Montag 22 April 2019, 07:16

Ein blinder Fussball-Moderator bei der BBC

  • Mani Djazmi wurde als kleines Kind für eine Augen-Operation nach Großbritannien gebracht

  • Trotz der erfolglosen Operation gab er seinen Traum von einer Karriere als Sportjournalist nicht auf

  • Der BBC-Moderator sprach mit FIFA.com über seinen Weg

Mani Djazmi kam im Alter von vier Jahren nach Großbritannien. Eigentlich rechnete seine Familie damals damit, nach zwei Wochen in die iranische Heimat zurückzukehren. 35 Jahre später hingegen sind die Djazmis immer noch in Großbritannien. Man kann wohl mit Fug' und Recht behaupten, dass sich für sie nicht alles wie geplant entwickelt hat.

Heute ist Mani ein angesehener Journalist bei der weltbekannten BBC. Er moderiert die BBC-Sendung World Football Show mit Berichten über den Fussball rund um die Welt und intensiven Diskussionen mit seinen regelmäßigen Gästen Heather O'Reilly, Peter Odemwingie und Pat Nevin.

Die Zuhörer schätzen Djazmi wegen seiner Leidenschaft für den Fussball, über den er nahezu alles weiß. Er findet stets einen Draht zu seinen Interviewgästen und bezieht seine Gäste, ehemalige und aktuelle Nationalspieler, mit ein. Dabei vergisst man einen Aspekt schnell, der seinen Aufstieg in der Fussball-Medienwelt besonders bemerkenswert macht: Djazmi ist blind.

Gegenüber FIFA.com erzählt er: "Während wir auf den Termin für die Operation warteten, erfuhren meine Eltern von einer Schule in der Nähe der Klinik, die hervorragend für die Betreuung von Kindern mit Behinderungen eingerichtet war – auch für blinde Kinder. Zwar konnte damals noch niemand von uns Englisch, doch wir entschieden uns trotzdem, zu bleiben."

Manis Liebe zum Fussball war die eine Sache, seine Leidenschaft für den Journalismus eine andere. "Schon in Iran bin ich oft durch die Wohnung gelaufen und habe so getan, als würde ich Leute interviewen", erzählt er. "Meine Freunde bekamen Computerspiele geschenkt. Ich hingegen wünschte mir Kopfhörer und ein Mikrofon, um Radiosendungen zu machen. Letztlich war es gut, dass ich regelrecht besessen von dieser Idee war. Denn ich habe viele Ablehnungen erlebt und hätte sonst vielleicht aufgegeben. Aber einen Plan B hatte ich nicht.

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Eher zufällig kam Mani dann mit der BBC-Sendung In Touch für blinde und sehbehinderte Zuhörer in Kontakt. Doch immer wieder schlug ihm die gleiche Skepsis entgegen. Dann entschied er sich, auf eigene Kosten zum AFC Asien-Pokal 2011 nach Katar zu fahren. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig.

"Ich wollte mich als Journalist für den asiatischen Fussball etablieren und sagte mir: 'Du kannst nicht ernst genommen werden, wenn du nicht beim Asien-Pokal dabei bist.' Allerdings habe ich bei Turnieren normalerweise eine Begleitperson bei mir, die im Stadion und in der Mixed Zone als meine Augen fungiert. Das war nun aber nicht der Fall."

Schließlich half ein Freund eines Freundes aus. Doch da die beiden in ihrer neuen Rolle noch sehr unerfahren waren, begann Djazmis Abenteuer beim AFC Asien-Pokal mit einer peinlichen Begebenheit.

Er erzählt: "Im ersten Spiel siegte Australien mit 1:0 gegen Bahrain und Mile Jedinak erzielte das Tor. Nach dem Spiel sagte ich in der Mixed Zone: 'Es wäre tolle Sache, wenn wir Jedinak kriegen könnten', und mein Helfer sagte kurz darauf: 'Da hinten kommt er, und der Trainer (Holger Osieck) ist direkt hinter ihm.'"

"Wenige Minuten später sagte er: 'Gut, er steht jetzt genau vor dir.' Ich sagte also: 'Mile, solche Tore gelingen Ihnen nicht oft', und dann hörte ich diese Stimme mit dem unverkennbar deutschen Akzent: 'Ich bin der Trainer!' Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken."

"Aber es bringt nichts, sich nach solchen Situationen einzugraben. Ich habe also weiter gemacht, habe während des Turniers eine Menge Kontakte hergestellt und ein paar Beiträge für World Football gemacht. Dann kamen weitere Kontakte hinzu und alles hat sich gut entwickelt. Schließlich und endlich habe ich dann einen Vollzeit-Arbeitsvertrag von der BBC bekommen und mache seitdem diese Arbeit."

Die Hörer der Sendung World Football wissen, dass er diese Arbeit mit großer Hingabe und Sicherheit macht. Der Weg von der erfolglosen Augenoperation zu einem bekannten Radiomoderator war für Mani nicht ohne Hindernisse. Doch mit seinem Talent, seiner Leidenschaft und seinen Kenntnissen hat er beste Voraussetzungen, noch viele Jahre lang zu den geschätzten Stimmen rund um den Fussball zu gehören.