Mittwoch 09 November 2016, 13:56

Coleman tritt in große irische Fußstapfen

Der Ire Seamus Coleman war gerade erst 13 Jahre alt, als sein Heimatland zum letzten Mal an einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ teilnahm. In dem Fischerstädtchen Killybegs im malerischen County Donegal verfolgte Coleman damals – wie das ganze Land – gebannt die Spiele in Korea und Japan und erlebte zusammen mit Familie und Freunden förmlich am Fernseher klebend mit, wie die Boys in Green es bis ins Achtelfinale schafften.

Noch heute erinnert man sich in Irland voller Stolz vor allem an den Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand gegen den späteren Finalisten Deutschland durch Robbie Keane in der Nachspielzeit. Der damals 21-Jährige beförderte den Ball aus kurzer Distanz an Oliver Kahn vorbei in die Maschen. Noch 14 Jahre später schwärmt Coleman davon und kann sich noch sehr genau an die Szene erinnern.

"Ich sehe das Tor von Robbie Keane gegen Deutschland vor mir, als wäre es gestern gewesen", so der Rechtsverteidiger des FC Everton gegenüber FIFA.com. "Das war ein unglaublicher Moment. Die irischen Fans werden sich immer daran erinnern. Ich bin sicher, fast alle können genau sagen, wo sie in dem Moment waren, als dieses Tor fiel. Es war eine großartige Zeit für Irland und ein großartiges Turnier. Hoffentlich können wir der jungen Generation auch Grund zum Jubeln geben, indem wir uns für die nächste WM-Endrunde qualifizieren."

Nachdem er 2002 mit leuchtenden Augen Keanes Tor verfolgt hatte, sollte Coleman nicht nur Mannschaftskamerad des irischen Rekordnationalspielers und –torschützen werden, sondern nun auch sein Nachfolger als Kapitän der Nationalmannschaft. Keane hatte im August 2016 seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, nachdem er in 146 Länderspielen nicht weniger als 68 Tore für die Iren erzielt hatte.

Bei der UEFA EURO 2016 hat Coleman bereits einen ersten Eindruck von seinem neuen Kapitänsamt bekommen. Er führte das Team in der Gruppenphase zu einem unvergesslichen Sieg gegen Italien. Pünktlich zum Beginn der WM-Qualifikation übertrug Nationaltrainer Martin O’Neill ihm dann die Kapitänsbinde dauerhaft.

"Der Trainer hat mich angerufen und mir das mitgeteilt", so Coleman. "Die Nachfolge von Robbie Keane anzutreten, ist ein riesiger Schritt für mich. Als Kind wollte ich immer für Irland spielen, aber dass ich jetzt sogar Kapitän bin, übertrifft das ja noch einmal. Es ist ein überwältigendes Gefühl und ich bin sehr stolz darauf."

"Natürlich kann ich nicht nachmachen, was Robbie Keane auf dem Platz geleistet hat. Aber wenn ich dieses Amt auch nur mit einem Bruchteil seiner Leidenschaft und seines Stolzes ausfülle, habe ich es schon ganz gut gemacht. Er ist ein sehr stolzer Ire, er liebte es, für sein Land zu spielen und er vermittelte den Jungs, was es bedeutet, das grüne Trikot zu tragen. Wenn ich davon ein bisschen übernehmen und weitergeben kann, habe ich schon viel erreicht, denn 68 Tore werde ich wohl beim besten Willen nicht schießen!"

Für die Fans Wie schon bei der EURO 2016 können sich Coleman und die gesamte Nationalmannschaft auf die leidenschaftliche Unterstützung der Fans verlassen. Die irischen Anhänger sind geschätzt, denn sie sind leidenschaftlich, lautstark und immer gut gelaunt. Coleman genießt es, vor einer unüberhörbaren grünen Kulisse zu spielen und ist sicher, dass die Unterstützung der Fans auch auf dem Weg nach Russland ein enorm wichtiger Faktor ist.

"Die Fans haben uns in den vergangenen Jahren geholfen, gute Resultate zu holen. Das war ganz besonders bei dem Italien-Spiel so. Wir brauchten unbedingt etwas Zählbares. Dieser Erfolg hat uns den Sprung aus der Gruppenphase beschert", so Coleman. "Die Fans sind in Scharen zur Europameisterschaft gereist und waren dort nicht zu überhören. Außerdem benehmen sie sich stets anständig. Auch das ist bei Auswärtsspielen sehr wichtig. Ich bin sehr stolz darauf, für Fans spielen zu dürfen, die ihr Land so leidenschaftlich unterstützen."

Das Trainergespann mit Cheftrainer Martin O’Neill und Assistenztrainer Roy Keane hat Irland erfolgreich durch die Qualifikation für die EURO 2016 geführt. In der Qualifikation für die nächste WM liegen die Boys in Green derzeit nach drei Spielen punktgleich mit Serbien an der Spitze der Gruppe D. Am 12. November steht die Partie gegen Österreich auf dem Programm.

"Das ist eine prima Konstellation. Ich lerne ständig etwas Neues dazu", so Coleman über das Trainergespann. "Beide haben sehr viel für den Fussball geleistet. Bei der EURO lief es sehr gut für uns. Nun wollen wir darauf aufbauen. Bislang läuft es sehr gut. Wir alle lernen von ihnen."

Nach dem beeindruckenden Auftritt der Iren bei der Europameisterschaft mit dem Erreichen des Achtelfinales sind die Erwartungen in Bezug auf die Qualifikation für Russland 2018 natürlich gestiegen. Sollte Irland die vierte Qualifikation für eine WM-Endrunde gelingen, könnte Coleman in die Fußstapfen von Fussballlegenden wie Mick McCarthy, Andy Townsend und Steve Staunton treten und auf der größten Fussballbühne der Welt die Kapitänsbinde tragen.

"Das wäre einfach unglaublich", meint er. "Denn zuallererst würde das ja bedeuten, dass sich die Mannschaft qualifiziert hat. Das wäre das Allerwichtigste. Natürlich wäre es für mich ein zusätzlicher Bonus. Aber ich bin in erster Linie für die Mannschaft da. Es geht also darum, mit der Mannschaft dorthin zu kommen. Dort die Kapitänsbinde zu tragen, wäre für mich das Tüpfelchen auf dem 'i'."