Donnerstag 13 August 2020, 04:05

Cook-Inseln: Viele Herausforderungen im Inselparadies

  • Auf den Cook-Inseln verteilen sich wenige Menschen auf eine riesige Fläche

  • Die Polynesier konnten in der Qualifikation für Russland 2018 zwei Siege in Folge verbuchen

  • Nutzung der begrenzten Ressourcen weiterhin eine Herausforderung

Kaum ein Nationalverband ist mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert wie die Cook-Inseln. Die Staatsgrenze umschließt ein riesiges Areal, auf dem ein Großteil Westeuropas Platz hätte, gleichzeitig handelt es sich allerdings um eines der bevölkerungsärmsten Länder der Erde. Dies bringt für den Fussballverband der Cook-Inseln (CIFA) eine enorme Herausforderung mit sich, wenn es darum geht, das Maximum aus den vorhandenen Fussballressourcen herauszuholen.

Die Cook-Inseln zählen außerdem zu den entlegensten Nationen der Welt. Das kleinste Mitgliedsland der FIFA außerhalb der Karibik befindet sich am äußersten Ende Ozeaniens. Nur Französisch-Polynesien (Tahiti) liegt noch zwischen den Cook-Inseln und dem etwa 8.000 Kilometer entfernten südamerikanischen Festland.

Auf den Cook-Inseln leben gerade einmal 17.000 Menschen, doch die Inselnation ist punktförmig über eine unglaubliche Fläche von 2,2 Millionen Quadratkilometern Ozean verteilt. Nur um einen Vergleichswert zu haben: Das ist in etwa die doppelte Größe Frankreichs.

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Obwohl die Cook-Inseln seit 1965 unabhängig sind, zählen sie zu den neueren FIFA-Mitgliedern. Sie haben sich dem Weltfussballverband 1994 angeschlossen, etwa 23 Jahre nach der Gründung des CIFA. Die Polynesier haben an der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1994™ teilgenommen, konnten jedoch erst im Qualifikationswettbewerb für die letzte WM-Auflage Spuren hinterlassen.

In der ersten Runde der Ozeanien-Qualifikation für Russland 2018 gewannen die Cook-Inseln zum ersten Mal ein WM-Qualifikationsspiel gegen einen FIFA-Mitgliedsverband und wiederholten den Erfolg nur 48 Stunden später. Nur aufgrund der Tordifferenz blieb der Inselnation der unerwartete Einzug in die nächste Runde verwehrt und damit auch die seltene Chance, in einem Pflichtspiel gegen die ozeanische Supermacht Neuseeland anzutreten.

Das Team bestand zum Teil aus im Ausland lebenden Akteuren. Eine beträchtliche Anzahl in Frage kommender Nationalspieler lebt nämlich in Australien und insbesondere in Neuseeland. Doch die Organisation von Länderspielen gestaltet sich nicht einfach, denn der nächste Nachbar, Tahiti, ist über 1000 Kilometer entfernt.

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Die Hauptinsel Rarotonga ist der Dreh- und Angelpunkt des Fussballs auf den Cook-Inseln. Hier befindet sich auch der beeindruckende, mithilfe von FIFA-Mitteln errichtete Verbandssitz, der 2009 eingeweiht wurde. Außerdem wurden auf Rarotonga schon zahlreiche OFC-Wettbewerbe ausgetragen. Auch die meisten wichtigen Klubs des Inselstaates sind auf Rarotonga angesiedelt. Allerdings verfügen sieben weitere Inseln über lokale Fussballverbände, obwohl ihre Einwohnerzahlen sich meist nur im dreistelligen Bereich bewegen.

Der CIFA hat kürzlich auf der Insel Atiu ein viertägiges Trainerseminar durchgeführt. Mit welchen Schwierigkeiten der Verband konfrontiert ist wird jedoch allein dadurch deutlich, dass für die Anreise 300 Kilometer zurückgelegt werden mussten.

Trotz der geographischen Hindernisse hat der CIFA seine Entwicklungsprogramme erfolgreich umgesetzt und führt regelmäßig Turniere auf nationaler Ebene durch. Die alle zwei Jahre stattfindende Jugendmeisterschaft gehört zu den wichtigsten Terminen auf dem Fussballkalender. Sie spielt nämlich eine wichtige Rolle bei der Sichtung von Spielern für die Teilnahme am OFC-Wettbewerb. Der Fussball ist jedoch anders als im benachbarten Tahiti starker Konkurrenz von anderen Sportarten wie Rugby League und Netball ausgesetzt.

Außer der A-Nationalmannschaft konnten in letzter Zeit auch andere Teams des Landes auf Länderspielebene Erfolge verbuchen. Die jüngste Altersklasse der Frauen-Nationalteams erreichte bei der OFC-U-16-Meisterschaft 2017 das Halbfinale, und ein Jahr zuvor gewannen die Cook-Inseln das Qualifikationsturnier der OFC-U-19-Meisterschaft, das traditionell von Samoa dominiert wird.

Dies ist ein Artikel unserer Serie 'Das globale Spiel' über Fussball an entlegenen Orten weit abseits des Rampenlichts. Nächste Woche geht unsere Reise auf die Färöer.