abgesehen von meiner Frau ist mir der Schal das Liebste auf der Welt. Er gehört untrennbar zu mir. Sollte mein Haus mal brennen, wäre der Schal das erste, was ich retten würde. Nach meiner Frau, natürlich!"