Montag 17 Oktober 2016, 13:12

ManUnited vs. Reds: Duell zweier Giganten

"The salt in the soup." (Das Salz in der Suppe) - Die Rivalität zwischen dem FC Liverpool und Manchester United ist nicht nur in England etwas ganz Besonderes. Das weiß auch Jürgen Klopp, der seit knapp einem Jahr an der Anfield Road das Zepter schwingt. Am Montag kann der Deutsche die Tabellenführung der Premier League erobern. Die Konkurrenz zwischen den beiden Mannschaften ist eine der großen Rivalitäten auf der Insel und es ist auch das Duell zwischen Klopp und José Mourinho, der im Sommer zu ManUnited kam und zahlreiche Weltklasse-Akteure wie Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba sowie Klopps Ex-Schützling Henrikh Mkhitaryan (damals bei Borussia Dortmund) nach Old Trafford holte.

"Es wird niemals ein normales Spiel sein. Beide Klubs haben eine lange Tradition, die ganze Welt wird dieses Spiel anschauen", so Klopp und sein Gegenüber ergänzt: "Es ist ein großes Spiel. Vergleichbar mit Madrid gegen Barcelona, Milan gegen Inter oder Porto gegen Benfica Lissabon."

FIFA.com nimmt das ewige Duell zwischen den Reds und den Red Devils genauer unter die Lupe.

Im gleichen Jahrhundert gegründet Als Tom Williams, der damalige Vorsitzende des FC Liverpool, 1959 auf Bill Shankly, den damaligen Trainer von Huddersfield Town zukam, fragte er: "Würden Sie gern das beste Team im Land trainieren?" Shanklys Antwort: "Warum? Wirft Matt Busby bei Manchester United das Handtuch?"

Dieser Kommentar war zwar nicht ernst gemeint, aber er spiegelt doch eine Tatsache wieder: Der FC Liverpool und Manchester United wurden zwar beide im 19. Jahrhundert gegründet, aber die große Rivalität zwischen den beiden Klubs kam erst nach Shanklys Amtsübernahme und dem nachfolgenden Aufstieg der Reds in die erste Liga so richtig zum Tragen.

Im Jahre 1959 hatten die beiden Klubs zusammen insgesamt zehn Ligatitel gewonnen. Shankly riss Liverpool aus dem Tiefschlaf und stieg mit dem Klub 1962 in die erste Liga auf. Bereits zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg holte man den ersten Meistertitel.

Das von Busby trainierte Manchester United reagierte prompt auf die Herausforderung und holte den Titel in der nächsten Saison auf die andere Seite der East Lancashire Road.

Einfach ausgedrückt gehören der FC Liverpool und Manchester United zu den größten und erfolgreichsten Klubs der ganzen Welt. Beide kämpfen um die Anerkennung als bester Verein Englands. Liverpool dominierte den englischen Fussball in den 1970er und 1980er Jahren, während United in den beiden nachfolgenden Jahrzehnten das Zepter in die Hand nahm.

Während die Liverpool-Fans auf die fünf Europapokal-Erfolge des Klubs verweisen, rühmt die Fangemeinde Uniteds sich damit, dass ihr Verein Liverpool während der Herrschaft von Sir Alex Ferguson überholt und nun die meisten Ligatitel auf dem Konto hat.

Der BeginnMan würde es sich jedoch zu einfach machen, wenn man die Rivalität der beiden Teams ausschließlich auf die Nachkriegserfolge zurückführte. Dies ist die Geschichte zweier Städte, die zwar nur knapp 50 Kilometer voneinander entfernt sind, aber doch ganz unterschiedlich.

Lee Sharpe, der ehemalige englische Nationalspieler und Mittelfeldspieler von Manchester United, drückte es folgendermaßen aus: "Hier geht es nicht nur um zwei Klubs, sondern um zwei Städte, zwei unglaubliche geschichtliche Hintergründe, zwei Vereine, die sich beide für die größten der Welt halten. Es ist also eine Menge Stolz im Spiel."

Der Kampf um die Vormachtstellung in der Baumwollbranche setzte den Wettbewerb im 18. Jahrhundert in Gang. Liverpool war dank der Errichtung des ersten Docks in Großbritannien zum führenden Welthafen geworden. Im Zuge der industriellen Revolution entwickelte sich Manchester mit seinen Baumwollspinnereien zu einem bedeutenden Industriezentrum, in dem die Fertigungsindustrie unangefochten an erster Stelle stand.

Manchester war ein führendes Produktionszentrum, aber das Material musste aus Liverpool angeliefert werden. Der Hafen von Liverpool erhob hohe Gebühren für den Import von Rohstoffen, die für Manchesters Baumwollspinnereien bestimmt waren. Das rief die Verantwortlichen dort auf den Plan.

Die Stadt beschloss, Liverpool durch den Bau des Manchester Ship Canals einfach zu umgehen, die Güter direkt nach Salford zu transportieren und so die Importgebühren zu sparen. Als der Manchester Ship Canal im Jahre 1894 eröffnet wurde, war die Rivalität zwischen den beiden Städten besiegelt.

Zahlen und FaktenEin Jahr nach der Eröffnung des Manchester Ship Canal, am 12. Oktober 1895, trafen Liverpool und Newton Heath, wie Manchester United früher genannt wurde, zum ersten Mal an der Anfield Road aufeinander. Liverpool fuhr einen 7:1-Kantersieg ein, einen höheren Sieg hat es in den folgenden  Jahren für keine der beiden Mannschaften mehr gegeben.

1977 standen sich die beiden Klubs zum ersten Mal in einem Pokalfinale gegenüber. Das von Bob Paisley trainierte Liverpool und Tommy Dochertys Manchester United bestritten das Finale des FA Cup in Wembley. Diesmal ging United mit einem 2:1-Sieg vom Platz. Torschützen auf Seiten Manchesters waren Stuart Pearson und Jimmy Greenhoff, zwischendurch sorgte Jimmy Case für den Ausgleichstreffer.

Die beiden Klubs standen sich auch 1996 im Finale des FA Cup gegenüber. Damals steuerte Eric Cantona den Treffer bei, der United zum Sieg verhalf. Liverpool konnte jedoch 1983 und 2003 jeweils das Endspiel des Ligapokals für sich entscheiden.

Im März 2009 kam es im Old-Trafford-Stadion zum Duell zwischen den beiden Klubs. Sie trafen im Rahmen der Premier League aufeinander, und beide Mannschaften durften sich noch Chancen auf den Titel ausrechnen. United ging zunächst durch einen von Cristiano Ronaldo verwandelten Elfmeter in Führung, aber dann erzielte Fernando Torres den Ausgleichstreffer für Liverpool. Ein von Steven Gerrard kurz vor der Halbzeitpause verwandelter Elfer drehte die Partie. Nun hatten die Reds die Nase vorn. Gegen Spielende sorgten dann Fabio Aurelio und Andrea Dossena für zwei weitere Treffer und machten einen denkwürdigen 4:1-Sieg für Liverpool perfekt.

Für Sir Alex Ferguson war dies die höchste Niederlage in Old Trafford seit seinem Amtsantritt. Aber wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten, und das war United. Der Klub sicherte sich nämlich am Ende zum dritten Mal in Folge den Meistertitel.

Die GegenwartMit dem Erfolg beider Mannschaften hat sich die Beziehung zwischen den Klubs innerhalb der letzten 50 Jahre verschlechtert. Diese Tatsache ist umso bedauerlicher, wenn man sich den großen Respekt vor Augen führt, den Busby und Shankly voreinander hatten. Shankly beschrieb Busby einmal als "besten Trainer, den es je gab", während Busby nach der Nachricht vom Tode Shanklys im Jahre 1981 so aufgewühlt war, dass er keinerlei Anrufe von Journalisten entgegennahm, die eine Reaktion einfangen wollten.

Den letzten direkten Transfer zwischen den beiden Vereinen gab es tatsächlich, als Busby und Shankly noch im Amt waren. Phil Chisnall, der Old Trafford im Jahre 1964 in Richtung Anfield verließ, meint rückblickend: "Niemand äußerte sich negativ über den Wechsel und ich wurde freundlich empfangen, als ich mit Liverpool wieder bei United antrat."

Ganz anders lief es ab, als 2007 Gabriel Heinzes Wechsel nach Liverpool zur Debatte stand. Damals untersagte United ihm nämlich das Anheuern beim größten Rivalen. Nach dem Heinze offen von seinem Wunsch gesprochen hatte, nach Liverpool zu wechseln, zogen beide Seiten Anwälte hinzu und er ging schließlich zu Real Madrid.

In den letzten Jahren gab es auch immer wieder Probleme auf dem Spielfeld und auf den Rängen. 2006 bekam Gary Neville vom englischen Fussballverband eine Strafe aufgebrummt, weil er 50 Meter zurücklegte, um einen United-Sieg direkt vor den Liverpool-Fans zu feiern. Luis Suarez bekam eine Sperre von acht Spielen, weil er Patrice Evra beim Aufeinandertreffen der beiden Teams im Oktober 2011 an der Anfield Road mit rassistischen Äußerungen beleidigt hatte.

Der Erfolg, den Manchester United nach dem Amtsantritt von Sir Alex Ferguson im Jahre 1986 genoss, mag der Auslöser für den tiefen Spalt zwischen den beiden Klubs sein. Er sagte einmal, seine "größte Herausforderung sei es, Liverpool von seinem hohen Ross zu stoßen". Diese rote Linie vergrößerte die Kluft zwischen den beiden Vereinen noch.

"Für mich wird die Partie gegen Liverpool immer ein Derby sein", so Ferguson weiter. "Die Ursache dafür liegt in der Geschichte. Als ich hierher kam, waren sie die Nummer eins in England. Sie hatten vier Mal den Europapokal gewonnen und ziemlich viele Meistertitel. Mein Ziel war es, gegen sie gut auszusehen und möglichst den Spieß umzudrehen. Es ist schwer für mich, sich der Geschichte zu widersetzen."

Aber mit der richtigen Stimmung bieten die Partien zwischen dem FC Liverpool und Manchester United genau das, was den größten Reiz des Fussballs ausmacht: Stolz, Leidenschaft und Siegeswillen. Die zwei Urgesteine der beiden Klubs, Jamie Carragher and Ryan Giggs, erklären mit treffenden Worten, dass eine starke Rivalität keinesfalls die gegenseitige Wertschätzung und Achtung voreinander schmälern muss.

"Ich hatte immer Respekt vor ihnen", so Carragher. "Sie sind ein anständiger Verein, genau wie wir, und sie sollten uns auch Respekt entgegenbringen. Sie sind nicht blasiert oder überheblich. Bei United gibt es nicht einen Spieler, von dem ich denken würde: 'Gott, ich hasse ihn!"

Giggs dazu: "Ich glaube, ich habe Liverpool, der Vereinsgeschichte und dem hervorragenden Team, das sie haben, immer gebührenden Respekt entgegengebracht. Aber gleichzeitig ist es auch das Team, gegen das ich am liebsten gewinne."